Neue Studie
Ist der Klimawandel schuld an Corona?

Der Klimawandel dürfte eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Coronavirus gespielt haben, zeigt eine neue Studie. Denn aus tropischem Regenwald wurde Savanne. Fledermäuse siedelten sich an und trafen auf Schuppentiere. Über diese kam Corona wohl zum Menschen.
Publiziert: 05.02.2021 um 17:36 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2021 um 21:24 Uhr
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Hier brach die Corona-Pandemie wohl aus: Markt in in der chinesischen Stadt Wuhan.
Foto: Keystone

Globale Treibhausgas-Emissionen haben im Laufe des letzten Jahrhunderts den wahrscheinlichen Corona-Ursprungsort in Südchina zu einem Hotspot für Coronaviren gemacht, die von Fledermäusen übertragen werden. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie von Wissenschaftlern der Universität Cambridge, des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Universität Hawai'i-Manoa.

Die am Freitag veröffentlichte Studie zeigt einen Mechanismus auf, der dem Klimawandel eine direkte Rolle bei der Entstehung von Sars-Cov-2 zuweisen könnte – dem Virus, das die Corona-Pandemie verursachte.

Regenwald verwandelte sich in Savanne

Im Zuge der Studie rekonstruierten die Forscher mittels klimatischer Daten die weltweite natürliche Vegetation zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Auf Grundlage davon ermittelten sie die damalige globale Verteilung von Fledermausarten. Ein Vergleich mit der heutigen Verteilung zeigte, wo sich die Anzahl der verschiedenen Fledermausarten weltweit verändert hat.

Die Studie, publiziert in der Zeitschrift «Science of the Total Environment», beschreibt grosse klimawandelbedingte Veränderungen der natürlichen Vegetation in der südchinesischen Yunnan-Provinz sowie in benachbarten Gebieten in Myanmar und Laos im letzten Jahrhundert. Der tropische Regenwald dort habe sich in eine tropische Savanne und Laubwald verwandelt.

Fledermäuse brachten Coronaviren mit

Das hat die Ausbreitung zahlreicher neuer Fledermausarten ermöglicht, durch die rund 100 neue Arten von Coronaviren in die Region gelangten. Genetische Daten legen nahe, dass Sars-Cov-2 in genau dieser Region erstmals in Fledermäusen aufgetreten ist.

«Im letzten Jahrhundert hat der Klimawandel im wahrscheinlichen Ursprungsort von Sars-Cov-2 den Lebensraum für Fledermäuse deutlich attraktiver gemacht – und damit auch für die vielen Coronaviren, die diese Tiere in sich tragen», so Robert Beyer, der am PIK tätig ist und zuvor an der Universität Cambridge forschte. Durch den Klimawandel breiteten sich die Fledermäuse in neue Gebiete aus – und brachten ihre Viren mit. Das habe auch Interaktionen mit neuen Tieren ermöglicht, durch die schädliche Erreger übertragen wurden oder sich weiterentwickelten, so Beyer.

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Von der Fledermaus zum Gürteltier zum Mensch

In der Yunnan-Provinz sind auch sogenannte Schuppentiere heimisch, die wahrscheinlich als Zwischenwirte für Sars-Cov-2 fungierten. Man nimmt somit an, dass das Virus von Fledermäusen auf diese Tiere übergesprungen ist, die dann später auf einem Wildtiermarkt in Wuhan gehandelt wurden – wo sich wohl erstmals Menschen mit Corona infizierten.

Weltweit tragen Fledermäuse schätzungsweise über 3000 verschiedene Coronaviren in sich. Die meisten davon können nicht ohne weiteres auf Menschen überspringen. Einige hingegen schon – neben Sars-Cov-2 etwa auch Sars-Cov-1 und Mers, die ebenfalls grosse Epidemien verursachten.

Camilo Mora, Professor an der Universität Hawai'i-Manoa und Initiator der Studie, erklärt dazu: «Wir wissen, dass der Klimawandel die Übertragung von Viren in Wildtieren auf den Menschen beschleunigt. Das sollte uns dringend dazu veranlassen, Massnahmen zur Reduktion von Emissionen zu verbessern.» (sf)

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