Nach Auschwitz-Vergleich
Jüdischer Verein hält an Jonas Fricker fest

Grünen-Politiker Jonas Fricker (40) bleibt trotz seines Auschwitz-Vergleichs Mitglied des jüdischen Vereins Doppeltür. Mit diesem Entscheid sei eine weitere konstruktive und positive Zusammenarbeit möglich.
Publiziert: 02.11.2017 um 18:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2023 um 16:05 Uhr
Trotz Auschwitz-Vergleich weiterhin Mitglied im jüdischen Verein Doppeltür: Der zurückgetretene Grünen-Nationalrat Jonas Fricker (40).
Foto: MONIKA FLUECKIGER

Der Aargauer Grünen-Politiker Jonas Fricker (40), der nach einem Vergleich zwischen Schlachttiertransporten und Judendeportationen aus dem Nationalrat zurücktrat (BLICK berichtete), bleibt Mitglied des Patronatskomitees für das jüdisch-christliche Vermittlungsprojekt Doppeltür.

Der Vorstand des Vereins Doppeltür habe den Fall Fricker an einer Sitzung diskutiert. Nach einer Aussprache mit dem Grünen-Politiker und der ganzheitlichen Beurteilung sei der Vorstand zum Schluss gekommen, dass Fricker im Patronatskomitee verbleiben solle, teilte der Verein mit Sitz in Lengnau AG am Donnerstag mit.

Der Verein habe «die gemachten Aussagen, den respektvollen Umgang mit Personen sowie ein gesundes Augenmass in der Gesamtheit der Angelegenheit» gewichtet, heisst es in der Medienmitteilung: «Diese Betrachtung erlaubt eine weitere konstruktive und positive Zusammenarbeit.»

Das Projekt Doppeltür will die Geschichte der beiden ehemaligen Aargauer Judendörfer Endingen und Lengnau vermitteln. (SDA)

Das Wort beim Wort nehmen

Ein Kommentar von Andreas Dietrich, Chefredaktor BLICK

 

Nationalrat Jonas Fricker ist kein Neonazi, kein ­Faschist, kein Holocaust-Leugner. Ein scheinbar harm­loser Grüner, der sich auf seiner Homepage als «glücklich verheiratet, liebender Vater dreier Kinder» beschreibt.

Und doch hat er gestern im ­Parlamentssaal Folgendes von sich gegeben: Die von den Nazis verfolgten Juden – konkret gar jene, die in Deportationszügen nach Auschwitz eingepfercht waren – hätten bessere Überlebenschancen gehabt als Schweine heute. Ein skandalöser Vergleich, Ausdruck monströser ­Ignoranz.

Wie geschieht so etwas? «Aus Naivität», entschuldigt sich der ausgebildete Sekundarlehrer. Nun denn: Der Mann hat sich im Voraus Gedanken gemacht, seine Rede vorbereitet, seine Worte gezielt gewählt. Wenn dabei Naivität herauskommt – dann ist diese offensichtlich ­fester Bestandteil seiner geistigen Beschaffenheit. Da fragt man sich, wie ein derart naiver Politiker ernst zu nehmende ­Politik machen will.

Auch wenn er es selber nicht so sieht: Fricker gesellt sich zu jenen freundlich umherirrenden Naturideologen, die mit der Überhöhung des Tiers die ­Erniedrigung des Menschen in Kauf nehmen. In militanter Tierliebe steckt leider oft ein beängstigendes Stück Menschenfeindlichkeit. Kein Homo sapiens mit intaktem ethischem Kompass vergleicht Juden mit Schweinen.

Fricker ist Parlamentarier. Das Wort leitet sich ab aus dem Französischen parler: reden. Im Parlament wird der Wettkampf der Ideen mit Worten ausge­tragen. Wenn Parlamentarier Wert und Wirkung von Worten verkennen, wenn man sie nicht an ihren Worten messen kann – woran dann?

Frickers Worte müssen beim Wort genommen werden. Sie sind, was sie sind: eine Ungeheuerlichkeit.

Ein Kommentar von Andreas Dietrich, Chefredaktor BLICK

 

Nationalrat Jonas Fricker ist kein Neonazi, kein ­Faschist, kein Holocaust-Leugner. Ein scheinbar harm­loser Grüner, der sich auf seiner Homepage als «glücklich verheiratet, liebender Vater dreier Kinder» beschreibt.

Und doch hat er gestern im ­Parlamentssaal Folgendes von sich gegeben: Die von den Nazis verfolgten Juden – konkret gar jene, die in Deportationszügen nach Auschwitz eingepfercht waren – hätten bessere Überlebenschancen gehabt als Schweine heute. Ein skandalöser Vergleich, Ausdruck monströser ­Ignoranz.

Wie geschieht so etwas? «Aus Naivität», entschuldigt sich der ausgebildete Sekundarlehrer. Nun denn: Der Mann hat sich im Voraus Gedanken gemacht, seine Rede vorbereitet, seine Worte gezielt gewählt. Wenn dabei Naivität herauskommt – dann ist diese offensichtlich ­fester Bestandteil seiner geistigen Beschaffenheit. Da fragt man sich, wie ein derart naiver Politiker ernst zu nehmende ­Politik machen will.

Auch wenn er es selber nicht so sieht: Fricker gesellt sich zu jenen freundlich umherirrenden Naturideologen, die mit der Überhöhung des Tiers die ­Erniedrigung des Menschen in Kauf nehmen. In militanter Tierliebe steckt leider oft ein beängstigendes Stück Menschenfeindlichkeit. Kein Homo sapiens mit intaktem ethischem Kompass vergleicht Juden mit Schweinen.

Fricker ist Parlamentarier. Das Wort leitet sich ab aus dem Französischen parler: reden. Im Parlament wird der Wettkampf der Ideen mit Worten ausge­tragen. Wenn Parlamentarier Wert und Wirkung von Worten verkennen, wenn man sie nicht an ihren Worten messen kann – woran dann?

Frickers Worte müssen beim Wort genommen werden. Sie sind, was sie sind: eine Ungeheuerlichkeit.

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