Seit April ist der Covid-Impfstoff Novavax in der Schweiz zugelassen – geimpft wurde damit hierzulande bisher allerdings noch niemand. Erst in diesen Tagen werden erste Impfdosen in die Schweiz geliefert. Die Kantone erhalten den Impfstoff kommende Woche, geht aus einem Schreiben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) an die Gesundheitsdepartemente hervor, das Blick vorliegt.
Eigentlich sollte Novavax längst zum Einsatz kommen. Ursprünglich hatte der Bund einmal damit gerechnet, dass der Impfstoff spätestens im Sommer 2021 zur Verfügung steht. Doch wegen Verzögerungen bei der Zulassung und Lieferproblemen wurde es mit dem Termin immer später.
In Deutschland längst im Einsatz
In Deutschland ist der sogenannte Protein-Impfstoff bereits seit Februar verfügbar. Die Nachfrage danach hält sich allerdings in Grenzen: Im Nachbarland liessen sich bis Ende Mai gerade einmal 120'000 Menschen mit Novavax impfen.
Auch in der Schweiz dürfte Novavax zum Ladenhüter werden. Die erste Charge, die nun geliefert wird, umfasst 30'000 Impfdosen. Gedacht sind sie für Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht mit dem mRNA-Impfstoff von Pfizer oder Moderna impfen lassen können – und für jene, die gegenüber diesen neuen Impfstoffen skeptisch sind.
Die Kantone müssen sich mit dem Impfen sputen. Denn schon Ende September laufen die Impfdosen ab! Man stehe mit dem Hersteller wegen einer möglichen Verlängerung des Haltbarkeitsdatums in Kontakt, teilt der Bund den Kantonen aber mit. Für eine vollständige Impfung sind zwei Impfdosen im Abstand von drei Wochen nötig.
Nachfrage «sehr gering»
Frühestens im September sollen dann weitere 500'000 Novavax-Dosen geliefert werden. Ursprünglich hatte die Schweiz sechs Millionen Impfdosen beim US-Pharmaunternehmen reserviert, konnte den Vertrag dann aber so anpassen, dass man nur noch mindestens eine Million bestellen und zahlen muss. Wie viel den Bund die eine Million Novavax-Dosen kosten, behält das BAG für sich.
Doch auch diese Menge dürfte die Nachfrage bei Weitem übersteigen. «Bisher war die Nachfrage bei der telefonischen Hotline des Kantons Luzern nach diesem Impfstoff sehr gering», sagt David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport des Kantons Luzern. Man rechne damit, dass sich vermutlich etwa ähnlich viele oder weniger Menschen mit Novavax impfen liessen wie mit dem Janssen-Impfstoff, mit dem im Kanton Luzern beispielsweise weniger als 1 Prozent der Erstimpfungen erfolgt seien.
Ein Grossteil der Impfdosen wird man wohl kübeln müssen – oder am Schluss der internationalen Covax-Initiative spenden, die den Impfstoff an ärmere Staaten weitergibt. Immerhin: Weil der Novavax-Impfstoff bis zu neun Monate im Kühlschrank gelagert werden kann, ist er insbesondere für Länder mit weniger gut ausgebauter Infrastruktur praktisch.