Esther Friedli sagt für den Bundesrat ab
Wer jetzt noch im Rennen ist um den Maurer-Sitz

Das Kandidatenkarussell für die Nachfolge von SVP-Bundesrat Ueli Maurer dreht sich seit dessen Rücktrittsankündigung Ende September. Richtig in Schwung gekommen ist es aber nicht. Neben vier Interessenten gibt es auch viele Absagen. Die wichtigsten Namen im Überblick.
Publiziert: 14.10.2022 um 11:50 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2022 um 16:00 Uhr
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SVP-Nationalrätin Esther Friedli will nicht Bundesrätin werden – sondern Ständerätin für den Kanton St. Gallen.
Foto: keystone-sda.ch

Esther Friedli (45) will nun also auch nicht Bundesrätin werden. Die St. Galler Nationalrätin will statt der Nachfolge von Finanzminister Ueli Maurer (71) die Nachfolge von Paul Rechsteiner (70, SP) im Ständerat antreten.

Damit sagt der SVP eine weitere Favoritin ab. Doch wer ist denn jetzt eigentlich im Rennen, wer überlegt noch und wer soll noch bekniet werden? Hier die Übersicht über den Stand der Nachfolge:

Sie wollen Bundesrat werden

  • Albert Rösti (55): Der Berner Nationalrat Albert Rösti gab am Montag nach zehn Tagen Bedenkzeit bekannt, dass er kandidieren will. Nach etlichen Gesprächen und der Lagebeurteilung könne er mit «klarem Ja» sagen, dass er sich das Amt zutraue, eine klare Vorstellung davon habe, wie er dem Land als Bundesrat dienen wolle und dass er den nötigen Rückhalt habe, so Rösti vor den Medien in Bern. Der Berner Oberländer ist promovierter Agronom und Berater und Gemeindepräsident von Uetendorf bei Thun. Seit 2011 politisiert er im Nationalrat, von 2016 bis 2020 war er Präsident der SVP Schweiz.
  • Werner Salzmann (59): Der Berner SVP-Ständerat Werner Salzmann stieg als Erster ins Rennen um die Nachfolge von Ueli Maurer. Er habe das Anforderungsprofil studiert und sei zum Schluss gekommen, dass er es erfülle, sagte er am 7. Oktober. Salzmann ist Chefexperte bei der Steuerverwaltung des Kantons Bern. Er ist seit 2019 Ständerat, zuvor war er während einer Legislatur Nationalrat. Salzmann war früher Präsident der kantonalen SVP.
  • Heinz Tännler (62): Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler brächte einiges für einen Bundesrat mit – und wird darum immer wieder ins Spiel gebracht. Auch er hat sein Interesse an einem Sitz in der Landesregierung bekannt gegeben. Es sei an der Zeit, dass die Zentralschweiz wieder eine Stimme in der Landesregierung habe, so Tännler. Er war neun Jahre Baudirektor und wechselte 2016 in die Finanzdirektion des Kantons Zug.
  • Michèle Blöchliger (55): Mit Michèle Blöchliger steigt erste Frau aufs Kandidatenkarussell. Die knapp 55 Jahre alte Nidwaldner Finanzdirektorin Michèle Blöchliger hat an einer Medienkonferenz in Stans bekannt gegeben, dass sie für eine Kandidatur bereit sei.

Er überlegt noch

  • Thomas Matter (56): Laut dem Zürcher Nationalrat und Banker laufen derzeit Gespräche mit der Kantonalpartei. Der 55-Jährige hat im Juni 2014 die Nachfolge von Christoph Blocher (82) im Nationalrat angetreten.

