Notwehr für Schafhirten
Bund muss Verteidigungsabschüsse gegen Wölfe prüfen

Schafhirten in der Schweiz könnten bald Schusswaffen gegen angreifende Wölfe einsetzen. Die Umweltkommission des Nationalrats lässt einen entsprechenden Vorschlag durch die Bundesverwaltung abklären.
Publiziert: 14.08.2024 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 14.08.2024 um 08:14 Uhr
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Schafhirten sollen künftig Schusswaffen gegen angreifende Wölfe einsetzen dürfen.
Foto: Keystone
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Sollen Schafhirtinnen und -hirten künftig Schusswaffen gegen angreifende Wölfe einsetzen dürfen? Die Bundesverwaltung hat am Dienstag von der Umweltkommission des Nationalrats den Auftrag erhalten, diese Möglichkeit zu prüfen. Verteidigungsabschüsse, sogenannte «tire de défense», könnten bei Wolfsangriffen also künftig erlaubt werden.

Den Antrag brachte der Walliser SVP-Nationalrat Michael Graber (43) ein. Er unterstützte die derzeitige Regelung, die präventiv Wolfsregulierungen zu bestimmten Zeiten erlaubt, voll und ganz, sie müsse unbedingt so beibehalten werden. Doch er betont: «Der Wolf ist ein hochintelligentes und lernfähiges Tier. Er muss erkennen, dass er nicht nur leichte Beute vor sich hat, sondern sein eigenes Leben in Gefahr geraten kann, wenn er auf der Alp Schafe reisst.»

«Tir de défense» – wie in Frankreich

Er kenne Hirten, die deswegen den ganzen Sommer über in einem Biwak übernachten und ihre Herde nicht aus den Augen liessen. Wie in Frankreich sollen sie bei wiederholten Wolfsangriffen darum auf ihre Herden einen «tir de défense» abgeben dürfen. Ihm sei bewusst, dass diese Methode sorgfältige Abklärungen verschiedener Aspekte erfordere.

«Wenn man den Hirten allerdings erlauben würde, eine Waffe mit sich zu führen, um im Falle eines Angriffs Verteidigunsabschüsse abzugeben, könnten die Wölfe daraus lernen und werden sich künftig von den Herden fernhalten», argumentiert Graber. Er sei überzeugt, dass man so das Wolfsproblem in den Griff bekommen könnte.

Heute werde oft behauptet, dass die Zahl der Wolfsrisse zurückgegangen sei, sagt der Walliser. Das stimme zwar, liege aber allein daran, dass immer weniger Schafe den Sommer auf der Alp verbringen. «Im gesamten Simplon-Gebiet gibt es nur noch einen Hirten.» Statt der Schafe sterbe dann die Alpwirtschaft.

Spannungen mit Landwirtschaft

Klar ist: Die wachsende Wolfspopulation in der Schweiz führt vermehrt zu Spannungen mit der Landwirtschaft. Daher erlaubt der Bund Massnahmen zur Bestandsregulierung. Im vergangenen Jahr blies Umweltminister Albert Rösti (57) zum Halali auf den Wolf – präventiv.

Bis dahin hat der Umweltminister die Kritiker ignoriert, Natur- und Tierschutzorganisationen lehnen solche Abschüsse ab. Sein Departement kürzte die üblichen demokratischen Verfahren kurzerhand ab, um die Jagd schon im Winter eröffnen zu können – was bereits damals einen Sturm der Entrüstung auslöste.

Erstmals war es Wildhütern und Jägern erlaubt, ganze Rudel zu erlegen, ohne dass diese bereits grossen Schaden angerichtet haben. Kantone, Parteien oder Verbände hatten gar nicht erst die Möglichkeit, dazu ordentlich Stellung zu nehmen. Erst in diesem Frühling holte er die ordentliche Vernehmlassung für die nötige Verordnungsanpassung nach.

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