Die SVP hatte noch nie eine Bundesrätin. Und auch jetzt sieht es nicht danach aus, als würde sich das bald ändern. Denn bisher haben nur Männer ihr Interesse an der Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer (71) bekannt gegeben. Nach Albert Rösti (55) und Werner Salzmann (58) teilte am Wochenende der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (62) mit, dass er Bundesrat werden wolle.
Dass sich bisher nur Männer meldeten, missfällt selbst in der traditionellen SVP gewichtigen Stimmen. So wünscht sich SVP-Parteipräsident Marco Chiesa (46), dass nicht nur Männer ins Rennen geschickt werden. Das sagt er gegenüber Blick. Auch der frühere Parteichef Toni Brunner (48) hat sich öffentlich dafür ausgesprochen, dass eine Frau aufs Ticket soll.
Dreierticket mit Frau
Chiesa zeigt sich überzeugt, dass seine Partei in den nächsten Tagen noch eine Kandidatin «mit politischer Erfahrung und grossen menschlichen Qualitäten» findet. Auch wenn die Männer, «die bereits öffentlich ihr Interesse bekundet haben, äusserst kompetent und wertvoll sind.»
Doch bisher hagelte es Absagen der SVP-Frauen für das Regierungsamt. Magdalena Martullo-Blocher (53), Esther Friedli (45), Monika Rüegger (54) oder die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli (45) gaben der Partei alle einen Korb.
Die Zürcher Nationalrätin Barbara Steinemann (46) schlägt in der «Sonntagszeitung» ein Dreierticket für die Bundesratswahlen vor. Auf diesem solle neben zwei SVP-Männern eine Frau Platz finden, die zur Wahl vorgeschlagen wird. Damit konfrontiert, sagt der Parteichef Chiesa: «Ich schliesse nicht aus, dass sich die Fraktion für drei Vertreter aus der Deutschschweiz entscheidet.»
Blöchliger informiert am Montag
Das Augenmerk richtet sich nun auf die Nidwaldner Regierungsrätin Michèle Blöchliger (55). Bereits letzte Woche bestätigte sie, dass sie Gespräche mit der Familie und der Partei über eine mögliche Bundesratskandidatur führe. Am Montag will sie an einer Medienkonferenz in Stans bekannt geben, ob sie sich zur Verfügung stellt.
Auf der nationalen Bühne hat sich die Innerschweizerin jedoch noch nicht gross einen Namen gemacht – abgesehen von der Corona-Pandemie, als sie als Gesundheitsdirektorin im Fokus der Öffentlichkeit stand. In der Kantonsregierung sitzt sie bereits vier Jahre, davor war sie 16 Jahre im Kantonsparlament.
Ihre Wahl wäre obendrein eine Premiere für Nidwalden. Der Kanton war noch nie im Bundesrat vertreten.
Favorit Rösti
Auch wenn sich Blöchliger am Montag zur Wahl zur Verfügung stellen würde: Albert Rösti bliebe Kronfavorit für das Amt. Das zeigt eine Umfrage vom SonntagsBlick in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo.
Auf die Frage, wer Nachfolger von Maurer werden soll, schwang der Berner Nationalrat obenaus. Er ist der Liebling der Parteibasis: Von den SVP-Wählern spricht sich rund die Hälfte für den vernetzten Lobbyisten aus, deutlich weniger sind für Salzmann. Selbst bei Sympathisanten der FDP, Mitte und GLP kommt Rösti gemäss Umfrage gut an.
Bis zum Freitag haben die Kantonalparteien noch Zeit, um Bewerbungen einzureichen. Danach finden Anhörungen in der Findungskommission unter Leitung von Caspar Baader (69) statt. Bis zum 11. November will die Kommission dem Vorstand der SVP-Bundeshausfraktion ihre Empfehlungen unterbreiten.