GLP-Bäumle ärgert sich wieder über Luftqualität im SBB-Zug
«Der Dosto ist eine Virenschleuder»

Bei einer Messung in einem SBB-Dosto hat GLP-Nationalrat Martin Bäumle eine erschreckend schlechte Luftqualität festgestellt. Nicht zum ersten Mal. Er ärgert sich über den Bahnkonzern.
Publiziert: 22.06.2022 um 17:30 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2023 um 17:41 Uhr
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Er hat es überall dabei: Martin Bäumle zeigt sein CO2-Messgerät, hier an der Wintersession 2020.
Foto: keystone-sda.ch
Lea Hartmann und Sermîn Faki

Er kann es nicht lassen: Noch immer ist GLP-Nationalrat Martin Bäumle (58) mit seinem CO2-Messgerät unterwegs, um die Luftqualität zu checken – und damit das Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Kürzlich zückte er das Gerät wieder einmal auf der Zugfahrt von Bern nach Zürich.

Und war geschockt. Die Messwerte überstiegen die normalen Werte um ein Vielfaches! An einem Arbeitsplatz darf allerhöchstens eine CO2-Konzentration von 5000 ppm gemessen werden, als gut gelten 1000 ppm – Bäumle mass im Zug 5142 ppm.

Bäumle sass in einem Dosto, jenem Schüttelzug, der schon beim Blick-CO2-Test vor knapp einem Jahr durchfiel. Bäumle schreibt auf Twitter: «Der Dosto ist eine Virenschleuder. Eigentlich sollte man die SBB für ihre Ignoranz anzeigen!»

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SBB: Luftqualität ist gut

Die SBB rechtfertigen sich auf Anfrage: Im erwähnten Zug habe es eine kurzzeitige Störung an der Druckschutzanlage gegeben. Dies habe dazu geführt, dass die Druckschutzklappen länger als üblich geschlossen waren, «weshalb die Frischluftzufuhr länger als normalerweise unterbrochen war».

Ansonsten sei die Luftqualität in den SBB-Zügen top, das habe man mit eigenen Messungen herausgefunden. «Mit einem kalibrierten Handmessgerät wurden Werte gemessen, die sich in einem normalen bis genügenden (zwischen 750 ppm und 1400 ppm) und somit nicht gesundheitsgefährdenden Bereich bewegten», so die Medienstelle.

In sehr wenigen Fällen seien für wenige Minuten CO2-Konzentrationsanstiege auf Werte von bis zu 1860 ppm ermittelt worden. «Dabei zeigte sich, dass die Klimaanlagen-Regelungen rasch reagierten und durch Öffnen der Aussenluftklappen die Zufuhr der Frischluftanteile angepasst haben. So wurden innerhalb weniger Minuten wieder tiefere CO2-Konzentrationen erreicht.»

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«Das ist schwer zu glauben»

Im Klartext: Alles im grünen Bereich, Bäumle habe – mal wieder – eine sehr seltene Ausnahmesituation erwischt. Der GLP-Nationalrat und Atmosphärenwissenschaftler lässt den Bahnkonzern nicht so schnell vom Haken. «Die Antwort der SBB überzeugt mich nicht», sagt er zu Blick. Er glaube zwar schon an kleine Zufälle. «Aber dass ich zufälligerweise immer wieder in genau jenen Zügen unterwegs bin, in denen ausnahmsweise etwas nicht stimmt, ist schwer zu glauben.»

Er habe immer wieder Messungen durchgeführt und im Dosto regelmässig schlechte Werte gemessen. Seine Daten würden also zeigen, dass in den Dostos etwas nicht stimme. Er wünsche sich mehr Transparenz von den SBB und werde nun das Gespräch suchen.

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SBB sollen Zeit bis Herbst nutzen

Als er letzte Wochen die 5142 ppm gemessen habe, habe er sofort eine Maske aufgesetzt – und er überlege sich jetzt, das im Zug immer zu tun. «Aktuell ist die Situation ja noch nicht schlimm, und man kann die hohen Werte relativ gelassen nehmen», sagt er. Aber die SBB sollten die Zeit bis im Herbst nutzen, um sich vorzubereiten. Dann sollten sie es endlich im Griff haben!»

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