Würde Michèle Blöchliger (55) am 7. Dezember in den Bundesrat gewählt, wäre dies gleich in zweifacher Hinsicht eine Premiere. Erstmals würde eine Frau für die SVP im Bundesrat sitzen – und zum ersten Mal eine Person aus dem Kanton Nidwalden.
Letztere Tatsache spielte mit eine Rolle, dass sich Blöchliger für eine Kandidatur entschieden hat. Am Montagnachmittag gab die Nidwaldner Finanzdirektorin bekannt: Ja, sie will. «Ich bin bereit für eine Kandidatur als Bundesrätin», sagte sie an einer Medienkonferenz in Stans NW.
Maurer ist ihr Vorbild
Ueli Maurer (71), den sie beerben will, nannte Blöchliger ein «Vorbild». Sie habe sich gut überlegt, ob sie in seine Fussstapfen treten will. Klar sei, dass es keine perfekte Bundesratskandidatur gäbe. «Doch in aller Bescheidenheit darf ich sagen, dass ich durch meinen privaten, beruflichen und politischen Werdegang viele Voraussetzungen mitbringe für diese anspruchsvolle Aufgabe», so die Regierungsrätin. Sie habe Respekt vor der Aufgabe –und gerade deshalb möchte sie sich als Kandidatin zur Verfügung stellen. «Ich bin bereit, die damit verbundenen Herausforderungen anzunehmen.»
Ihre Familie stehe für sie immer im Zentrum, sagte die dreifache Mutter weiter. Zuerst seien ihre Kinder mit einer Bundesratskandidatur auf sie zugekommen. Auch ihr Ehemann unterstütze ihre Kandidatur, wie er auch bisher immer ihre politische Karriere unterstützt habe.
Blöchliger, die im Kanton Basel-Stadt und im deutschen Wiesbaden aufgewachsen ist, ist seit 2018 Regierungsrätin in Nidwalden. Die Wirtschaftsanwältin sass vorher während 16 Jahren im Kantonsparlament und ist Gründerin der kantonalen SVP. Ihre Mutter war Engländerin, weshalb ihre zweite Muttersprache Englisch ist. Zudem spricht sie Französisch und Italienisch.
Frauenkandidatur erwünscht
Zahlreiche andere SVP-Frauen hatten sich in den vergangenen Tagen bereits aus dem Rennen genommen: Natalie Rickli (45, ZH), Esther Friedli (45, SG), Magdalena Martullo-Blocher (53, GR) und Monika Rüegger (54, OW).
Dabei wäre eine Frauenkandidatur aus den SVP-Reihen erwünscht. So forderte der ehemalige SVP-Präsident Toni Brunner (48), dass eine Frau für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer (71) antreten solle. Und auch die Zürcher SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann (46) fordert: Es braucht ein Dreierticket – und eine Frau soll darauf.
Wahlchancen: Eher gering
Im Rennen um das Amt sind neben Blöchliger der Berner Nationalrat Albert Rösti (55), der Berner Ständerat Werner Salzmann (59) sowie der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (62). Letzterer hat am Samstag seine Ambitionen bekannt gegeben.
Blöchligers Chancen, gewählt zu werden, sind eher gering. Zwar hat sie Regierungserfahrung, hinderlich ist ihr aber die mangelnde Vernetzung im Bundeshaus. Sie sagte zwar, über viele Kontakte zur SVP-Fraktion zu verfügen, doch das hilft ihr nur, um aufs Ticket zu kommen. Am Ende wählt das Parlament – und dort dürfte Blöchliger vielen zu wenig bekannt sein, um sie auf den Wahlzettel zu schreiben. (lha/bgs)