«Vermisst irgendjemand eigentlich Jacqueline Badran?», lästerte SVP-Nationalrat Andreas Glarner (59, AG) kürzlich auf Twitter über seine linke Ratskollegin, die sich aus gesundheitlichen Gründen eine monatelange Auszeit nahm. Der Tenor auf dem Social-Media-Kanal war wohl selbst für Glarner überraschend deutlich: Ja, sie wird vermisst.
Und schon ab Montag wird sich Glarner wieder direkt mit der Politikerin auseinandersetzen müssen. Politisch. In Bern. Im Bundeshaus. Denn SP-Nationalrätin Jacqueline Badran (60, ZH) kehrt voll ins politische Leben zurück.
Zurück in der Sommersession
«Bin wieder da. Ab morgen gehe ich an der Sommersession wieder allen meinen politischen Pflichten nach», twitterte sie am Sonntag. Und: «Ich danke allen für die grosse Unterstützung und die vielen guten Wünsche.»
Auf ihrer Facebook-Seite führte sie weiter aus, dass jede Einzelne für sich und ihr Umfeld einiges verbessern könne. «Dies habe ich in den letzten Wochen im Rahmen meiner Möglichkeiten getan», so Badran. Und weiter: «Die meisten Lebensumstände können wir aber nur gemeinsam verändern in einem kollektiven Willensbildungsprozess innerhalb unseres so kostbaren direkt-demokratischen Systems.»
Angesichts der riesigen Probleme, die man gemeinsam zu lösen habe, «ist meine persönliche Befindlichkeit komplett unwichtig und mir ist jegliche öffentliche Aufmerksamkeit dieser gegenüber eher unangenehm», so Badran zum Schluss.
«Ich bin dann mal weg»
Am 14. Februar hatte es noch so getönt: «Ich bin dann mal weg», twitterte Badran damals und kündigte an, mindestens bis zur Sommersession eine Auszeit zu nehmen. Eine solche Auszeit hatte ihr der Hausarzt empfohlen.
Badran hatte einen anstrengenden und erfolgreichen Abstimmungskampf gegen die Stempelsteuer-Abschaffung hinter sich. Das war der Tropfen, welcher das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Die vielen «Abwehrkämpfe» der vergangenen Jahre, in welche die SP immer wieder gezwungen werde, hätten ihr physisch und psychisch zugesetzt, so Badran. Die vielen politischen Herausforderungen liessen sie «zu oft ratlos und ermüdet zurück».
Ab und zu ein Tweet
Seit der Ankündigung ihrer Politik-Pause ist es um die Wirtschaftspolitikerin, die sonst selbst gern provoziert und selten um einen Spruch verlegen ist, sehr still geworden.
Ganz die Finger lassen von der politischen Debatte konnte sie aber nicht. Einige wenige Male tat sie via Twitter doch ihre Meinung kund. So beispielsweise, als der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann. «Zu einem Angriffskrieg darf man niemals schweigen. Niemals», twitterte Badran dazu.
Und im März ärgerte sie sich darüber, dass zu wenig gegen russische Oligarchen durchgegriffen wird. «Was für eine elende neufeudalistische Bücklingspolitik», schimpfte sie über den zögerlichen Zuger SVP-Regierungsrat Heinz Tännler. Dieser «wäre der erste gewesen, der sich vor Gesslers Hut verbeugt hätte».
Auch die Ankündigung einer SRG-Halbierungs-Iniatitive brachte ihr Blut mächtig in Wallung. «Ich bin in die Politik, um die Welt ein bisschen besser zu machen, um echte Probleme von echten Menschen zu lösen», twitterte Badran Anfang März dazu. «Nicht, um Abwehrkämpfe gegen Ablenkungs-Scheinproblem-Konstruierer zu führen. Give me a break!»
Vor zwei Wochen wiederum war Badran angesichts des SP-Erfolgs bei den kantonalen Wahlen in Graubünden in Hochstimmung. Den Bündner Genossinnen und Genossen gratulierte sie auf Twitter zum Wahlsieg.
Es wird wieder hitzig
Am Montag gibt Badran nun auch in Bern wieder Vollgas. Und da stehen einige gewichtige Themen auf dem Programm, welche die seit 2011 im Nationalrat politisierende Zürcherin besonders interessieren dürften – von der Krankenkassen-Prämien-Initiative bis hin zur Pensionskassen-Reform.
Und im Herbst kommen zwei für die SP besonders bedeutende Vorlagen vors Volk. Die Erhöhung des Frauenrentenalters auf 65 sowie die Teilabschaffung der Verrechnungssteuer. Gegen beide hat die Linke das Referendum ergriffen. Und bei beiden ist ein hitziger Abstimmungskampf garantiert.