Codogno in der Lombardei machte vor einem Jahr unfreiwillig Schlagzeilen. Als erster Corona-Hotspot Europas wurde das ganze italienische Dorf kurzerhand isoliert. Jetzt könnte dasselbe im nicht einmal 50 Kilometer entfernten Ort Corzano passieren. Jeder zehnte Einwohner ist dort mit der britischen Corona-Mutation infiziert. Laut Bürgermeister Giovanni Benzoni sind von den insgesamt 140 Infizierten 60 Prozent Primarschüler und Kindergärtner. Diese hätten anschliessend ihre Familien infiziert. Benzoni hat deshalb nach der kurzen Teil-Öffnung die Schulen wieder bis mindestens Montag schliessen lassen.
Die zuständigen Gesundheitsbehörden in Brescia überlegen sogar, Corzano komplett in eine «rote Zone» zu verwandeln. Dann dürfte niemand mehr rein – oder raus. Auch an Präsenzunterricht ist dann nicht mehr zu denken.
Präsenzunterricht in Frankreich
Weltweit gibt es unterschiedliche Strategien hinsichtlich Schulöffnungen. Grossbritannien, Dänemark oder die Niederlande haben schon vor Wochen sämtliche Primarschulen geschlossen, in Deutschland und Österreich ist es ähnlich, dort wird aber eine baldige Öffnung angestrebt, während beispielsweise in Frankreich Kinder schon das ganze Jahr Präsenzunterricht besuchen.
In Dänemark steigt Mutation trotz Schliessung
Ob die Schliessungen die Mutationen stoppen, ist unklar. Die Studien dazu sind geteilter Meinung. Dänemark könnte ein Negativ-Beispiel sein. Dort sind die Schulen seit Januar zu. Trotzdem hat sich der Anteil der Corona-Mutationen stetig erhöht. Lag dieser im Dezember noch bei 0,5 Prozent, sind es mittlerweile rund 15 Prozent, wie aktuelle Zahlen der ETH zeigen. Allerdings ist auch hier denkbar, dass der Anteil deutlich höher wäre, wenn die Schulen offen geblieben wären. Sicher ist also nur: an Schulschliessungen werden sich weiter die Geister scheiden.