Darum gehts
- Schweizer Armee sucht Produzenten für Büchsen-Ravioli für die nächsten zwei Jahre
- Büchsen-Ravioli kamen im Ersten Weltkrieg als Frontnahrung für italienische Soldaten auf
- Im Jahr 2024 wurden 64 Tonnen Ravioli von der Schweizer Armee verzehrt
Die Armee hat eine neue Mission: Nein, diesmal geht es nicht um die Beschaffung von neuen Waffen, Flugzeugen oder Munition. Jedoch betrifft es auch diesmal wichtiges Metall.
Die neuste Armee-Beschaffung betrifft Büchsen-Ravioli für die kommenden zwei Jahre. So sucht die Eidgenossenschaft einen Produzenten, der in den nächsten zwei Jahren Tonnen an Fertigravioli liefert. Das ergeht aus einer Ausschreibung der Beschaffungsplattform des Bundes hervor. Gesucht werden je 54'432 Büchsen fürs Jahr 2026 und 2027.
Armee spricht von zeitgemässer Ernährung
Allein vergangenes Jahr wurden 64 Tonnen Ravioli verspeist, erklärt das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) auf Anfrage. Das sind jeden Tag 175 Kilo, welche die Hilcona AG bisher lieferte – zu welchem Preis, bleibt geheim.
Doch was macht die Nahrung aus der Büchse so beliebt? «Dosen-Ravioli sind in erster Linie Teil der Bevorratungsstrategie», heisst es bei der Armee. Ihre lange Haltbarkeit und die einfache Zubereitung – sei es in der Gamelle oder auf dem Notkocher – würden eine verlässliche «Energiezufuhr im Einsatz» gewährleisten.
Doch die Nahrung aus der Büchse sei nicht nur Kult, sondern ein «zeit- und zweckmässige Verpflegung», heisst es bei der Armee. Das derzeitige Produkt enthält 22 Prozent Protein, 16 Prozent Kohlenhydrate sowie 9 Prozent Fett «und trägt damit effizient zur Deckung des Energiebedarfs der Armeeangehörigen» bei.
Von der Armee in den Küchenschrank
Nicht nur der Preis, auch der Geschmack soll mitentscheiden, wer künftig die Armee mit den Teigtaschen versorgt. So wird eine Degustation Teil des Verfahrens sein. Interessierte Firmen müssen darum mindestens sechs Dosen zwecks «Prüfung der Qualität» an die Armee liefern.
Die Büchsenravioli kamen im Ersten Weltkrieg erstmals zur Anwendung – als Frontnahrung für italienische Soldaten. Ende der 40er-Jahre drang die Büchse schliesslich bis in die Schweizer Vorratsschränke vor. Nicht nur in der Armee, auch für die Haushalte war die schnell verfügbare Nahrung oftmals die letzte Rettung.
Ein TV-Beitrag erschütterte die Schweiz
Der Erfolg der Büchsenravioli erlebte hierzulande 1978 einen jähen Dämpfer. Eine «Kassensturz»-Sendung präsentierte dem TV-Publikum einen unappetitlichen Beitrag. In einer Art Agenten-Film klaubten Detektive mit blossen Fingern die Füllungen aus den Teigtaschen und fanden darin «qualitativ wenig befriedigende» Zutaten – etwa Innereien und gar Schweinsköpfe.
Dieser Beitrag verdarb den Zuschauern offenbar den Appetit. Nach der Sendung brach der Umsatz in der Schweiz um rund die Hälfte ein. Der Hersteller reagierte mit einer Image-Kampagne und verklagte die Sendungsmacher.
Als Antwort forderten sie Schadenersatz in Millionenhöhe. Ein Gericht urteilte später, der Beitrag sei trotz der reisserischen Aufmachung zulässig. Die Resultate stützten sich auf eine fachkundige Beurteilung. Die Hersteller zogen das Urteil nicht weiter, die Geschichte endete mit einem Vergleich.