Politiker wollen vorwärtsmachen
Kommt jetzt doch ein Pass für das dritte Geschlecht?

Die Schweiz soll die rechtliche Situation von nonbinären Personen verbessern, findet die Mehrheit in der zuständigen Kommission im Nationalrat.
Publiziert: 14.05.2023 um 12:42 Uhr
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Aktualisiert: 15.05.2023 um 09:13 Uhr
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Die Schweiz soll die Situation von nonbinären Personen verbessern, hesst es im Parlament.
Foto: Shutterstock

Ist das Baby ein Mädchen oder ein Bube? Diese zwei Geschlechtervarianten kennen die offiziellen Papiere der Schweiz. Non-binäre Menschen, die sich nicht eindeutig einem dieser beiden Geschlechter zuordnen wollen oder können, müssen wegen der rechtlichen Lage sich für eine Seite entscheiden.

Viele Länder in der Welt halten diese Einstellung nicht mehr für zeitgemäss, und haben ein drittes Geschlecht auf offiziellen Papieren wie dem Pass eingeführt. Dem Schweizer Bundesrat dagegen ist das alles zu modern. Er verkündete letztes Jahr, dass die Schweiz noch nicht so weit sei. Es brauche zuerst einen gesellschaftlichen Diskurs, hiess es in der Mitteilung des Bundesrats damals.

Doch einigen Politikerinnen und Politikern ist die Haltung des Bundesrats zu verstaubt. Die Nationalrätinnen und Nationalräte der Rechtskommission haben sich im April Experten und Betroffene angehört. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, sprachen sie sich im Anschluss für einen Vorstoss aus, der den Bundesrat auffordert, aufzuzeigen, wie die Situation von nichtbinären Personen verbessert werden kann – ohne dass dafür das binäre Geschlechtermodell unbedingt rechtlich aufzugeben sei.

Jetzt ist Parlament gefragt

Vorgeschlagen werden verschiedene Massnahmen, die auf ihre Vor- und Nachteile überprüft werden sollen. So könnten etwa die «rechtlichen Rahmenbedingungen über die Ausweise und andere Dokumente» angepasst werden. Oder eine Möglichkeit zur erleichterten Änderung des Vornamens angestrebt werden.

Entworfen hat den Vorstoss die Grüne Nationalrätin Sibel Arslan (42). Sie sagt gegenüber der «NZZ am Sonntag»: «Es geht mir darum, dass non-binäre Personen in unserer Gesellschaft sichtbar werden. Das hat mit Respekt und Anerkennung zu tun.»

Als Nächstes wird der Nationalrat über den Vorstoss entscheiden.

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