Auf einen Blick
- Räumung des Munitionslagers in Mitholz verzögert sich, Schadstoffuntersuchungen laufen
- Betroffene Bewohner erhalten mehr Zeit für Umzug und Hausbau
- 3500 Tonnen Munition mit hunderten Tonnen Sprengstoff müssen geräumt werden
Vor der Räumung des verschütteten Munitionslagers der Armee in Mitholz, führen Spezialisten umfangreiche Untersuchungen zur Schadstoffbelastung durch. Unter anderem deshalb startet das Plangenehmigungsverfahren ein Jahr später, also erst 2026.
Das wiederum bedeutet, dass der Bund die Liegenschaften, die vom Bau der Schutzmassnahmen für Schiene und Strasse tangiert sind, frühestens Ende 2026 beanspruchen wird.
Die Betroffenen, die wegziehen müssen, erhalten damit etwas mehr Zeit, um ihre Ersatzhäuser zu bauen und zu beziehen, wie der Projektleiter des Bundes, Adrian Götschi, am Donnerstag vor den Medien in Bern sagte.
«Win-win-Situation»
Er sprach von einer «Win-win-Situation», denn die betroffenen Bewohner hätten eben erst die Baubewilligungen für ihre neuen Häuser erhalten. Die neuen Bauparzellen in der Gemeinde Kandergrund müssten auch noch erschlossen werden. Der Bund wiederum brauche etwas mehr Zeit, um die umfangreichen Projektunterlagen für das Genehmigungsverfahren aufzubereiten.
Einen grossen Einfluss auf die Planung und Umsetzung der Räumungsarbeiten hat die Schadstoffbelastung. Um diese möglichst genau zu kennen, finden umfangreiche Untersuchungen statt – voraussichtlich noch bis ins Jahr 2026.
Die bei einer Explosion 1947 in einem Stollen verschüttete Munition sei fein säuberlich dokumentiert, führte Götschi aus. «Hier wissen wir, was uns erwartet.» Dazu gehören etwa Schwermetalle wie Quecksilber, Blei und Antimon sowie Sprengstoffe und deren Abbauprodukte.
Die laufenden und geplanten weiteren Untersuchungen würden helfen, die Belastungsherde einzugrenzen und das Gefahrenpotenzial verlässlicher einzuschätzen, betonte Götschi.
Schadstoffe in hohen Konzentrationen
Klar ist: Im verschütteten Stollen liegt eine grosse Menge an Schadstoffen in hohen Konzentrationen. Auch in Teilen des Schuttkegels vor dem Stollen und beim Geschiebesammler am Stägibach ist von hohen Konzentrationen ausgehen. In den Auswurfzonen der Explosion von 1947 gibt es auch im Talboden belastete Zonen.
Ein Wassermonitoring zeigt laut Götschi, dass es aktuell keine oder höchstens unbedenkliche Schadstoffkonzentrationen im Grund- und Oberflächenwasser ausserhalb des Stollens gebe.
Mit der Räumung des Munitionslagers und den damit verbundenen Schutzbauten fallen grosse Mengen an Abbau- und Aushubmaterial an. Dieses muss von Munitionsrückständen befreit und aufbereitet werden, bevor es allenfalls weiterverwendet werden kann. Diese Reinigung und Aufbereitung geschieht vor Ort, zunächst noch in mobilen Anlagen.
Für die Haupträumungsarbeiten wird dann vor Ort eine stationäre Anlage eingerichtet, wie Götschi sagte. Die Kosten für die Behandlung und Entsorgung des verschmutzten Materials seien in den verabschiedeten Krediten bereits eingerechnet.
3500 Tonnen Munition – hundert Tonnen Sprengstoff
Im Dezember 1947 war es im ehemaligen Munitionslager der Armee in einer Fluh bei Mitholz zu grossen Explosionen gekommen. Das Depot stürzte teilweise ein, neun Menschen starben durch Felsbrocken, die durch die Luft geschleudert wurden. Dutzende Häuser wurden zerstört.
Das VBS geht davon aus, dass in den eingestürzten Anlageteilen und im Schuttkegel heute noch 3500 Bruttotonnen Munition mit einigen Hundert Tonnen Sprengstoff liegen. Von diesen Munitionsrückständen geht ein höheres Explosionsrisiko aus, als früher angenommen wurde. Für die Räumung des Munitionslagers bewilligten die eidgenössischen Räte im September 2023 einen Kredit von 2,59 Milliarden Franken.
Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass bis 2027 Vorausmassnahmen realisiert werden. Bis 2032 sollen Schutzbauten für Strasse und Schiene entstehen. Anschliessend erfolgt die eigentliche Räumung der Munitionsrückstände bis 2040. Rund fünf Jahre später soll das Gelände wiederhergestellt sein.
Zum Schutz der Nationalstrasse soll der Mitholz-Tunnel verlängert werden. Die Bahn wird temporär mit einer Galerie geschützt. Für den Vollausbau des Lötschberg-Basistunnels könnte die Schutzgalerie rechtzeitig erstellt werden, machte Götschi deutlich.
Wegen der Risiken aufgrund der Munitions- und Schadstoffbelastung und wegen Naturgefahren hat der Bund die Linienführung der Tunnelverlängerung erneut überprüft. Und er ist zum Schluss gekommen, das Projekt wie angedacht umzusetzen.