Die Apothekerin setzt an. Der Piks schmerzt kaum, die Corona-Impfung ist schnell vorbei. Danach aber bekommen manche Impf-Nebenwirkungen zu spüren.
Die Schweizerische Heilmittelbehörde Swissmedic führt Buch über Symptome, die bei Geimpften auftreten. Ärztinnen und Apotheker melden diese der Behörde, aber auch Patientinnen und Patienten haben die Möglichkeit, bei Swissmedic Meldung zu erstatten.
Welche Erkenntnisse hat man bereits gewonnen? Blick liefert Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Nebenwirkungen.
Was sind die häufigsten Nebenwirkungen?
Bei den meisten Geimpften gibt es nur leichte Nebenwirkungen. Oft kommen Reaktionen an der Einstichstelle vor. Also Rötungen, Juckreiz, Schmerz oder Schwellungen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen zudem Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Schüttelfrost oder Fieber. Übrigens gibt es keine Hinweise darauf, dass Nebenwirkungen einen besonders guten Impfschutz anzeigen.
Was für schwerwiegende Nebenwirkungen gibt es?
Die häufigsten schweren Nebenwirkungen sind Fieber, Migräne und Atemnot. Zudem gab es Personen, die schon einmal eine Gürtelrose (Herpes Zoster) hatten, und nach der Impfung erneut daran erkrankt sind. «Derzeit wird weiter untersucht, ob die Meldungen Hinweise für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den Impfungen und dem Auftreten von Herpes Zoster sind», schreibt Swissmedic dazu. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Erschöpfung, Unwohlsein, Übelkeit, Schüttelfrost, Erbrechen, Blutdruck-Erhöherung oder eine anaphylaktische Reaktion – also eine starke allergische Reaktion auf die Impfung.
Wann treten die Effekte auf?
In der Regel würden Nebenwirkungen «in den ersten Tagen nach der Impfung» auftreten, sagt Alex Josty von Swissmedic. So zum Beispiel Fieber und Gliederschmerzen. Eine allergische Reaktion tritt für gewöhnlich bereits innerhalb der ersten paar Minuten nach der Impfung auf. Aus diesem Grund muss man nach der Impfung auch mindestens eine Viertelstunde warten, bevor man nach Hause darf.
Wie häufig kommen schwere Nebenwirkungen vor?
Pro 1000 Impfungen trifft etwa eine Verdachtsmeldung über Nebenwirkungen bei Swissmedic ein. Knapp zwei Drittel davon stufte die Behörde bislang als nicht schwerwiegend ein. Dabei muss man sich im Klaren sein, dass eine Meldung nicht heisst, dass das gemeldete Symptom wirklich im Zusammenhang mit der Impfung steht. Erst, wenn gewisse Symptome gehäuft gemeldet werden, ist das ein Hinweis darauf.
Kann die Impfung gar zum Tod führen?
Swissmedic sind einige Dutzend Fälle von Personen bekannt, die kurz nach der Impfung starben. Bisher gibt es laut der Behörde aber keinen Hinweis darauf, dass die Personen an der Impfung gestorben sind. Die verstorbenen Personen sind durchschnittlich 83 Jahre alt und hatten mehrheitlich schwere Vorerkrankungen. «Trotz einer zeitlichen Assoziation führten nach jetzigem Kenntnisstand Erkrankungen, die unabhängig von den Impfungen auftreten, zum Tod», so Swissmedic.
Gibt es Unterschiede zwischen Biontech/Pfizer und Moderna?
Grundsätzlich verhalten sich die Nebenwirkungen bei den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna sehr ähnlich. Etwas häufiger treffen Verdachtsmeldungen über Nebenwirkungen beim Moderna-Impfstoff bei Swissmedic ein. Das BAG listet bei den häufigeren Nebenwirkungen des Impfstoffes bei Biontech/Pfizer unter anderem Fieber, welches bei Moderna nicht aufgeführt ist. Dafür steht bei Moderna Schüttelfrost auf der Liste.
Welche Bevölkerungsgruppen sind am häufigsten betroffen?
Die Nebenwirkungen treffen besonders ältere Menschen. Im Mittel sind die von Nebenwirkungen betroffenen 65 Jahre alt. Bei den schwerwiegend eingestuften Fällen liegt das mittlere Alter gar bei 68 Jahren.
Gibt es einen Unterschied zwischen den Geschlechtern?
In gut zwei Drittel der Meldungen an Swissmedic waren Frauen betroffen. «Die bisher Geimpften waren eher ältere Menschen. Es gibt in der Alterspyramide mehr Frauen als Männer in diesem Alter», erklärt Alex Josty von Swissmedic. Einerseits ist also das Alter relevant, ausserdem melden Frauen Nebenwirkungen generell häufiger als Männer.
Wie muss ich reagieren, wenn etwas passiert?
Allergische Reaktionen treten meist kurz nach der Impfung auf. Wer sich aber auch später nicht wohlfühlt, soll sich an den Arzt oder die Ärztin wenden, so lautet die Empfehlung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG).
Soll ich Medikamente schlucken?
Gleich nach der Impfung ein Ibuprofen gegen die Schmerzen ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht die beste Idee. Die WHO schreibt, dass kurz nach der Impfung keine Schmerz- oder fiebersenkende Medikamente eingenommen werden sollten. Ausserdem wird wie auch bei anderen Impfungen davon abgeraten, die ersten Tage danach intensiven Sport zu betreiben. Ausserdem empfiehlt die WHO weiter, kurz nach der Impfung keinen Alkohol zu trinken, ohne jedoch klare Richtlinien abzugeben. Anders so die Empfehlung der eidgenössischen Kommission für Impffragen zur Medikamenten-Frage :«Ja, Nebenwirkungen können zum Beispiel durch Entzündungshemmer wie Aspirin oder Ibuprofen gemildert werden. Bei Unsicherheit sollte ärztlicher Rat beigezogen werden», heisst es auf Anfrage von Blick.
Ist alles nur Nocebo?
Studien zeigen, dass auch Nebenwirkungen auftreten können, wenn jemand gar keine Impfdosis erhalten hat. Das Ganze nennt sich Nocebo – also das Gegenteil des Placebo-Effekts. Dieser Effekt könne auch bei Impfstoffen stark ausgeprägt sein, sagt ein Swissmedic-Sprecher zur «Aargauer Zeitung». Bei «objektiven Kriterien» wie Schüttelfrost sei der Nocebo-Effekt kleiner als bei Symptomen wie Müdigkeit und Kopfschmerzen. Bei leichten Nebenwirkungen kann es also gut ein Nocebo-Effekt sein.
Ist die Reaktion auf die zweite Dosis heftiger?
«Da bislang mehr Menschen nur die erste Impfung erhalten haben, sind bei uns mehr Meldungen zu Reaktionen nach der Erstimpfung erfasst», so Swissmedic zu Blick. Allerdings weiss man aus den Zulassungsstudien, dass allgemeine Reaktionen wie Fieber, Schüttelfrost oder Kopf- und Muskelschmerzen häufiger erst nach der zweiten Impfung auftreten.
Können die Impfstoffe gemischt werden?
Im Gegensatz zu anderen Ländern erhalten in der Schweiz alle Impfwilligen die erste und zweite Dosis vom gleichen Hersteller. Wie eine Publikation in der Fachzeitschrift «The Lancet» schreibt, treten häufiger Nebenwirkungen auf, wenn Impfstoffe gemischt werden.
Reagieren Corona-Genesene anders?
Ob Corona-Genesene dieselben oder gleich starke Nebenwirkungen aufweisen, ist momentan noch unklar.