Plötzlich schien die Zukunft der Kunstflugstaffel Patrouille Suisse wieder gesichert. Verteidigungsministerin Viola Amherd (60) will mit dem geplanten Kauf der US-Tarnkappenjets F-35 die veraltete F-5-Tiger-Flotte zwar ausmustern, da sie militärisch nicht mehr benötigt wird. Der Ständerat aber zeigte Herz. Er beschloss anfangs Juni, dass das Aushängeschild der Schweizer Luftwaffe trotzdem in Betrieb bleiben soll.
Nun aber könnten die Zeichen für den Uralt-Kampfjet aus den 1970er-Jahren doch wieder auf Sturm stehen. Der Nationalrat könnte den Entscheid der Kleinen Kammer zunichtemachen und die verbliebenen 25 Tiger doch noch zur Landung zwingen.
Erster Entscheid fiel einstimmig
Die Signale sind eindeutig. Die vorberatende Finanzkommission des Nationalrats dürfte sich am Donnerstag jedenfalls gegen den Tiger entscheiden. In der zuständigen Subkommission mit Vertretern aus allen Parteien soll der Beschluss bereits zuvor einstimmig gefallen sein.
Die Finanzpolitiker folgen dabei der Argumentation von Amherd. Die Mitte-Bundesrätin hatte bereits im Ständerat gemahnt, die Kosten seien «unverhältnismässig im Vergleich zum Nutzen». Investitionen von neun Millionen Franken wären erforderlich, der jährliche Betriebsaufwand dürfte sich auf 25 Millionen belaufen.
«Es macht keinen Sinn»
«Wenn die Armee auf eine Ein-Flotten-Strategie umschwenken und den Tiger nicht einmal mehr für Trainingsflüge nutzen will, geht es nur noch um Nostalgie», heisst es aus der Kommission. Das dürfte einige im Parlament zum Umdenken bringen. Die Finanzkommission wird einen Mitbericht zuhanden der zuständigen Sicherheitskommission vorlegen.
Auch Kommissionspräsident Roland Fischer (57) zeigt sich skeptisch. «Als GLP-Nationalrat bin ich persönlich der Meinung, dass der Tiger ausser Betrieb gesetzt werden sollte», sagt er. Als Kommissionspräsident aber könne er sich vor dem Entscheid noch nicht äussern. Dennoch: «Es macht keinen Sinn, aus rein nostalgischen Gründen so viel Geld für Betrieb und Unterhalt auszugeben.»
Selbst Fanclub könnte damit leben
Doch selbst wenn der Tiger eingemottet wird, muss das nicht zwingend das Ende der Patrouille Suisse bedeuten. Das Verteidigungsdepartement stehe hinter der Kunstflugstaffel. «Wir prüfen Alternativen», sagte Amherd im Blick-Talk.
Die wahrscheinlichste ist ein Ersatz der Tiger durch Propellermaschinen. Das erklärte auch Luftwaffenchef Peter Merz (54) gegenüber Blick. Denn schon heute hat die Armee neben der Patrouille Suisse eine weitere Kunstflugstaffel – bestehend aus neun Propellermaschinen des Typs PC-7.
Damit könnte sogar der Patrouille Suisse Fanclub leben. Die PC-7-Staffel sei ebenfalls «sehr attraktiv», betonte Mediensprecher Roland Studer. «Es wäre wohl utopisch, den F-5 Tiger nur wegen der Patrouille Suisse weiterzubetreiben.»