Der Bund hat die Sondiergrabungen im Bahnstollen des ehemaligen Munitionslagers bei Mitholz im Berner Oberland abgeschlossen. Für den Einbau von Steinschlagschutzmassnahmen müssen ab Ende Juni elf Personen temporär ihre Häuser jeweils nachts verlassen.
Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) informierte am Donnerstagabend die lokale Bevölkerung in Mitholz über den Projektstand und die Fortschritte im Zusammenhang mit der Räumung des ehemaligen Munitionslagers der Armee.
Von Oktober 2022 bis Ende März 2024 führte das Kommando Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung (Kamir) Sondiergrabungen im ehemaligen Bahnstollen durch, der zum Munitionslager führte und 1947 verschüttet wurde. Diese Grabungen lieferten dem VBS wichtige Informationen zu Lage, Zustand und Menge der verschütteten Munition, wie es mitteilte.
Rund 30 Tonnen Munition geborgen
Untersucht wurde knapp ein Viertel des Bahnstollens, in zwei grossen Grabungen wurden rund 30 Tonnen Munition geborgen. Die gefundenen Munitionsstücke und die vorhandenen Zünder seien grösstenteils in einem guten Sicherheitszustand, schrieb das VBS weiter.
Diese Ergebnisse liessen sich zwar nicht vorbehaltlos auf die ganze Anlage übertragen, dennoch lasse sich die Räumung mit den verfügbaren Verfahren sicher durchführen. Basierend auf den Erkenntnissen aus den Sondiergrabungen kann das VBS nun die Schutzmassnahmen definieren.
Der Schutz von Mensch und Umwelt werde mit organisatorischen, technischen und baulichen Massnahmen sichergestellt, wobei die zum Schutz der Bevölkerung in Mitholz definierten Perimeter (Evakuations- und Sicherheitsperimeter) ihre Gültigkeit behalten.
Einbau der Steinschlagschutzmassnahmen
Für den Einbau der Steinschlagschutzmassnahmen im Bahnstollen müssen ab dem 24. Juni elf Personen in fünf bewohnten Liegenschaften ihre Häuser temporär verlassen. Sie dürfen sich während maximal zwölf Wochen unter der Woche nachts nicht in ihren Häusern aufhalten. Diese Personen hätten sich privat organisieren können, hiess es weiter.
Bis 2026 müssen 20 Personen aus dem Evakuationsperimeter in Mitholz weggezogen sein, wobei deren zwölf das Dorf bereits verlassen haben, wie es hiess. Bis spätestens 2033 müssen weitere 51 Personen (Stand 2022), deren 20 Liegenschaften sich im Sicherheitsperimeter befinden, aus Mitholz weggezogen sein.
Munitionslager bis Ende 2040 räumen
Zu Änderungen kommt es im Ablauf des Projekts. Das VBS zieht die Erstellung der Anlage für die Behandlung des belasteten Aushubmaterials um mehrere Jahre vor, weshalb sich die Aktivierung des Sicherheitsperimeters auf 2033 nach hinten verschiebt. Insgesamt werde dies das Projekt nicht verzögern. Das ehemalige Munitionslager soll bis Ende 2040 geräumt und das Dorf Mitholz bis Ende 2045 wiederbesiedelt sein.
Nach wie vor in Gang ist der Landerwerb. Das VBS benötigt gewisse Landflächen für das Projekt dauerhaft oder temporär. Es sei um einvernehmliche Lösungen bemüht, teilte es mit. Wenn aber eine Einigung nicht möglich sei, müssten die erforderlichen Flächen enteignet werden. Bislang habe es aber «keine entsprechende Signale» vernommen, dass es soweit kommen werde.
Im Zuge des Projekts werden zudem die Grundstücksgrenzen in Mitholz angepasst. Viele kleine, verstreute Parzellen werden zu grösseren Einheiten zusammengeführt. Diese Optimierung der Pachtflächen soll künftig die Bewirtschaftung dieser Flächen vereinfachen und zu einer Reduktion der Produktionskosten beitragen.
Für den Bauernhof «Meiermatte», den am nächsten beim ehemaligen Munitionslager gelegenen Betrieb, wurde bereits eine Lösung gefunden. Die Familie übernimmt einen Landwirtschaftsbetrieb in Kühlewil in der Berner Gemeinde Wald. Das VBS bezeichnete diese Lösung als einen «Meilenstein».
Im Dezember 1947 war es im ehemaligen Munitionslager der Armee bei Mitholz zu grossen Explosionen gekommen. Das Depot stürzte teilweise ein, neun Menschen starben durch Felsbrocken, die durch die Luft geschleudert wurden. Dutzende Häuser wurden zerstört.
Das VBS geht davon aus, dass in den eingestürzten Anlageteilen und im Schuttkegel heute noch 3500 Bruttotonnen Munition mit einigen hundert Tonnen Sprengstoff liegen. Von diesen Munitionsrückständen geht ein höheres Explosionsrisiko aus, als früher angenommen wurde. Für die Räumung des Munitionslagers bewilligten die eidgenössischen Räte im September 2023 einen Kredit von 2,59 Milliarden Franken. (SDA)