Sie haben abgesagt

  • Esther Friedli (45): Die St. Galler Nationalrätin Esther Friedli zählte zu den Favoritinnen für das Amt – nimmt sich nun aber aus dem Rennen. Stattdessen will sie Ständerätin ihres Kantons St. Gallen werden. Friedli, einst Politikberaterin, heute Gastronomin, ist seit 2019 im eidgenössischen Parlament und Partnerin von Toni Brunner.
  • Natalie Rickli (45): Als Topfavoritin gehandelt, hat die Zürcher Gesundheitsdirektorin und frühere Nationalrätin Natalie Rickli dem Findungsausschuss der SVP eine Absage erteilt. Sie will sich auf die Regierungsratswahlen in ihrem Kanton am 12. Februar 2023 konzentrieren. Die frühere Kommunikationsberaterin war von 2007 bis 2019 Nationalrätin. 2019 wurde sie in den Zürcher Regierungsrat gewählt.
  • Magdalena Martullo-Blocher (53): Die Bündner Nationalrätin und SVP-Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher steht nicht für eine Bundesratskandidatur zur Verfügung. Die Partei verfüge über zahlreiche andere hervorragende Kandidatinnen und Kandidaten, liess die Chefin der Ems-Chemie-Holding mitteilen. Die Tochter von alt Bundesrat Christoph Blocher ist seit 2015 Nationalrätin.
  • Toni Brunner (48): Der frühere SVP-Parteipräsident Toni Brunner aus St. Gallen schliesst ein Polit-Comeback als Bundesrat aus. «Es ist nicht der Zeitpunkt – und der kommt auch nicht mehr. Ich bin glücklich so», sagte er. Als Mitglied der Findungskommission stehe er ohnehin nicht zur Verfügung als Kandidat, sagte er. Brunner war von 1995 bis 2018 im Nationalrat und von 2008 bis 2016 Nachfolger von Ueli Maurer an der Spitze der SVP Schweiz.
  • Diana Gutjahr (38): Die Thurgauer SVP-Nationalrätin und Unternehmerin Diana Gutjahr steht momentan nicht für das Bundesratsamt zur Verfügung. Neue Möglichkeiten müssten immer mit der aktuellen Lebensphase vereinbar sein, sagte sie. «Als Frisch-Mami würde dies in meinen aktuellen Lebensabschnitt nicht passen.»
  • Franz Grüter (59): Der Luzerner Nationalrat und IT-Unternehmer Franz Grüter sieht sich nicht als Bundesrat. Er werde 60 Jahre alt und «suche das Amt nicht», sagte der Verwaltungsratspräsident des Schweizer Internet- und Rechenzentrenbetreibers Green.ch und frühere Präsident der SVP des Kantons Luzern. Grüter ist seit 2015 Nationalrat.
  • Marcel Dettling (41): Für den Schwyzer Nationalrat Marcel Dettling kommt eine Kandidatur ebenfalls nicht infrage. Er habe seinen Auftrag als Wahlkampfleiter der SVP und wolle diesen erfolgreich zu Ende bringen, sagte der Landwirt der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dettling ist seit 2015 Nationalrat.
  • Andreas Glarner (60): Der Aargauer Nationalrat und Migrationsexperte seiner Partei Andreas Glarner lehnt eine Kandidatur ab. Sowieso nie als Favorit gehandelt, erklärte der Präsident der Kantonalpartei in der «Aargauer Zeitung», weder jetzt noch in Zukunft strebe er in den Bundesrat.
  • Pierre Alain Schnegg (59): Abgewunken hat der bernische Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektor Pierre Alain Schnegg. Der Ingenieur in Wirtschaftsinformatik ist seit 2016 Berner Regierungsrat und hatte sich während der Pandemie auf nationaler Ebene profiliert. Im Moment sei er nicht interessiert an einer Kandidatur, sagte er.
  • Cornelia Stamm Hurter (59): Die Schaffhauser Regierungsrätin Cornelia Stamm Hurter setzt wie ihre Amtskollegin Rickli aus Zürich und ihr Amtskollege Schnegg aus Bern weiterhin auf die kantonale Karte. Sie sieht ihre Rolle weiterhin in der Kantonsregierung, wie ihre Partei mitteilte. Stamm Hurter hatte zuvor eine Bundesratskandidatur nicht ausgeschlossen. Auch ihr Mann, Nationalrat Thomas Hurter (58), steht nicht zur Verfügung.
  • Alex Hürzeler (57): Als weiterer Regierungsrat nahm sich Alex Hürzeler, der Aargauer Bildungs-, Kultur- und Sportdirektor, aus dem Rennen. Er hege keine Absichten, nach Bundesbern zu wechseln, gab er der «Aargauer Zeitung» zu Protokoll. Sein Platz und Wirken seien im Aargau.
  • Peter Spuhler (62): Auch der Thurgauer Unternehmer Peter Spuhler wurde als möglicher Nachfolger von Ueli Maurer ins Spiel gebracht. Das ist jedoch kein Thema, sagte er zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Spuhler ist Konzernchef des Zugbauunternehmens Stadler Rail. Aus Rücksicht auf seine Firma trat er bereits Ende 2012 nach 13 Jahren von seinem Amt als SVP-Nationalrat zurück.
  • Monika Rüegger (54): Die Obwaldner SVP-Nationalrätin Monika Rüegger will nicht Nachfolgerin von Ueli Maurer werden. Sie stehe für eine Kandidatur nicht zur Verfügung, teilte sie am Donnerstagabend auf Twitter mit. Sie möchte weiterhin die Interessen Obwaldens «mit klar bürgerlicher Politik» in Bern vertreten, begründete Rüegger. Zudem wolle sie nebst der Arbeit im Parlament Zeit für ihre Familie haben.

