Zehn Sektionen protestieren wegen «parteischädigendem Verhalten»
Jung-SVP-Präsident unter Beschuss

In der Jungen SVP brodelt es. Zehn Kantonsvorsitzende werfen ihrem Parteichef David Trachsel in einem internen Brief parteischädigendes Verhalten vor.
Publiziert: 08.08.2021 um 11:19 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2021 um 15:12 Uhr
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Der Basler David Trachsel ist seit eineinhalb Jahren Präsident der Jungen SVP Schweiz.
Foto: zVg
Fabian Eberhard

Er ist laut, er poltert – und eckt an: David Trachsel, seit eineinhalb Jahren Präsident der Jungen SVP Schweiz. Von aussen betrachtet scheint die Jungpartei geschlossen hinter dem Basler Treuhänder zu stehen. Hinter den Kulissen aber brodelt es, unter den Parteikollegen herrscht Missmut.

Auslöser der Unruhe ist die Kommunikationsstrategie der Parteileitung. Sie verschickt im Namen der Jungen SVP Schweiz regelmässig Medienmitteilungen mit umstrittenen Positionen, die den Ansichten vieler Kantonssektionen zuwiderlaufen.

Im April eskalierten die Differenzen zum handfesten Streit. Nachdem Trachsel Verständnis für die Corona-Krawalle von Jugendlichen in St. Gallen gezeigt und die Randale als «logische Konsequenz einer komplett missratenen Corona-Politik» bezeichnet hatte, schlossen sich zehn Kantonalsektionen zusammen und drohten der Leitung schriftlich mit Konsequenzen.

Der Brief liegt SonntagsBlick vor. Beinahe die Hälfte aller Sektionspräsidentinnen und Präsidenten haben unterschrieben, darunter diejenigen von Zürich, Basel-Stadt, Genf, Zug und St. Gallen. Das Schreiben ist ein Frontalangriff auf die Parteileitung. Man akzeptiere nicht, dass der Präsident bereit sei, Gewalt zu tolerieren, solange diese von den «richtigen» Chaoten komme. «Diese heuchlerische Aussage würden wir von linker Seite erwarten, nicht von unserem Parteipräsident.»

«Affront gegenüber Mitgliedern»

Die zehn Kantonsvorsitzenden weiter: «Wir empfinden das Verhalten der Jungen SVP Schweiz als einen Affront gegenüber den einzelnen Sektionen und Mitgliedern.» In den letzten Monaten sei es vermehrt zu «verfehlten und unangebrachten» Äusserungen der Jungen SVP Schweiz gekommen. So zum Beispiel, als SVP-Bundesrat Guy Parmelin in einer Mitteilung als «halber Bundesrat» bezeichnet wurde oder als die Parteileitung sich in einer Medienmitteilung mit dem rechtsextremen Basler Grossrat Eric Weber solidarisierte.

Die Sektionschefs fordern das Präsidium auf, die aktuelle Kommunikationsstrategie «dringend zu revidieren». Die Botschaften seien unvereinbar mit dem Parteiprogramm und «grundsätzlich schädigend für die Partei».

Der Brief endet mit einer Kampfansage: «Sollten weiterhin parteischädigende Aussagen getätigt werden, sehen wir uns gezwungen als Sektionen, weitere Schritte zu unternehmen.» Man werde sich die Freiheit nehmen, Aussagen der Parteileitung der Jungen SVP Schweiz kontrovers zu kommentieren.

Öffentlich über den Machtkampf sprechen will fast niemand. Hinter vorgehaltener Hand nehmen manche aber kein Blatt vor den Mund. Es fallen Bezeichnungen wie «Debakel» oder «untragbar». Trachsel missbrauche die Plattform der Jungen SVP Schweiz für seine persönlichen Fehden und kommuniziere über die Köpfe seiner Parteikollegen hinweg.

Beträchtliche kantonale Unterschiede

Den Protestbrief unterschrieben hat auch Sandro Schmid, Präsident der Jungen SVP Graubünden. Er drückt sich diplomatisch aus: «Gewisse Mitteilungen der Jungen SVP Schweiz waren unglücklich.»

Wie alle Jungpolitiker könne auch David Trachsel dazulernen. Die Leitung der JSVP Schweiz sei eine schwierige Aufgabe, die kantonalen Unterschiede beträchtlich. «Eine solch heterogene Partei zu leiten, scheint mir nicht möglich, ohne der einen oder anderen Strömung gelegentlich auf die Füsse zu treten.» Man habe mittlerweile über die Vorfälle diskutiert und nach Lösungen und Verbesserungsmöglichkeiten gesucht.

Und was meint Trachsel selbst? Er möchte den Streit nicht weiter kommentieren und sagt einzig: «Mögliche parteiinterne Differenzen sind gesund. Sie werden bei uns demokratisch diskutiert und bereinigt.»

Dies geschehe jedoch nicht über die Medien.

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