Die Fussballvereine in Basel, St. Gallen, Luzern oder Thun bibbern. Nicht wegen der sportlichen Leistung, sondern weil sie möglicherweise Unterstützungsgelder aus der Corona-Zeit an den Bund zurückzahlen müssen. Rund vier Millionen Franken sind gefragt.
Die Fussballvereine konnten Gelder aus zwei verschiedenen Töpfen beantragen. Der eine war der sogenannte «Stabilisierungspaket» für den Breitensport, also für die Nachwuchs-, Amateur- oder Frauenabteilungen gedacht. Der andere Topf mit À-fonds-perdu-Beiträgen ging an den Profibereich.
Das Bundesamt für Sport hat festgestellt, dass es dabei zu Überschneidungen gekommen ist. Die Clubs bezahlten Schäden aus dem Stabilisierungspaket, die sie eigentlich mit jenem aus dem Profibereich hätten bezahlen müssen. Das Geld müssen sie jetzt zurückzahlen.
«Wird existenzbedrohend»
Welche Vereine betroffen sind, sagt der Bund nicht. Die Jahresberichte der Vereine zeigen aber, dass unter anderem der FC Basel (1,15 Millionen Franken), der FC St. Gallen (780'000 Franken) und der FC Luzern (160'000 Franken) aus der Super League und der FC Wil (100'000 Franken) und der FC Thun (343'000 Franken) aus der Challenge League Geld aus dem Stabilisierungspaket bekommen haben. Das schreibt CH Media.
Insgesamt hat das Bundesamt 4,5 Millionen Franken aus dem Stabilisierungspaket an die Fussballteams bezahlt. Wenn sie nun 4 Millionen Franken zurückfordert, müssten die Clubs fast alles zurückbezahlen.
Während die Super-League-Vereine auf den Fussballverband (SFV) verweisen, spricht FC-Thun-Präsident Andres Gerber Klartext: «Wir leben so schon von der Hand in den Mund und können das nicht einfach so zurückbezahlen», sagt er gegenüber CH Media. «Wir haben alles korrekt eingegeben, das wurde uns von SFV und Swiss Olympic damals bestätigt – und müssen nun monatelang mit dieser Unsicherheit leben», sagt Gerber. Wenn der Bund das Geld tatsächlich zurückfordert, «wird es existenzbedrohend für den FC Thun».
«Diese Gesetze waren keine Meisterleistung»
«Es ist eine schwierige Situation», sagt FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (41) zu Blick. Er sieht den Fehler nicht bei den Klubs, sondern auch bei der Politik. «Diese Gesetze sind während der Pandemie teilweise über Nacht entstanden und waren handwerklich keine Meisterleistung.»
«Man muss sich fragen, warum überhaupt zwei Auszahlungen genehmigt wurden», sagt Wasserfallen. «Jetzt braucht es Augenmass und der Einzelfall ist zu beurteilen.» Man müsse analysieren, wie damals die rechtliche Grundlage war und ob das Geld rechtmässig geflossen sei. «Erst dann kann man über eine Rückzahlung diskutieren.»
Klar ist für Wasserfallen: «Es ist problematisch, wenn Gelder, die damals helfen sollten, jetzt einen Schaden anrichten. Die Klubs dürfen nicht für die Fehler der Politik büssen.»
«Das ist nicht nachhaltig»
Mitte-Ständerat Benedikt Würth hält fest, dass die Abgrenzung zwischen den zwei Hilfsprogrammen schwierig war, auch weil die Vorgaben nicht immer klar waren. Würth ist selbst Präsident der zuständigen Kommission im Ständerat.
Nun müsse präzise abgerechnet werden, sagt Würth, der auch im Verwaltungsrat des FC St. Gallen sitzt. Einem Verein also, der möglicherweise Geld zurückgeben muss. «Wenn etwas rückerstattet werden muss, dann müssen die Vereine das selbstverständlich zurückzahlen – auch der FC St. Gallen.»
Er betont, dass Corona seit drei Jahren bekannt sei. «Das muss eine verantwortungsvolle Clubführung berücksichtigen», sagt Würth. «Wenn ein Club jetzt sagt, die Rückzahlung sei existenzbedrohend, kalkuliert er auf dem letzten Drücker. Das ist nicht nachhaltig.»
Amherd verzichtete schon einmal
Tatsächlich zeigte sich Sportministerin Viola Amherd (60) bereits einmal kulant. Das gleiche Problem trat nämlich für das Corona-Jahr 2020 auf, damals war die Rede von rund 6 Millionen Franken, die die Clubs zu viel bekamen.
Aufgrund der «äusserst komplexen Situation» verzichtete der Bund damals auf eine Rückzahlung. «Für das Jahr 2021 gibt es keinen Handlungsspielraum, da die Mechanismen und die Problematik aus dem Vorjahr bekannt waren», heisst es in der Medienmitteilung.
Die Vereine hofften noch. Sie stellen sich auf dem Punkt, dass die Spielregeln während des Spiels geändert worden sein, schreibt CH Media. Bei einem Treffen von Swiss Olympic, dem SFV und Amherd blieb die Bundesrätin aber hart.
Nun muss Swiss Olympic als Dachverband für jeden Verein abklären, ob die Gelder zu Recht geflossen sind oder nicht. Diese Prüfung läuft, vorher will sich auch der SFV nicht dazu äussern. Das Bundesamt für Sport hält gegenüber CH Media fest, dass vier Millionen zurückzuerstatten sein. Es erwartet das Geld im Verlauf des Jahres, doch es besteht die Möglichkeit, dass sich Gerichte mit dem Fall beschäftigen müssen. (bro)