Sie sind noch im Gespräch

  • Thomas Aeschi (43): Der Zuger Nationalrat Thomas Aeschi gehört als SVP-Fraktionschef praktisch von Amtes wegen zum Favoritenkreis. Der Unternehmensberater war bereits 2015 offizieller Bundesratskandidat um die Nachfolge von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (66), unterlag damals aber seinem Parteikollegen Guy Parmelin (62). Aeschi äusserte sich bislang nicht explizit. Er ist seit 2011 Nationalrat, 2017 wurde er Fraktionspräsident.
  • Céline Amaudruz (43): Die Genfer Nationalrätin Céline Amaudruz galt bisher als mögliche Bundesratskandidatin. Bei der Juristin und Vermögensverwalterin stand allerdings die Vermutung im Raum, dass sie eher Anspruch auf den Sitz des Waadtländers Guy Parmelin anmelden könnte. SVP-Parteichef Marco Chiesa (48) sagte zudem, dass die Nachfolge von Ueli Maurer «sicher» aus der Deutschschweiz kommen werde.
  • Jean-Pierre Gallati (56): In den Medien als möglicher Bundesratskandidat genannt wurde auch der Aargauer Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati. Der Rechtsanwalt war mal kurzzeitig Nationalrat, nämlich von Dezember 2019 bis März 2020. Danach übernahm er im Aargau den Regierungsratssitz von Franziska Roth nach deren Parteiaustritt und Rücktritt. Zu einer möglichen Kandidatur äusserte er sich zunächst nicht.
  • Gregor Rutz (50): Der Zürcher Nationalrat Gregor Rutz hat zwar bereits auf eine Kandidatur verzichtet. Er strebe kein Exekutivamt an, sagte er gegenüber «Züri Today». Dennoch führt die SVP Zürich weiter Gespräche mit ihm. Er wäre von allen Zürcher Kandidierenden wohl der mit den grössten Chancen. Rutz ist seit 2012 Nationalrat und war von 2001 bis 2008 Generalsekretär der SVP Schweiz.
  • Martin Haab (60): Der Zürcher Nationalrat Martin Haab wurde in den letzten Tagen als möglicher Zürcher Kandidat genannt. Der Meisterlandwirt aus Mettmenstetten ZH politisierte während mehr als acht Jahren im Zürcher Kantonsrat. Im Juni 2019 rückte er für Natalie Rickli in den Nationalrat nach.

(sf/SDA)

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