Auf einen Blick
- Staatsanwaltschaft legt Berufung gegen Freispruch der Brasserie Lorraine ein
- Konzertabbruch wegen kultureller Aneignung führte zu Rassismus-Vorwurf
- Gericht sprach Beiz frei, ursprüngliche Busse betrug 3000 Franken
Im juristischen Streit um die Berner Brasserie Lorraine ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat Berufung gegen das Urteil des Regionalgerichts Bern angemeldet.
Das Gericht hatte die linksalternative Genossenshaftsbeiz am 17. Februar vom Vorwurf der Rassendiskriminierung freigesprochen. Die Generalstaatsanwaltschaft will nun die schriftliche Urteilsbegründung abwarten und dann entscheiden, ob die Berufung erklärt wird.
Das sagte Christof Scheurer, Informationsbeauftragter der Generalstaatsanwaltschaft, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Wird das Urteil weitergezogen, ist als nächstes das Berner Obergericht am Zug.
Konzertabbruch sorgt für Anzeige
Die Brasserie Lorraine hatte im Sommer 2022 das Konzert einer weissen Schweizer Reggae-Band abgebrochen, weil Gäste den Auftritt als kulturelle Aneignung empfunden hatten. Die Junge SVP erhob Anzeige und die Staatsanwaltschaft sah darin einen Fall von Rassendiskriminierung gegen Weisse. Sie sprach eine Busse von 3000 Franken aus.
Dagegen wehrte sich die Beiz erfolgreich vor Gericht. Allerdings ging die Einzelrichterin in ihrer mündlichen Urteilsbegründung gar nicht auf den Vorwurf der Rassendiskriminierung ein.
Sie kam zum Schluss, dass die Brasserie nach dem Unternehmensstrafrecht gar nicht verantwortlich gemacht werden könne. Der Staatsanwalt hatte die «Brass» als Unternehmen angeklagt, weil sie die Straftat «infolge der mangelhaften Organisation des Unternehmens» keinen Einzelpersonen zuordnen konnte.