Juso und Junge Mitte toben
Jetzt reisst JSVP den Alt-Jung-Graben auf

Weil die ältere Generation das Covid-Gesetz deutlich angenommen hat, bläst die Junge SVP nun zum Angriff auf die Alten. Das treibt aber vor allem die anderen Jungparteien von Juso und Junger Mitte zur Weissglut.
Publiziert: 11.02.2022 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2022 um 15:57 Uhr
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Beim zweiten Covid-Referendum sammelte die Junge SVP mit. Dass das Referendum auch an den Ja-Stimmen der älteren Generation scheiterte, ist für die Jungpartei ein Zeichen, dass letztere «von den Medien eingelullt» sei.
Foto: Keystone
Gianna Blum

Die Junge SVP eifert ihrer Mutterpartei fleissig nach, ob es um markige Worte oder den politischen Kurs geht. Nachdem die SVP letzten Sommer den Stadt-Land-Graben ausgehoben hat, doppelt der Nachwuchs nun nach: mit dem Alt-Jung-Graben.

Im Verständnis der Nachwuchs-SVPler sind die Senioren nämlich von «Classe Politique und staatsnahen Medien eingelullt», wie die Jungpartei schreibt. Auslöser für den Alten-Angriff: das Covid-Gesetz.

Frust über Covid-Niederlage

Die JSVP hatte gemeinsam mit Organisationen aus Skeptiker-Kreisen das Referendum ergriffen, doch besonders bei der älteren Generation fruchtete das kaum – das Gesetz wurde im November vom Volk deutlich bestätigt.

Angesichts der zunehmenden Überalterung in der Schweiz warnt die JSVP, dass die ältere Generation an der Urne quasi durchmarschieren könne. «Wir wollen die ältere Generation wachrütteln», sagt Parteipräsident David Trachsel (27).

Dafür, dass die JSVP eine Zusammenarbeit anstrebt, fährt sie allerdings ziemlich schweres Geschütz auf. So beziehe die Babyboomer-Generation zu viel Rente und habe ohnehin zu wenig Kinder produziert, weswegen nun die AHV darbe. «Die Alten leben auf Kosten der Jungen!», so der Vorwurf – der auch beim Thema Gesundheitskosten durchscheint. Weitere Klagen sind die «Regulierungsflut» wegen der Klimaproblematik und immer wieder die Medien.

Gräben allenthalben

Aber verläuft der Graben vielleicht weniger zwischen Jung und Alt als zwischen den Ansichten der rechten Jungpartei und den Ansichten der Mehrheit der Stimmbevölkerung? Immerhin haben ja nicht nur die Alten das Covid-Gesetz angenommen. Trachsel widerspricht: «Die Alten haben es verlernt, freiheitlich abzustimmen», findet er. Letztere seien mit tiefen Steuern, wenig Regulierungen und niedrigen Schulden an ein gutes Leben gelangt, sie müssten dies nun auch dem Nachwuchs ermöglichen.

Dass die Jugend üblicherweise aber deutlich links der SVP steht, lässt Trachsel nicht gelten. Und verweist darauf, dass etwa in der letzten Tamedia-Wahlumfrage die SVP just bei den 18 bis 24-Jährigen deutlich zugelegt habe.

Jungparteien toben

Auf die Palme bringt der JSVP-Angriff vorab aber nicht die Alten, sondern die anderen Jungparteien. «Es ist eine absolute Frechheit, wie die JSVP versucht, hier einen Generationengraben aufzureissen», sagt eine deutlich erzürnte Ronja Jansen (27), Präsidentin der Jungsozialisten Juso.

Die JSVP versuche «sinnfreie, absurde Trennlinien» zu bewirtschaften, um davon abzulenken, dass es nicht um Jung gegen Alt gehe – «sondern um unten gegen oben!» Dass die Partei versuche, sich zur Stimme der Jungen aufzuschwingen, sei anmassend. «Eine spezifisch junge Politik gibt es nicht»

Jansen verweist auf die von Massnahmengegnern angekündigte Demo vom Samstag in Zürich, bei der die Juso zur Gegendemo mobilisiert. Diese werde zeigen, dass es sich nicht um einen Konflikt zwischen Generationen, sondern einen politischen Konflikt handle: «Nämlich zwischen jenen, die bereit sind, mit Faschisten mitzulaufen und jenen, die ihnen gegenüber stehen.»

Junge Mitte will neuen Gesellschaftsvertrag

Auch bei der jungen Mitte kommt die JSVP-Übung nicht gut an. «Dieser Versuch zu polarisieren ist jetzt das letzte, was wir brauchen», sagt Präsident Marc Rüdisüli (23). Ein kleines bisschen gibt Rüdisüli dem politischen Gegner aber auch recht: «Das Risiko, dass die ältere Generation die Jungen überstimmt, ist da», findet er. «Darum ist es auch Zeit, den Gesellschaftsvertrag neu zu denken.»

Allerdings, hält der Präsident der Jungpartei fest, seien es just SVP und JSVP, die sich bei Ideen wie einem allgemeinen Bürgerdienst, Elternzeit oder Stimmrechtsalter 16 sperren würden.

JSVP-Präsident Trachsel seinerseits will den Generationenkonflikt weiter bewirtschaften und kündigt Vorstösse auf politischer Ebene an. Welche das sein sollen, lässt er aber vorerst offen.




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