Politik will sich Swisscom vorknöpfen
«Das ist nur noch peinlich»

Die erneute Panne der Swisscom wird ein Nachspiel haben. Die Politik erhöht den Druck auf den halbstaatlichen Telekom-Konzern. Erste Zweifel an CEO Urs Schäppi werden laut.
Publiziert: 09.07.2021 um 12:46 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2021 um 14:35 Uhr
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Der Druck auf Swisscom-Chef Urs Schäppi steigt.
Foto: Keystone
Sermîn Faki

Die erneute Panne bei Swisscom – ausgerechnet während einer Unwetternacht – ruft auch die Politik auf den Plan. «Ich habe absolut kein Verständnis für diese Panne, schimpft der Bündner Mitte-Nationalrat Martin Candinas (40). «Man könnte meinen, wir seien in einem Drittweltland. So geht es wirklich nicht!»

Auch die grüne Fraktionschefin Aline Trede (37) nervt sich. «Das darf nicht passieren», schreibt sie auf Twitter.

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Ihre Fraktionskollegin Marionna Schlatter (41) fordert, dass die Swisscom nun die Netzstabilität sichern müsse – sie hat dazu schon letztes Jahr einen Vorstoss eingereicht.

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Schon vor einem Jahr Thema

Der Furor ist umso grösser, weil vor genau einem Jahr Swisscom-Chef Urs Schäppi (61) in der zuständigen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) antraben musste – wegen einer Pannenserie, von der auch die Notrufnummern betroffen waren. «Vor einem Jahr versprach die Swisscom in der Kommission griffige Massnahmen, damit sich diese Pannen nicht wiederholen», erinnert sich SP-Nationalrat Jon Pult (36).

In der Tat informierte die Swisscom damals über die Gründung einer Taskforce zu den Pannen. Zudem wurden zwei externe Untersuchungen in Auftrag gegeben. Dass es nun doch wieder zu einer Störung gekommen sei, sei «kein gutes Zeichen», so Pult.

«Swisscom hat hoch und heilig Massnahmen versprochen»

Candinas formuliert es härter: «Die Swisscom hat uns in der Kommission hoch und heilig versprochen, verschiedene griffige Massnahmen zur Besserung der Sicherheit der Notrufnummern getroffen zu haben», sagt er. «Dass es nun schon wieder eine solche Panne gibt, ist nur noch peinlich und nicht Swissness.»

Auch Pult wundert sich, warum es keine Redundanzen in den Systemen gebe, die den Ausfall überbrücken könnten. «Die Erreichbarkeit von Notrufnummern darf höchstens ein paar Minuten unterbrochen sein, aber sicher nicht länger.» Er könne sich kaum etwas vorstellen, das mehr zum Grundversorgungsauftrag der Swisscom gehören müsste als die Erreichbarkeit der Blaulichtorganisationen.

Allerdings: Just die Notrufnummern gehören nicht zur Grundversorgung. Das müsse sich dringend ändern, so Pult.

«Service public – subito»

Für ihn ist klar, woran die Pannenserie liegt: in der Führungskultur der Swisscom. Sie spiele sich gern als grosser Tech-Konzern auf, anstatt sich als Unternehmen im Dienst der Bevölkerung und Volkswirtschaft zu sehen. «Die Swisscom muss den Service-public-Gedanken wieder ins Zentrum stellen – und zwar subito. Wenn das aktuelle Management das nicht hinbekommt, braucht es eben ein neues.»

Auch Candinas setzt Druck auf. Er will Schäppi erneut die Leviten lesen. «Die Swisscom muss nochmals antraben», sagt er. Und fügt hinzu: «Der Geduldsfaden ist dünn.»

Kommissionspräsident Michael Töngi (54, Grüne) bestätigt, dass er die Swisscom-Spitze erneut vorladen werde. Und das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) ebenfalls. Seit der letzten Aussprache vor einem Jahr sei einiges passiert – vonseiten der Swisscom, aber auch durch den Gesetzgeber. Töngi will das kontrollieren: «Wurden die richtigen und ausreichenden Schritte eingeleitet, um solche Pannen zu verhindern?» Urs Schäppi wird nochmal Red und Antwort stehen müssen.


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