Nach Autobahn-Nein
Grüne fordern Halbtax-Tarife für jede Zugfahrt

Nach dem Nein zum Autobahnausbau wollen die Grünen den ÖV attraktiver machen, um einen Teil des Verkehrsproblems zu lösen. Sie fordern, dass Halbtax-Tarife für alle gelten.
Publiziert: 13:06 Uhr
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Aktualisiert: 13:37 Uhr
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Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter (44, ZH) fordert einen Einheits-Halbtax-Tarif für ÖV-Fahrten.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Grüne fordern günstigeren ÖV nach Nein zum Autobahnausbau
  • Vorschlag: Nur noch ein ÖV-Tarif, entsprechend dem heutigen Halbtax
  • Kosten: 700 Millionen Franken Verlust für den ÖV
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Wie weiter in der Schweizer Verkehrspolitik? Das ist die grosse Frage nach dem Nein zum Autobahnausbau. Zu den Siegern gehörten am Abstimmungssonntag die Grünen. Und für sie ist jetzt klar: Es braucht Massnahmen, damit der öffentliche Verkehr attraktiver wird.

Die Partei erinnert sich deshalb an einen Vorstoss, den ihre Zürcher Nationalrätin Marionna Schlatter (44) vor rund einem Jahr eingereicht hat – und den das Parlament noch behandeln muss. Das Thema: Künftig soll es nur noch einen ÖV-Tarif geben, der dem heutigen Halbtax entspricht. Der volle Tarif soll abgeschafft werden. Auch müsste niemand mehr die Halbtax-Gebühr von 170 Franken pro Jahr bezahlen.

«Autofahren wurde günstiger, der ÖV teurer»

Aus Sicht der Grünen würden damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Einerseits würde der ÖV für viele Leute attraktiver, die heute selten Bahn und Bus nutzen. Andererseits würden auch Personen mit geringem Einkommen entlastet. Sie haben am Sonntag die Autobahnvorlage überdurchschnittlich oft abgelehnt.

«Zahlen des Preisüberwachers zeigen eine Fehlentwicklung auf», sagt Schlatter. «Das Autofahren wurde in den vergangenen Jahren günstiger, die ÖV-Nutzung teurer. Dies setzt die falschen Anreize.» Die Zürcher Nationalrätin ist überzeugt, dass damit eine gewisse Verlagerung von der Strasse auf die Schiene erreicht werden könnte. Als Beispiel nennt sie Familien, die einige wenige Ausflüge pro Jahr machen. Wenn sie heute kein Halbtax hätten, sei die Zugfahrt schnell zu teuer für eine ganze Familie.

Das würde 700 Millionen kosten

700 Millionen Franken würde der ÖV damit pro Jahr verlieren, zeigte die Rechnung des Bundesrates. 500 Millionen Franken würden wegfallen, weil die Einnahmen aus den über drei Millionen Halbtax-Abos fehlen würden. Weitere 200 Millionen würden die Bahn- und Busbetriebe aufgrund tieferer Ticketpreise verlieren.

Dafür müsste wohl der Bund aufkommen. «Im Verhältnis zu den Ausbaukosten bei den Strassen ist dies ein eher geringer Preis», sagt Schlatter. «Vor allem, wenn man bedenkt, wie viel man damit bewegen könnte.»

Hinzu kommt für Schlatter: Das heutige Tarifsystem mit Halbtax, vollem Preis, Halbtax plus und Sparbilletten sei zu komplex – und schrecke damit unregelmässige ÖV-Nutzer eher von Zugfahrten ab. In Deutschland etwa zeigte das 9-Euro-Ticket eine Wirkung. Schlatter ist überzeugt: Die Bevölkerung will eine Veränderung. Dies habe die Abstimmung am Wochenende gezeigt. «Es ist eine einfache und klimafreundliche Lösung», sagt sie.

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