Spitäler erhalten erste Lieferungen des Corona-Medikaments Paxlovid
Jetzt gibts die «Pille der Hoffnung» auch in der Schweiz

Das vielversprechende Corona-Medikament Paxlovid ist in der Schweiz zwar nicht zugelassen. trotzdem kommt es in ersten Spitälern zum Einsatz.
Publiziert: 27.05.2022 um 10:33 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2022 um 17:58 Uhr
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Laut ersten Studien ist das Mittel Paxlovid hochwirksam bei der Behandlung von Covid-19-Infektionen.
Foto: thomas hansmann.fotograf
Sophie Reinhardt

Das Covid-19-Medikament Paxlovid gilt als grosser Hoffnungsträger im Kampf gegen die Pandemie. Wenn das Präparat binnen weniger Tage nach dem Auftreten der ersten Corona-Symptome eingenommen wird, soll es schwere Verläufe und Spitaleinweisungen verhindern können.

Auch die Schweiz hat das Medikament deshalb bestellt. Der Bund hat mit dem Pharmaunternehmen Pfizer einen Kaufvertrag für das Corona-Medikament unterzeichnet. 12'000 Packungen sind für die Schweiz reserviert. Wie viel das Bundesamt für Gesundheit für die Pillen bezahlt, bleibt geheim.

In diesen Tagen kommen die ersten Packungen in der Schweiz an. «In den letzten Tagen haben wir begonnen, erste Spitäler in der ganzen Schweiz zu beliefern», sagt Pfizer-Schweiz-Chefin Sabine Bruckner (52). So etwa das Berner Inselspital. Das Medikament sei in der Spitalapotheke eingetroffen und werde voraussichtlich auf das Wochenende hin eingesetzt, bestätigt eine Mediensprecherin des Spitals.

Vorerst wird das Medikament in dafür berechtigten kantonalen Zentren verabreicht. In einer zweiten Phase soll das rezeptflichtige Präparat dann auch über Hausärzte und Apotheken erhältlich sein.

Grosse Hoffnungen

Gemäss Angaben des US-Pharmariesen mindert Paxlovid das Risiko eines schweren Verlaufs respektive einer Hospitalisierung um knapp 90 Prozent; wenn es denn frühzeitig eingenommen wurde. «Wir erwarten daher die Lieferung mit grosser Freude», sagt Infektiologe Huldrych Günthard (60) vom Universitätsspital Zürich zu Blick.

Die grösste Schwierigkeit liege darin, dass mit der Therapie möglichst rasch nach Eintreten der ersten Symptome begonnen werden muss, sonst nimmt die Wirksamkeit ab. «Wenn viele Leute erkältet sind und die Grippe kursiert, ist es nicht so einfach, Symptome rechtzeitig zu erkennen», sagt Günthard. Risikopatienten müssten sich deshalb bei jeder Erkältung schnell testen lassen.

Wichtig sei zudem, dass der verschreibende Arzt genau darauf achte, welche anderen Medikamente die Patienten einnehmen. Denn Mediziner wissen bereits von gefährlichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

Die WHO empfiehlt den Einsatz von Paxlovid vorerst bei Patientinnen und Patienten, die noch nicht schwer krank sind, aber das höchste Risiko haben, schwer zu erkranken.

Schweizer Zulassung steht noch aus

Auch wenn die Hoffnungen der Schweizer Mediziner hoch sind: Paxlovid verfügt bisher noch über keine Zulassung von Swissmedic. Dies ist aber kein Problem. Das Corona-Medikament darf trotzdem schon eingesetzt werden, sagt Swissmedic-Pressesprecher Alex Josty. Die Covid-Verordnung erlaubt dies unter bestimmten Bedingungen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat dem Präparat bereits im Dezember 2021 eine Notfallzulassung erteilt, die europäische Arzneimittelbehörde EMA im Januar.

Diese Woche führte der Hersteller Pfizer erstmals die neuen Produktionsanlagen in Freiburg im Breisgau öffentlich vor. In dem Werk in Süddeutschland werden die Tabletten verarbeitet, die von hier in die ganze Welt verschickt werden. Mit der neuen Anlage, die eine Fläche von zwei Fussballfeldern einnimmt, verdoppelt das Werk die Tablettenproduktion. Insgesamt zwölf Milliarden Tabletten können dort nun pro Jahr hergestellt werden. Wie viele davon Paxlovid sind, sagt der Pharmakonzern nicht.

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