Sechs Monate später als geplant bekommt die SP am Samstag eine neue Führung. Nach zwölf Jahren tritt Christian Levrat (50) von der Spitze der Sozialdemokraten zurück – und überlässt den Posten Mattea Meyer (32) und Cédric Wermuth (34). Wegen der Corona-Pandemie hatte der ursprünglich auf April angesetzte Parteitag verschoben werden müssen.
Die Wahl ist eine Formsache. Die Zürcher Nationalrätin und der Aargauer Nationalrat haben keine ernsthaften Herausforderer. Beim einzigen Gegenkandidaten handelt es sich um einfaches SP-Mitglied ohne politisches Amt und entsprechendes Netzwerk.
«Wir wissen, dass wir als Team funktionieren»
Mit Meyer und Wermuth übernimmt ein eingespieltes Duo die Geschicke der Partei. Die beiden kennen sich seit über 15 Jahren, als sie gemeinsam mit anderen die Juso aufbauten. «Wir wissen, dass wir als Team funktionieren», sagt Meyer.
Eine Einzelkandidatur sei nie eine Option gewesen, sagen beide. Grund dafür ist auch ihre familiäre Situation. Wermuth ist Vater zweier Töchter (2 und 5), Meyers Tochter ist drei Jahre alt. Sie hätten gesehen, was es heisst, eine Partei zu führen. «Die Belastung und auch die Verantwortung, die mit dem Parteipräsidium einhergehen, sind inzwischen enorm», so Meyer. Sie wollen die Last deshalb auf vier Schultern verteilen.
Meyer hat den Zeitplan besser im Griff
Aber wie gut harmonieren die beiden tatsächlich? Und wie gut kennen sie sich? BLICK hat Wermuth und Meyer zum «Ich oder Du» geladen. Das Spiel ist beliebt bei Frischvermählten und daher auch geeignet für angehende Parteichefs – schliesslich werden sich die beiden ab kommendem Samstag wohl in manch einer Woche öfters sehen, als ihre Partner.
Sofern Wermuth die Treffen mit Meyer nicht verschwitzt. Bei der Frage, wer von beiden öfters zu spät kommt, sind sie sich nämlich sofort einig: Wermuth! «Mattea hat ihren Zeitplan definitiv besser im Griff als ich», gibt der Aargauer zu. Er vergesse manchmal Termine sogar ganz. «Ich erinnere ihn dann sanft», sagt Meyer. Hält aber auch fest: «Du hast dich schon verbessert!»
Beim Raclette diskutierten sie ihre Kandidatur
Die Zürcherin und den Aargauer verbindet längst nicht mehr nur die Politik. Wermuth und Meyer verstehen sich auch persönlich gut, ebenso wie ihre Partner. Meyers Lebenspartner war 2019 sogar Wermuths Wahlkampfleiter. Die Frage, ob sie wirklich gemeinsam antreten sollen, hätten sie zu viert bei einem Raclette besprochen, erzählt Wermuth.
Allzu oft diskutieren sie aber nicht am Esstisch. Wer von beiden kann besser kochen? Hier müssen Meyer und Wermuth lange überlegen – und sind schliesslich nicht gleicher Meinung. Beide glauben bescheiden, dass der andere der bessere Koch ist. Die Frage, wer schneller ausrastet, beantworten hingegen beide mit «Ich» – zur Überraschung von Wermuth. «Ich kann schon recht temperamentvoll sein», erklärt Meyer. «Du nicht so.» Vielleicht rege er sich mehr innerlich auf, meint Wermuth dazu nur.
Ich oder Du – beim BLICK-Spiel besteht zwischen Meyer und Wermuth längst nicht immer Konsens. Ihre Antworten zeigen aber, wie vertraut sich die beiden sind. Meyer und Wermuth sind nicht nur Parteikollegen, sondern Freunde. Und ab Samstag Parteichefs dazu.
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Hinweis: Die Aufnahmen wurden vor Ausbruch der Corona-Pandemie gedreht.