Die Vorwürfe gegen den erst kürzlich gewählten Direktor des Gewerbeverbands (SGV), Henrique Schneider (45), sind happig. Gemäss mehreren Medienberichten soll ihn ein Plagiatsforscher dem Abschreiben ertappt haben – zudem soll er es nicht so genau genommen haben, was seinen Lebenslauf angeht, berichtete die «NZZ am Sonntag». Er habe sich in seinen Publikationen mit akademischen Titeln geschmückt, die er gar nicht trage. Schneider dementiert diese Vorwürfe.
Doch die in den Medien geäusserten Vorwürfe bereiten nun offensichtlich mehreren Verbandsmitgliedern Bauchschmerzen. In einem Brief wenden sich neun Mitglieder der Gewerbekammer an Fabio Regazzi (60), den Präsidenten des Gewerbeverbandes und Mitte-Nationalrat. Darin formulieren sie ihre Sorge über die jüngsten Entwicklungen um die Personalie Schneider.
Schneider soll am 1. Juli Hans-Ulrich Bigler (64) als Direktor des Gewerbeverbandes ablösen. Die Mitglieder der Gewerbekammer wählten ihn im vergangenen Februar ohne Gegenstimme in diese Funktion – nun hat sich bei einigen von ihnen die Stimmung gegen Schneider gewendet.
«Keine Palastrevolution»
Es brauche eine Untersuchung der Vorwürfe gegen Schneider, fordern die Unterzeichnenden. Bei diesen Abklärungen dürfe «nichts geschönt» werden und «alles müsse auf den Tisch» kommen. «Der SGV darf durch die Personalie des Direktors keinen nachhaltigen Imageschaden erleiden, umso mehr, als wir uns in einem Wahljahr befinden», heisst es im Brief.
Mitunterzeichnet hat den Brief etwa der Präsident der Schweizer Elektrobranche EIT.swiss, Michael Tschirky. «Es handelt sich keineswegs um eine Palastrevolution, wir möchten einfach, dass die im Raum stehenden Vorwürfe ernst genommen und entkräftet werden», sagt Tschirky zu Blick.
Warum trat er bei der AfD auf?
Ebenfalls unterschrieben hat den Brief Alois Gmür (67), Mitte-Nationalrat und Bierbrauer. Wie im Brief angekündigt, findet auch er: Falls die Plagiatsuntersuchung des SGV zum Schluss komme, dass der Imageschaden für den SGV gross sein würde, «gälte es, eine geeignete Alternative» zu Schneider vorzuschlagen.
Schneiders Nähe zur deutschen Partei AfD wird von den Gewerblern im Brief ebenso angesprochen. Man «begrüsse eine persönliche Erklärung von Henrique Schneider ausdrücklich» dazu. Man wolle wissen, warum dieser für die deutsche Partei ein Gutachten erstellt habe und wie seine Verbindungen zur AfD seien, sagte ein Mitglied der Gewerbekammer.
Der SGV hatte bereits vor einer Woche angekündigt, er wolle die Vorwürfe gegen Schneider selbst untersuchen lassen. Weitere Fragen will der Verband erst beantworten, wenn diese Untersuchung abgeschlossen ist.