Während der Pandemie musste es schnell gehen. Die Fussballklubs spielten vor leeren Rängen, die Tennishallen blieben geschlossen. Und damit blieben auch die Kassen der Klubs leer. Der Bund sprang ein: Er sprach 2021 gut 100 Millionen Franken.
Doch nun will das Departement von Sportministerin Viola Amherd (61) zumindest einen Teil des Geldes wieder zurück haben. Eine Untersuchung ergab Hinweise auf teilweise nicht zweckkonform verwendete Subventionen, schreibt das Bundesamt für Sport (Baspo).
Fussballklubs zittern ...
Bereits im vergangenen Herbst kündigte das Baspo an, «schätzungsweise vier Millionen Franken» zurückzufordern, die an die Fussballklubs aus Super League und Challenge League ausgerichtet worden sind.
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Während der Pandemie hatten sich die Klubs aus zwei verschiedenen Töpfen mit Hilfsgeldern bedient. Dabei kam es zu unerlaubten Quersubventionen. Jetzt müssen die Fussballklubs allfällig zu viel erhaltene Gelder bis Ende Jahr zurückzahlen. Während die Fussballvereine klagen – der FC Thun spricht gegenüber CH Media gar von Existenzängsten – wird klar: Es gibt noch weitere Probleme.
... und auch die Kletter- und Tennishallen
Auch andere Organisationen mit einem Bezug zum Sport, zum Beispiel einzelne Kletter- oder Tennishallen, hatten mit den Corona-Hilfen das Eigenkapital aufgestockt oder Dividenden ausbezahlt. Dazu seien in vielen Fällen finanzielle Schäden gemeldet worden, die teilweisen keinen unmittelbaren Bezug zur Pandemie aufwiesen.
Das Bundesamt dürfte auch Geld zurückverlangen, falls Organisationen während der Pandemie unverhältnismässig hohe Jahresgewinne gemacht haben. «Dafür werden rund 180 Organisationen aus verschiedenen Bereichen des Sportes erneut überprüft, die jeweils über 100'000 Franken Corona-Hilfen bezogen haben», sagt Baspo-Sprecher Tobias Fankhauser.
Das Baspo geht nicht von einer bösen Absicht aus – will aber über die Branchenorganisation Swiss Olympic das Geld zurück verlangen. «Wie viel Geld insgesamt zurückverlangt wird, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Das wird jetzt die detaillierte Untersuchung von Swiss Olympic zeigen», so Fankhauser.
Unklar, welche Organisationen betroffen
Auch, welche Organisationen neu betroffen sind, will Swiss Olympics nicht sagen. Die Untersuchung laufe bereits seit einiger Zeit, sagt Roger Schnegg (55), Direktor von Swiss Olympic. «Dafür fordert eine externe Revisionsstelle jeweils die Unterlagen bei den betroffenen Organisationen ein und erstellt dann einen Bericht.»
Im Prüfbericht werden kommerziell geführte Kletter- und Tennishallen erwähnt. «Die Hilfen wurden ausbezahlt, um Schäden zu decken, nicht um Gewinne zu finanzieren», sagt Schnegg. Doch auch er vermutet keine böse Absicht. Er betont, dass gerade die Tennishallen Schäden hatten, weil sie im Winter, also in der Hauptsaison, schliessen mussten.
«Wir gehen davon aus, dass nur sehr wenige Fälle – also ein tiefer einstelliger Prozentbereich aller ausbezahlten Fälle – tatsächlich die Hilfen zurückzahlen müssen», sagt Schnegg.
Rüffel ans Bundesamt
Die Untersuchung rüffelt aber auch das Baspo. «Die Prüfresultate zeigen auf, dass im Rahmen der Corona-Krise das aktuelle Aufsichtssystem an seine Grenzen gestossen ist.» Es soll gar geprüft werden, ob das System der indirekten Sportförderung via Swiss Olympic angepasst werden muss.
Das Baspo sieht aber keine Alternative gegeben. Man sei der Meinung, dass man nun «nicht allein aufgrund von Erkenntnissen aus einer Krisensituation fundamentale Veränderungen» in der Finanzierung der Sportförderung beschliessen sollte. (bro)