Genossen wählen Meyer und Wermuth an die Spitze
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Nach emotionalen Reden
Genossen wählen Meyer und Wermuth an die Spitze

Der SP-Parteitag wählt Mattea Meyer und Cédric Wermuth mit grosser Mehrheit zum neuen Präsidenten-Duo. Gegenkandidat Martin Schwab hatte keine Chance.
Publiziert: 17.10.2020 um 14:01 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2020 um 21:42 Uhr
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Die Genossen haben entschieden.
Foto: Keystone

Die SP-Basis wählt Mattea Meyer (32) und Cédric Wermuth (34) mit 538 von 561 Stimmen deutlich zum neuen Co-Präsidium. Aussenseiter Martin Schwab (25) bleibt am digitalen Parteitag in Basel wie erwartet chancenlos. Er erhält 23 Stimmen.

Die Zürcher Nationalrätin Meyer sagte vor der Wahl, sie sei wütend. «Seit Monaten muss ich mich rechtfertigen, weshalb ich als junge Frau gemeinsam mit Cédric für das Co-Präsidium kandidiere.» Sie wisse im Gegensatz zu vielen bürgerlichen Politikern aus eigener Erfahrung was es heisse, an einem Tag von Sitzung zu Sitzung zu hetzen und am nächsten Tag «von 7 Uhr morgens bis 9 Uhr abends» den Kopf freizuhaben für ihre kleine Tochter.

SP-Wermuth sehr persönlich

Auch SP-Nationalrat Wermuth hielt eine eindringliche und sehr persönliche Rede. Seine Mutter habe ihn bereits als Jungen an Demonstrationen mitgenommen und mit ihrer kämpferischen Art geprägt. Sie litt an einer bipolaren Störung, die starke depressive Phasen mit sich brachte und ihr mit den Jahren immer mehr zu schaffen machte. Nach mehreren Klinikaufenthalten sei ihr letzter Selbstmordversuch vor sechs Jahren erfolgreich gewesen.

«Das Leben hat mich deshalb auf eine schmerzliche Art gelehrt, dass man die Gelegenheiten ergreift, wenn sie sich stellen», sagte Wermuth. Deshalb kandidiere er für das SP-Präsidium. «Denn für das was war, können wir keine Verantwortung mehr übernehmen. Aber für das, was ist und für das, was noch kommen wird schon», sagte Wermuth.

Klimapolitik zentral

Die Frage sei zudem nicht, ob die SP einen pragmatischen oder etwas stärkeren Linkskurs fahre. Es seien nicht jene radikal, die die herrschenden Zustände kritisieren. «Radikal sind jene, die die Zustände unserer Zeit verteidigen», sagte Wermuth. «Wir wollen aus der SP die Partei der Klimagerechtigkeit machen», ergänzte Meyer. Auch eine offene Flüchtlingspolitik werde unter ihrer Führung einen grösseren Stellenwert haben.

Levrat sagt Adieu

Das neue Führungsduo tritt ab sofort die Nachfolge von Christian Levrat (50) an, der die Parteiführung nach zwölf Jahren im Amt abgibt. Levrat hielt seine Abschiedsrede am Vormittag neben einem Schreibtisch des Sozialdemokraten Robert Grimm (1881–1958). «Ich stelle mir gerne vor, wie Grimm darauf die Forderungen für den Generalstreik geschrieben hat», sagte Levrat. Die engen Verbindungen zwischen der SP und den Gewerkschaften seien heute nach wie vor zentral.

Levrat rief die Genossen dazu auf, dem neuen Führungsduo zu vertrauen. Meyer und Wermuth wollten die sozialen Bewegungen stärker einbinden und die parteiinterne Demokratie stärken. «Und damit haben sie recht», sagte Levrat. Er selber habe den Kontakt zu den sozialen Bewegungen und insbesondere zur Klimajugend vernachlässigt, räumte Levrat kürzlich in der «NZZ am Sonntag» ein.

Die SP-Bundesräte Simonetta Sommaruga (60) und Alain Berset (48) verabschiedeten Levrat in Videobotschaften. «Ich konnte mich immer auf Christian Levrat verlassen – immer!», sagte Sommaruga. Der SP-Präsident sei stets aufrichtig, angenehm und herzlich gewesen.

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Klarer Links-Kurs

Mit Wermuth und Meyer übernimmt nun ein Duo die SP-Führung, das sich aus gemeinsamen Juso-Zeiten bestens kennt und politisch einen klaren Linkskurs verfolgt. Ihre Wahl galt als Formsache, nachdem sich das zweite Kandidaten-Duo um die Nationalräte Mathias Reynard (33, VS) und Priska Seiler Graf (52, ZH) im Juni aus dem Rennen genommen hatte. Der Unterwalliser Reynard hatte eine Kandidatur für den Walliser Staatsrat vorgezogen.

Umstrittenes Vize-Präsidium

Ein Gerangel gab es am Samstag hingegen um die Sitze im Vizepräsidium. Neun Genossen kandidierten für fünf Sitze. Besonders für Juso-Präsidentin Ronja Jansen (25) wurde die Luft deshalb dünn.

Um einen Rauswurf der Jungpartei aus dem Führungsorgan der SP zu verhindern, stimmten die Delegierten noch vor der Wahl einem ständigen Quotensitz für die Juso zu. So, dass Jansen gar nicht mehr zur Wahl antreten musste.

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Als SP-Vizepräsidentinnen gewählt wurden die beiden Bisherigen Barbara Gysi (56, SG) und Ada Marra (47, VD), die Zürcher Nationalrätin Jacqueline Badran (58), der Bündner Nationalrat Jon Pult (36) und der Waadtländer Nationalrat Samuel Bendahan (40).

Nicht genügen Stimmen erhielten der Zürcher Nationalrat Angelo Barrile (44) und der Tessiner Nationalrat Bruno Storni (66). Die Co-Präsidentin der SP-Frauen Martine Docourt (41) hatte ihre Kandidatur noch vor der Wahl zurückgezogen.

(til)

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