Martina Mousson erklärt die Hochrechnungen vor Abstimmungen
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«Schwer im Abstimmungsfieber»:Martina Mousson erklärt, wie Hochrechnungen ablaufen

Polit-Expertinnen Cloé Jans und Martina Mousson
Sie wissen, wie die Stimmbürger ticken

Cloé Jans und Martina Mousson haben sich schon als Jugendliche für Politik begeistert. Heute stehen sie vor der Kamera, um der Schweiz ihre eigenen politischen Entscheide zu erklären. Wer sind die beiden Frauen, die das Stimmvolk so gut kennen?
Publiziert: 08.06.2024 um 15:20 Uhr
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Martina Mousson (l.) und Cloé Jans untersuchen, weshalb die Schweizerinnen und Schweizer so abstimmen, wie sie abstimmen.
Foto: Philippe Rossier
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Lea HartmannRedaktorin Politik

Als kleines Mädchen wollte Cloé Jans (38) Höhlenforscherin werden. Oder Sportreporterin. Heute kommentiert sie nicht Tore und Spieltaktiken, sondern Abstimmungsresultate und Wahlkampf-Strategien. Gemeinsam mit Martina Mousson (43) bildet Jans an den Abstimmungssonntagen das neue Politexpertinnen-Duo auf Blick TV. Nachdem Jans bereits im März ihren Einstand gab, wird diesen Sonntag erstmals ihre Kollegin Mousson vor der Kamera stehen.

Kaum jemand weiss so gut wie die beiden Politikwissenschaftlerinnen, wie die Schweiz politisch tickt. Jans arbeitet seit zehn, Mousson schon bald 20 Jahre beim Meinungsforschungsinstitut GFS Bern. Die Firma ist so etwas wie der Seismograf der Schweizer Demokratie. Sie erfasst im Vorfeld von Abstimmungen, wie sich die Meinung in der Stimmbevölkerung entwickelt, führt Hochrechnungen durch und analysiert anschliessend, was zu einem Polit-Beben geführt hat – oder eben nicht.

Marktforschung an der Globus-Kasse

Mousson und Jans sitzen am Sitzungstisch im fünften Stock eines schmucklosen Bürogebäudes in Bern, nur wenige Minuten zu Fuss vom Bundeshaus entfernt. Hier hat GFS Bern seinen Sitz. Auch Claude Longchamp (67), der Gründer der Firma, ist an diesem Nachmittag im Büro anzutreffen. Er, der jahrzehntelang an praktisch jedem Abstimmungssonntag für SRF und später auf Blick TV seine Einschätzungen abgab, ist seit einigen Monaten pensioniert – das Loslassen fällt ihm nicht ganz leicht. Doch nun sind die beiden Frauen in seine Fussstapfen getreten. 

Das Duo hat einen ähnlichen Werdegang. Beide Frauen waren eine der ersten in ihren Familien, die studiert haben. «Ich musste im Studium zuerst recht beissen, um mich in der akademischen Welt einzufinden», erinnert sich Martina Mousson. Das Interesse für Politik war bei ihr schon früh geweckt. Ihre Eltern führten ein Restaurant, an dessen Stammtisch viel diskutiert wurde. «Politik war immer ein Thema», sagt sie. «Ich habe gespürt, mit welchen Emotionen sie verbunden ist.»

Auch am Esstisch der Familie Jans wurde oft über Politik gesprochen. Neben dem Politikstudium jobbte Cloé Jans an der Garderobe eines Zürcher Technoclubs oder versorgte an der Globus-Kasse die Einkäufe der Kunden in Papiertaschen. Es sei spannend gewesen, zu sehen, was die Leute so einkaufen. «Eine erste Form von Marktforschung», sagt sie lachend. 

Auf Bern- und Zürichdeutsch

Jans ist im Kanton Zürich aufgewachsen, «in einem Agglo-Dorf einen Steinwurf vom Aargau entfernt». Heute lebt sie mit ihrem Partner und dem knapp vierjährigen Sohn in der Stadt Zürich.

Mousson, verheiratet und Mutter zweier Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren, ist ebenfalls in Zürich gross geworden – auch wenn man ihr das nicht anhört. Vor der Kamera und mit ihren Eltern spricht Mousson, die lange in Bern gewohnt hat, Berndeutsch, mit ihrer Familie, mit der sie heute in Zürich lebt, hingegen Zürichdeutsch. «Ich wechsle jeweils unbewusst den Dialekt, das ist für einige meiner Freunde jeweils ganz seltsam», erzählt sie – auf Berndeutsch.

Cloé Jans fallen die Dialektwechsel ihrer Kollegin hingegen gar nicht mehr auf. Die beiden erzählen offen über sich und ihren Werdegang, doch am liebsten, das wird deutlich, fachsimpeln sie über Politik. «Ich finde Politik mega spannend – und rede einfach total gern darüber», sagt sie.

«Was läuft da mit euch?»

Auch wenn es wegen ihres Fachwissens kaum je eine Abstimmung gibt, deren Ausgang sie noch überrascht: Einige Polit-Momente haben sich den Expertinnen besonders eingeprägt. Für Martina Mousson war es beispielsweise das Nein der Schweizerinnen und Schweizer 2012 zu sechs Wochen Ferien für alle. «Mein Handy lief heiss. Freunde aus dem Ausland fragten mich ungläubig: Was läuft da mit euch?» Bei Cloé Jans ist es derweil die Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative 2014 – die Abstimmung fand an einem ihrer ersten Arbeitstage bei GFS statt.

Ob sich auch der 9. Juni in ihre Erinnerung einbrennen wird? Mousson, Jans und ihre Kolleginnen und Kollegen wetten jeweils, wie die Abstimmungen ausgehen werden. Worauf sie dieses Mal gesetzt haben, wollen die beiden nicht verraten. Vielleicht verrät Martina Mousson es ja dann am Sonntag, wenn die Würfel gefallen sind. 

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