Die Pestizid-Initiative macht längst nicht nur Bauern nervös. Sollte die Schweiz bei der Abstimmung vom 13. Juni ein komplettes Verbot synthetischer Pestizide einführen, hätte dies ebenso für Hobbygärtnerinnen und -gärtner Konsequenzen, wie Blick berichtete. Und was vielen nicht bewusst sein dürfte: Betroffen wäre auch der Sport.
Optimale Bedingungen für Schädlinge
Um zu gewährleisten, dass der Rasen immer schön dicht und sattgrün ist, kommen in Fussballstadien und auf Golfplätzen heute Fungizide zum Einsatz. Mit den Pflanzenschutzmitteln versuchen Platzwarte zu verhindern, dass sich Pilzkrankheiten auf dem Rasen ausbreiten. Gerade in einem Stadion herrschen im Sommer optimale Bedingungen für die Schädlinge. Zwar werde auch ein spezielles UV-Licht eingesetzt, um dem Pilzbefall entgegenzuwirken, sagt David Gadze, Mediensprecher des FC St. Gallen. «Die Strahlung kann jedoch bloss die Pilze an den Grashalmen abtöten, jene im Boden beziehungsweise an den Wurzeln nicht.»
Deshalb komme man – wie alle anderen Fussballklubs – nicht darum herum, den Rasen mit Fungiziden zu behandeln. «Ansonsten wäre das Terrain innert weniger Wochen beschädigt respektive unbespielbar und müsste ersetzt werden», sagt Gadze.
Neuer Rasen wegen Pilzbefall
Zu diesem Schluss kommt auch Eric Hardman. Der ausgebildete Sportstättenplaner war über 20 Jahre zuständig für die Sportanlagen in der Stadt Basel. Er führt heute ein eigenes Planungsbüro für Sportrasen. Die Pestizid-Initiative wäre für den Fussball eine Katastrophe, warnt er. «Oder wollen sie etwa auf einer Blumenwiese tschutten?»
Rasen-Experte Hardman sagt, dass die Initiative den Sport teuer zu stehen käme. Der FC Basel musste sein heiliges Grün 2017 komplett herausreissen, weil es wegen Pilzbefalls nicht mehr zu retten war. Kostenpunkt: eine Viertelmillion Franken. Auch der FC St. Gallen hatte schon mehrfach mit Gras-Schädlingen zu kämpfen, konnte aber mit dem Einsatz von Fungiziden verhindern, dass der ganze Rasen ersetzt werden musste.
Kunstrasen sei erst recht eine «CO2-Schleuder»
«Ohne Pestizide wäre der Totalschaden vielfach nicht mehr abzuwenden», sagt Hardman. «Dann wird der ganze Rasen rückgebaut, und von Holland müssen 25 Lastwagen mit neuem Rollrasen hergekarrt werden.» Damit schade man der Umwelt mehr, als sie zu schützen, gibt er zu bedenken. «Pestizide hingegen werden im Rasensport bereits heute gezielt und nur wenn absolut notwendig eingesetzt.»
Gar keine Pestizide braucht ein Kunstrasen. Nicht nur bei Fussballerinnen und Fussballern ist dieser allerdings verpönt. Ein Rasen aus Plastikgräsern schneidet auch ökologisch schlechter ab als ein Naturrasen. «Er besteht aus 100 Prozent Erdöl – eine CO2-Schleuder!», sagt Hardman.
Golfer würden schief schiessen
Im Golfsport sähe man bei einem Ja zur Pestizid-Initiative ebenfalls Probleme auf sich zurollen. Jan Driessens vom Verband Swiss Golf äussert sich nicht konkret zur Pestizid-Initiative. Er betont aber, dass man schon jetzt daran arbeite, den Einsatz von synthetischen Pestiziden und Düngemitteln zu reduzieren. Pestizide würden heute nur noch auf unter zwei Prozent der Gesamtfläche eines Golfplatzes eingesetzt.
Driessens gibt zu bedenken: Golfspielerinnen und Golfspieler müssten sich darauf einstellen, dass bei einem vollständigen Verzicht auf Pestizide der Platz nicht mehr ganz so grün und die «Spurtreue und Geschwindigkeit des Greens eventuell darunter leiden könnten».
Dasselbe im Fussball, sagt Eric Hardman. Würde ein Klub trotz des Pestizid-Verbots beim Naturrasen bleiben, müsste er laut dem Rasen-Experten auf resistente Gräser umsteigen, die allerdings nicht so gleichmässig wachsen wie die heute gebräuchlichen. Hardman verwirft die Hände: «Dann werden wir keinen geraden Schuss mehr sehen!»
Mit der Trinkwasser- und der Pestizid-Initiative stimmt die Schweiz am 13. Juni über zwei Vorlagen ab, die sich thematisch sehr ähnlich sind.
Hinter der Trinkwasser-Initiative steht Fitnesstrainerin Franziska Herren (54). Sie will unter anderem, dass nur noch jene Bauern Direktzahlungen erhalten, die keine Pestizide verwenden. Landwirte dürfen zudem nur so viele Tiere halten, wie sie mit Futter ernähren können, das auf dem eigenen Betrieb produziert wird.
Die Pestizid-Initiative, die von einem Bürgerkomitee aus der Westschweiz eingereicht wurde, ist noch extremer und will ein komplettes Verbot synthetischer Pestizide – nicht nur für die Landwirtschaft. Es sollen auch keine Güter mehr importiert werden dürfen, bei deren Herstellung Pestizide zum Einsatz kamen.
Bundesrat und Parlament lehnen beide Initiativen ab.
Mit der Trinkwasser- und der Pestizid-Initiative stimmt die Schweiz am 13. Juni über zwei Vorlagen ab, die sich thematisch sehr ähnlich sind.
Hinter der Trinkwasser-Initiative steht Fitnesstrainerin Franziska Herren (54). Sie will unter anderem, dass nur noch jene Bauern Direktzahlungen erhalten, die keine Pestizide verwenden. Landwirte dürfen zudem nur so viele Tiere halten, wie sie mit Futter ernähren können, das auf dem eigenen Betrieb produziert wird.
Die Pestizid-Initiative, die von einem Bürgerkomitee aus der Westschweiz eingereicht wurde, ist noch extremer und will ein komplettes Verbot synthetischer Pestizide – nicht nur für die Landwirtschaft. Es sollen auch keine Güter mehr importiert werden dürfen, bei deren Herstellung Pestizide zum Einsatz kamen.
Bundesrat und Parlament lehnen beide Initiativen ab.