Neuer deutscher Finanzminister und Ex-Bänker in der Kritik
Sozi-Multi-Millionär investiert in Schweizer Zmittag-Automaten

Der neue deutsche Finanzminister Jörg Kukies war früher Top-Investmentbanker. Beruflich machte er ein Vermögen – das steckte er auch in den Zürcher Automaten-Verpfleger Felfel. Was hinter der Beteiligung steckt.
Publiziert: 11:38 Uhr
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Aktualisiert: 13:30 Uhr
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Findet sich in vielen Schweizer Büros: Mittagessen und Snacks aus dem Automaten der Firma Felfel.
Foto: Keystone
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Er ist jetzt einer der mächtigsten Politiker Europas. Zuvor war er Investmentbanker, sogar Deutschland-Chef von Goldman Sachs: Jörg Kukies (56, SPD) ist neuer deutscher Finanzminister. Nach dem Ampel-Aus übernahm er den Posten vom gefeuerten Christian Lindner (45, FDP) bis zu den Neuwahlen.

Als Staatssekretär beriet Kukies jahrelang seinen Vertrauten Olaf Scholz (66). Der heutige SPD-Kanzler hatte ihn während seiner eigenen Zeit als Finanzminister verpflichtet. Wegen seiner für einen Sozialdemokraten ungewöhnlichen Karriere wird Kukies der «rote Multi-Millionär» genannt. Er habe «auf viel Geld verzichtet, um Politik zu machen», schrieb der «Spiegel».

Als Privatmann war Kukies auch Investor. Er beteiligte sich an vielversprechenden Start-ups – darunter eines aus der Schweiz: Kukies fährt auf Zürcher Zmittag-Automaten ab! Mit seinem Geld investierte er in Felfel.

Das Unternehmen stellt in Firmen Kühlschränke für die Betriebsverpflegung auf. Der 2013 gegründete Automaten-Spezialist stopft täglich Tausende von hungrigen Mäulern.

Investitionen geben zu reden

Kukies stieg im Rahmen einer Finanzierungsrunde bei Felfel ein. Bemerkenswert ist: Die meisten seiner direkten Beteiligungen verkaufte er vor Beginn seiner politischen Karriere 2018 wieder. Als Staatssekretär im Finanzministerium wollte er Interessenkonflikte verhindern – vor allem bei seinen Fintech-Investments. Nur an der Felfel AG und einem App-Anbieter blieb Kukies beteiligt.

Die Investitionen des Ex-Bankers wurden von Medien und politischen Gegnern immer wieder kritisch beäugt. Kürzlich erkundigte sich ein CDU-Bundestagsabgeordneter in einem Vorstoss nach Finanzbeteiligungen von Ministern.

Ergebnis: Kukies hielt zu Felfel. Zumindest bei der letzten Offenlegung als Staatssekretär war er weiterhin Teilhaber.

Ein «Risiko von Interessenkonflikten» habe man hier nach einer Prüfung ausgeschlossen, erklärt sein Ministerium in der Stellungnahme. Ob Kukies seine Felfel-Beteiligung nach dem Job-Aufstieg unterdessen verkauft hat, geht daraus nicht hervor.

Felfel ist Erfolgsgeschichte

Klar ist: Das Unternehmen Felfel gilt als Erfolgsgeschichte. Seine Verkaufsautomaten stehen heute zu Hunderten in Schweizer Firmen. Die Zürcher haben Innovationspreise gewonnen.

Kukies' Zukunft als Finanzminister ist ungewiss. Er hatte den prestigeträchtigen Posten nach dem Ende der Ampel-Koalition quasi als Feuerwehrmann übernommen. Ob die krisengeschüttelte SPD nach den vorgezogenen Neuwahlen in der Regierung bleiben kann, ist laut Umfragen fraglich.

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