Parlamentarier reagieren auf Omikron
FFP2-Maskenpflicht wird Thema

National- und Ständeräte sehen FFP2-Masken als wichtiges Instrument im Kampf gegen die besonders ansteckende Omikron-Variante. Gratismasken, aber auch ein Konsumationsverbot im öffentlichen Verkehr werden diskutiert.
Publiziert: 20.12.2021 um 00:49 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2021 um 07:56 Uhr
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Geht es nach den Experten, sollen FFP2-Masken im öffentlichen Raum bald Pflicht sein – zum Beispiel beim Einkaufen.
Foto: Shutterstock
Pascal Tischhauser

Das deutsche Bundesland Niedersachsen führt am Dienstag die FFP2-Maskenpflicht in den Läden ein. Österreich kennt gar eine generelle FFP2-Pflicht in Innenräumen. Immer mehr Länder reagieren auf die hoch ansteckende Omikron-Variante des Coronavirus, die sich rasant in Europa ausbreitet.

Auch Epidemiologinnen raten dringend zu FFP2, um möglichst glimpflich durch die Omikron-Welle zu kommen, die die Schweiz nach den Festtagen endgültig erreichen soll. Darum sagte die Genfer Epidemiologin Olivia Keiser kürzlich im «Tages-Anzeiger», die 2G-Regel mache nur Sinn in Kombination mit einer FFP2-Pflicht. Dabei meine sie «gut sitzende FFP2-Masken».

Tests und Masken in den Briefkasten

Und ihre Kollegin Isabella Eckerle (41) rät nicht nur zur Einschränkung von Kontakten, sondern auch zum Tragen von FFP2-Masken. Auf Twitter regte sie am Sonntag sogar an, «Weihnachten und alles, was dazugehört – also das Weihnachtsgeschäft, die Weihnachtsmärkte, Weihnachtsfeiern und grössere Treffen – in den Februar zu verschieben. Stattdessen solle über die Feiertage mit allen Kräften geboostert werden. «Plus kostenlose Schnelltests und FFP2 in alle Briefkästen», so die Genfer Epidemiologin.

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Dass vor allem Expertinnen aus der Rhonestadt zu solchen Massnahmen aufrufen, kommt nicht von ungefähr. Hier gelten schon elf Prozent der sequenzierten Proben als Omikron-Fälle.

Laut «NZZ am Sonntag» wappnen sich die Spitäler schweizweit für die Omikron-Welle – und zwar mit FFP2: «Um massive Ausbrüche unter den Pflegenden zu verhindern, müssen diese nun die dicht anliegenden FFP2-Masken tragen, sobald sie mit dem Virus in Kontakt kommen könnten», so die Zeitung.

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BAG wartet zu

Nach wie vor empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) FFP2-Masken noch nicht für die breite Bevölkerung. Dabei zeigen immer mehr Studien, dass FFP2-Masken besser schützen als die günstigeren chirurgischen Atemschutzmasken.

Immer wieder ist zu hören, dass die Schweizer Bevölkerung die FFP2-Masken allenfalls nicht richtig tragen würde, sodass der Schutz gar nicht höher wäre, als bei den einfacheren Atemschutzmasken. Es werden Erinnerungen wach an den Frühling 2020, als der Bund sich nicht dazu durchringen konnte, auf den Nutzen des Maskentragens hinzuweisen. So wartet das BAG auch jetzt weiterhin zu.

Hess für FFP2-Pflicht

Das ruft die Politik auf den Plan: Gesundheitspolitiker von links bis rechts sprechen sich für FFP2 aus. Für Mitte-Nationalrat Lorenz Hess (60) ist klar: «Wenn nun die Spezialisten sich für eine FFP2-Pflicht aussprechen, muss das unsere wissenschaftliche Taskforce prüfen. Und wenn diese den Nutzen gerade im Kampf gegen Omikron bestätigt, braucht es überall, wo es Sinn macht, eine Pflicht.» Vielleicht reiche im Restaurant beim Gang zum Tisch und auf die Toilette ja eine herkömmliche Maske, «aber im Laden oder im öffentlichen Verkehr würde ich eine FFP2-Pflicht begrüssen».

Auch für die SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen (42) ist eine FFP2-Pflicht eine Option. Sie sagt zwar, sie halte Kapazitätsbegrenzungen beispielsweise in Läden nach wie vor für sinnvoll, um die Ansteckungszahlen zu senken. Sie verschliesst sich schärferen Massnahmen gegenüber jedoch nicht.

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Konsumationsverbot im ÖV

«Ich würde ein befristetes Konsumationsverbot im ÖV begrüssen», erklärt sie. Zu oft sehe man Leute, die die ganze Fahrt von Zürich bis Bern damit verbrächten, «ihr Sandwich so langsam zu essen, dass sie keine Maske aufsetzen müssen».

Die chirurgischen Masken möchte Wasserfallen aber nicht verteufeln. «Während Stoffmasken wenig Schutz bieten, schützen chirurgische Masken sehr wohl. Je nach Tätigkeit vertraut auch medizinisches Personal auf diese», sagt sie. Und dann kommt es: «Ich erwarte vom Bundesrat aber schon, dass er die Entwicklung bei Omikron genau verfolgt und eine FFP2-Pflicht einführt, wenn die epidemiologische Lage das erfordert.»

FFP2-Masken gratis abgeben

Die Bernerin unterstützt auch den Vorschlag aus Genf: «Es haben wohl noch nicht alle FFP2-Masken zu Hause. Die Idee von Epidemiologin Isabella Eckerle, ein paar FFP2-Masken in alle Briefkästen zu werfen, finde ich interessant. In der Krise braucht es manchmal unkonventionelle Schritte.»

FDP-Ständerat Josef Dittli (64) findet zurzeit nicht, dass der Bund FFP2-Masken der Bevölkerung gratis zur Verfügung stellen sollte. Das könne aber geprüft werden für den Notfall, in dem FFP2-Masken tatsächlich angeordnet werden, so der Urner. Er ist der Ansicht, der Bund solle FFP2-Masken in Läden, im öffentlichen Verkehr sowie in öffentlichen Innenräumen «dringlich empfehlen».

Weitere verschärfende Massnahmen müsse sich der Bund offenhalten, um bei Bedarf in Absprache mit den Kantonen reagieren zu können.

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