Neue Atomkraftwerke nur 70 Kilometer entfernt
Genf rüstet zum Widerstand gegen neue AKW-Reaktoren

Der Kanton Genf ruft zum Kampf gegen zwei neue Kernreaktoren auf, die Frankreich unweit der Schweizer Westgrenze errichten will. Schon einmal war solcher Widerstand erfolgreich – allerdings blieb es nicht friedlich.
Publiziert: 26.07.2023 um 11:45 Uhr
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In Genf wehren sich Atomkraftwerk-Gegner gegen zwei neue AKW-Reaktoren in Frankreich, denn diese sollen in nur rund 70 Kilometer Entfernung gebaut werden. Die Kernreaktoren sind am Standort des AKW Bugey geplant, dem mit Jahrgang 1978 laut einem Bericht von «Le Matin» ältesten Atomkraftwerk Frankreichs.

In einer vor einer Woche veröffentlichten Erklärung hatte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron (45) angekündigt, dass die neuen Reaktoren in Bugey, im Département Ain, errichtet werden sollen. Schon am Wochenende hatte daraufhin der Genfer Staatsrat Antonio Hodgers (47, Grüne) klargestellt, dass sein Kanton gegen den Bau der Reaktoren in der Nähe der Schweizer Westgrenze sei.

Kanton müsse kämpfen

Konkret wird die Genfer Kantonsregierung erst im Herbst darüber befinden, wie sie auf die Entscheidung des Élysée-Palastes reagiert. Die Westschweizer Atomkraftgegner «Sortir du nucléaire» informierten am Montag jedoch, dass der Kanton gegen die Reaktoren kämpfen müsse: «Die Genfer Verfassung verpflichtet die kantonalen Behörden, sich mit allen rechtlichen und politischen Mitteln gegen Projekte für Atomanlagen auf dem Gebiet des Kantons und in seiner Nachbarschaft zu wehren.»

Tatsächlich haben die Behörden der Stadt und des Kantons Genf bereits die Anwältin und ehemalige französische Umweltministerin Corinne Lepage (72) beauftragt, gegen den Standort in Bugey gerichtlich vorzugehen. Man habe die Entscheidung, zwei neue Reaktoren zu bauen, nicht abgewartet, um die rechtlichen Schritte gegen Bugey vorzubereiten, heisst es.

Bei Genf, Lyon und Turin

Die Vereinigung erinnert daran, dass der Standort Bugey in der Nähe der dicht besiedelten Ballungsräume Lyon, Genf und Turin liegt. Ganz im Gegensatz zu Tschernobyl oder Fukushima, die von Wäldern umgeben beziehungsweise von einem Ozean gesäumt werden. Hier aber würden die drei Grossstädte im Katastrophenfall den Grossteil der radioaktiven Wolke abbekommen. Man befürchtet, dass ein nicht auszuschliessender Unfall im AKW Bugey wohl zu einer Katastrophe mit aussergewöhnlich schweren Folgen in ganz Westeuropa, einschliesslich der Schweiz, führen würde.

Die Schweizer Atomkraftgegner sind fest entschlossen, zusammen mit französischen Mitstreitern gegen den Bau der neuen Reaktoren vor den Toren Genfs zu kämpfen, wie das schon beim Superphénix-Projekt in Creys-Malville in den 1980er-Jahren erfolgreich gelang. Allerdings verliefen die Proteste damals nicht nur friedlich. (pt)

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