Schon zum dritten Mal hat das Stimmvolk mit seinem Ja zum Covid-19-Gesetz die Corona-Politik von SP-Gesundheitsminister Alain Berset (51) bekräftigt. Auch wenn sich die Corona-Situation mittlerweile entspannt hat, so will die Bevölkerung doch auf eine erneute Verschärfung der Lage vorbereitet sein.
Der Bund behält die Entwicklung ebenfalls im Auge und arbeitet mit Blick auf die kältere Saison an seiner neuen Corona-Impfstrategie. Ein Wiederanstieg des Infektionsgeschehens erachtet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nämlich als wahrscheinlich. Nicht nur wegen der bestehenden, sondern auch wegen neuer Omikron-Untervarianten sei «im Herbst/Winter 2023 mit weiteren Infektionswellen zu rechnen», sagt BAG-Sprecherin Céline Reymond zu Blick. Die hohe Immunität in der Bevölkerung dürfte den Druck auf das Gesundheitssystem bei den nächsten Wellen aber in Grenzen halten, so die Einschätzung.
1 bis 1,5 Millionen Impfungen im Herbst
Trotzdem wird weiter geimpft: «Für die Herbst/Winter-Saison ist es das wahrscheinlichste Szenario, dass besonders gefährdeten Personen eine Impfdosis im Herbst empfohlen werden wird», so Reymond. Fertigstellen und kommunizieren will man die Grundzüge der Impfempfehlung für diesen Herbst aber erst im Verlauf des Sommers.
Ging der Bund Anfang Jahr noch von 1 bis 2 Millionen Impfungen aus, so hat er die Zahlen mittlerweile etwas nach unten revidiert. Basierend auf den bisherigen Erfahrungen «dürfte die Zahl bei 1 bis 1,5 Millionen liegen», so Reymond. Wobei die Nachfrage durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Sollte sich etwa die epidemiologische Lage verschlechtern, dürfte auch die Impfnachfrage ansteigen.
Impfdosen hat der Bund genügend beschafft – total 61 Millionen Dosen bis Ende 2023. Bis vergangenen April waren davon rund 17 Millionen verimpft, 8 Millionen weitergegeben und 15 Millionen vernichtet oder gesperrt worden. Der Rest ist an Lager oder wird noch geliefert. Der Bund wird damit auch per 2024 noch einige Millionen Dosen auf Vorrat haben.
Privater Markt soll Impfung übernehmen
Dennoch fasst der Bund bereits seinen Ausstieg aus der Impftätigkeit ins Auge. Gemäss einem BAG-Planungspapier vom Januar sollte 2024 der Übergang in die regulären Versorgungsstrukturen erfolgen und bei der Corona-Impfung der freie Markt spielen. «Der Bund wird dann nicht mehr für die Beschaffung zuständig sein, die Kantone nicht mehr für die Organisation», erklärt Reymond. «Beides wird – wie bei allen anderen Impfungen – vom privaten Markt übernommen.»
Einkauf und Verteilung würden dann wie etwa heute die Grippeimpfung über eine private Logistik beziehungsweise über die Pharmalogistik laufen. Vergütet würde dann jeder Piks über Einzelabrechnungen via Krankenversicherer.
Gespräche mit Herstellern laufen
Wann der Übergang in den Normalbetrieb genau erfolgt, ist aber noch nicht fixiert. «Die Abklärungen zur Festlegung eines Zeitpunktes sind am Laufen», so Reymond. Gemäss bisheriger Planung ist klar: «Das BAG strebt den Übergang in die regulären Versorgungsstrukturen für die Saison 2024/25 an und ist hierzu mit den Herstellern im Gespräch.»
Zum Inhalt der laufenden Gespräche will sich das BAG bis zu deren Abschluss aber nicht äussern. Es dürfte allerdings etwa darum gehen, was mit den Impfdosen des Bundes beim Übergang passiert. Allenfalls sind auch die Preise ein Thema, dann müssten die Impfprodukte doch auf die Spezialitätenliste des BAG aufgenommen werden.