Die Impfbereitschaft im Parlament ist ausgezeichnet. Wie eine Auswertung zeigt, wollen sich mehr als 80 Prozent der Parlamentsmitglieder impfen lassen. Dazu befragte der Blick alle 246 Parlamentsmitglieder. Einige davon posten Impf-Selfies auf den sozialen Netzwerken und animieren dazu, sich piksen zu lassen.
Frauen sind impffreudiger
«Sich impfen zu lassen, ist ein Akt der Solidarität», findet FDP-Nationalrätin Maja Riniker (43). «Als Parlamentsmitglieder haben wir eine klare Vorbildfunktion.» Dass dies viele Parlamentarierinnen so sehen, belegt die Blick-Umfrage: Bei den Frauen im National- und Ständerat liegt die Impfbereitschaft nämlich gar bei 88 Prozent.
So übernimmt auch SP-Politikerin Claudia Friedl (60) Verantwortung: «Eigentlich lasse ich mich wenig impfen. Weil es sich um eine Pandemie handelt, die nur gemeinsam bezwungen werden kann, will ich aber eine Vorbildfunktion einnehmen», findet die St. Galler Nationalrätin.
«Gruppendruck ist falsch»
Doch nicht alle Kollegen sind damit einverstanden: «Dieses Schauimpfen von einigen Politikern ist idiotisch. Impfen muss auch weiterhin eine rein private Sache sein. Hier mit Gruppendruck einzuwirken, ist falsch», schimpft FDP-Nationalrat Matthias Jauslin (59).
Eine weitere Gruppe von Politikern will ihre Impf-Entscheidung gar nicht erst öffentlich bekannt geben. Ein Teil davon wird es nicht an die grosse Glocke hängen wollen, dass er sich partout nicht impfen lassen will.
Nein zur Impfung
Von den Impfverweigerern dürfte es laut Umfrage am meisten in der SVP geben. Bei ihr ist die Impfbereitschaft mit 63 Prozent deutlich tiefer als bei allen anderen Parteien. Diese liegen nämlich sonst zwischen 84 und 91 Prozent. Über die beiden Ratskammern und die Landesteile gesehen, ist die Impf-Freudigkeit etwa gleich hoch.
Besteht denn ein Druck, sich als Parlamentarier impfen zu lassen? «Gegenüber meinen Wählerinnen fühle ich mich schon auch verpflichtet, mit gutem Beispiel voranzugehen, aber das ist nicht ausschlaggebend», erklärt GLP-Nationalrat Beat Flach (56). «Sondern die Tatsache, dass die Impfung wirksam ist», betont der Grünliberale.
Privat versus Vorbild
Eine klare Trennung zwischen Privatsache und Vorbildfunktion ist letztlich beim Impfen kaum möglich. Doch so ist das eigentlich immer als Parlamentarier: «An sich ist die Entscheidung meine Privatsache. Wenn ich andere Leute motivieren kann, dann schadet dies aber auch nicht», fasst der grüne Ständerat Matthias Zopfi (37) die Situation zusammen.