Jonas Fricker (45) galt als grosses Talent, als er 2015 für die Aargauer Grünen in den Nationalrat einzog. Doch seine Karriere dauerte nicht lange. 2017 trat Fricker zurück, als er wegen eines umstrittenen Vergleichs unter Druck kam.
Bei der Debatte über die Fair-Food-Initiative seiner Partei hatte er im Nationalratssaal gesagt, den Juden sei es unter Hitler besser gegangen als Schweinen bei uns. «Die Menschen, die dort deportiert wurden, die hatten eine kleine Chance zu überleben. Die Schweine, die fahren in den sicheren Tod.»
«Entweder du gehst oder es wird dreckig»
Nach einigen Tagen, in denen der parteiinterne Druck auf Fricker gewachsen war – intern hiess es «Entweder gehst du oder es wird dreckig» – gab er seinen Rücktritt bekannt. Dies, obwohl er sich beim Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund entschuldigt hatte – und diese Entschuldigung auch angenommen wurde. Frickers Nachrückerin war Irène Kälin (35), die seitdem eine glanzvolle Karriere inklusive Nationalratspräsidium gemacht hat und nun für den Ständerat kandidiert.
Nun zieht es aber auch Fricker, der heute für die Grünen im Aargauer Kantonsparlament sitzt, wieder in die nationale Politik. Er kandidiert erneut für den Nationalrat. 2019 hatte er eine Anfrage der Partei noch abgelehnt.
Doch jetzt ist er offenbar zum Schluss gekommen, dass sein Rücktritt 2017 zu schnell erfolgte: «Gesellschaftspolitisch war der Rücktritt ein zwiespältiges Zeichen», sagt er gegenüber der NZZ. «Schliesslich hat man mit seiner Wahl einen Auftrag erhalten, den man nicht leichtfertig niederlegen sollte, und eine aufrichtige Entschuldigung, die angenommen wird, hat auch einen Wert.»
Die Chancen, dass Fricker ab Dezember wieder in Bern politisiert, stehen gut. Er wird auf dem zweiten oder dritten Listenplatz kommen, und die Aargauer Grünen glauben daran, zumindest zwei Sitze zu erobern. (sf)