Die Post ist weiterhin auf Einkaufstour. Nachdem der gelbe Riese Werbefirmen und Buchhaltungsanbieter gepostet hat und dafür sogar eine Klage in Kauf nahm, will er nun auch beim elektronischen Patientendossier eine tragende Rolle als Technologiepartnerin spielen. Der Staatskonzern möchte eine Mehrheit an Axsana, einem Anbieter des elektronischen Patientendossiers, übernehmen. Der Deal soll voraussichtlich per Ende September über die Bühne gehen.
Doch es könnte eine Totgeburt werden: Bis heute hat sich das elektronische Patientendossier nämlich nicht durchsetzen können. Die Swisscom, welche die Dienste von Axsana bisher unterstützt hat, ist mittlerweile ausgestiegen. Dennoch könnte das elektronische Patientendossier künftig Standard sein: Arztberichte, Röntgenbilder, Medikamentenpläne – alles soll darin gespeichert sein. Es geht um hochsensible Daten.
«Dabei versagt sie schon in ihrem Kerngeschäft»
Dass sich die Post einmal mehr in neuen Geschäftsfelder breit machen will, stösst gerade in bürgerlichen Kreisen auf heftige Kritik. Deutliche Worte wählt etwa Mitte-Präsident Gerhard Pfister (59). Die Post glaube, sie könne es besser als die Swisscom, spottet er auf Twitter. «Dabei versagt sie schon in ihrem Kerngeschäft.» Zudem: Der Profit ginge an die Axsana, schätzt Pfister, «die Risiken übernehmen die Steuerzahlenden».
Angriff auf Levrat und Sommaruga
Ähnlich sieht das SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (43). Er zielt auf Twitter vorab auf die politische Konkurrenz und kritisiert den ehemaligen SP-Präsidenten und heutigen Post-Verwaltungsratspräsidenten Christian Levrat (52) sowie Post-Ministerin Simonetta Sommaruga (62) und Gesundheitsminister Alain Berset (50). «Statt die Post zu sanieren also neue Abenteuer», kommentiert Aeschi. «Wo bleibt eine klare Eignerstrategie seitens Bundesrat?»
Auch FDP-Ständerat Andrea Caroni (42) ärgert sich gegenüber Radio SRF darüber, dass sich die Post «wie eine Krake ausbreitet». Anders SP-Nationalrat Jon Pult (37): Er spricht gegenüber dem Sender von «digitalem Service public». Er zeigt sich überzeugt: «Es wäre gut für die Schweiz, wenn die Post als öffentlicher Betrieb die Kontrolle über so sensible Informationen hätte.»
Verluste bei Grundversorgung decken
Die Post selber erklärt ihre wirtschaftlichen Vorstösse mit ihrem Auftrag zur Grundversorgung. Weil dieser ohne Subventionen geleistet werden muss, müsse der Konzern dortige Verluste mit Gewinnen auf dem freien Markt decken.
Die Bürgerlichen lassen sich davon nicht überzeugen. Sie wollen der Einkaufstour der Post im IT-, Logistik- und sogar im Werbebereich Grenzen setzen. Das Parlament hat kürzlich beschlossen, dass staatseigene Betriebe wie Post oder SBB eingeschränkt werden sollen. Wie das genau funktionieren soll, ist allerdings noch immer unklar.