Die SBB wollten neue Kameras auf den Bahnhöfen installieren, die Besucherinnen und Besucher filmen und deren Gesichter erkennen. Das berichtete vor ein paar Wochen der «K-Tipp».
Gemäss SBB ging es dabei um ein Kundenfrequenz-Messsystem. Dessen Ziel: Personen sollen besser durch den Bahnhof geleitet werden. Es interessiere aber nicht, wer die jeweiligen Personen seien, hiess es. Damit sei der Datenschutz gewährleistet.
Doch die Nachricht löste in Politik und Öffentlichkeit hohe Wellen aus. So schätzte die unabhängige Datenschutz-Expertin Ursula Uttinger (56) die SBB-Pläne als «heikel» ein. Politiker von links bis rechts zeigten sich unzufrieden mit der Kommunikation und den Plänen der Bundesbahnen.
Ausschreibung wird angepasst
Nun krebsen die SBB zurück. Wie sie an einer Medienkonferenz am Montag mitteilen, wollen die SBB die besagte Ausschreibung anpassen. SBB CEO Vincent Ducrot (60) teilte dabei mit, er habe die Befürchtungen aus Politik und Öffentlichkeit gehört und ernst genommen. «Das Vertrauen in die SBB ist mir sehr wichtig».
So habe die Konzernleitung am Schluss entschieden, auf die «optional ausgeschriebene Kundensegmentierungen wie Alter, Geschlecht oder Grösse zu verzichten», wie es in einer Medienmitteilung heisst. Das bedeutet konkret: Die SBB wollen zwar weiter auf ein ausgebautes Überwachungssystem setzen, den umstrittensten Punkt aber streichen. Zwar hätten die SBB ein System beschafft, das vollständig datenschutzkonform sei, beteuern die SBB. «Der Nutzen für das Kerngeschäft Bahn ist für mich jedoch zu wenig gegeben», sagte Ducrot.
Die SBB werden die Ausschreibung nicht nur anpassen, sondern auch für eingehende Angebote eine Datenschutzfolgeabschätzung erstellen, heiss es am Montag. Erst nach Prüfung durch den Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten wollen sich die SBB für ein Angebot entscheiden. Die Vergabe soll voraussichtlich Anfang 2024 – statt wie bisher geplant im Juni 2023 – erfolgen. Das neue Kamera-System würde so frühstens ab Anfang 2025 eingesetzt werden. (sie)