Satiriker Viktor Giacobbo (69) nimmt selten ein Blatt vor den Mund – vor allem nicht, wenn es gegen die politisch Rechte geht. Auch dieses Mal nicht.
Immerhin hat die SVP ausgerechnet zum 1. August einen Grossangriff auf die Städte lanciert. Parteichef Marco Chiesa (46) schimpft zum Nationalfeiertag über deren «Schmarotzer-Politik», spricht von «Luxus-Linken und Bevormunder-Grünen», die der Landbevölkerung vorschreiben wollen, wie diese zu denken und zu leben habe. Nach den Ausländern hat die SVP ein neues Feindbild.
Seitenhieb gegen SVP
Das hat der Winterthurer Giacobbo aufgenommen – und versucht, die Volkspartei satirisch mit den eigenen Waffen zu schlagen: «Städter schlitzen Landbevölkerung auf!», scheint er sich auf Twitter zu empören. Die Empörung ist natürlich sarkastisch gemeint.
Satiriker Giacobbo spielt damit auf ein SVP-Inserat von 2011 an. «Kosovaren schlitzen Schweizer auf», hatte die Volkspartei damals getitelt. Der Titel hatte sich auf einen konkreten Fall bezogen, den Angriff auf einen Schweizer in Interlaken BE, hatten die SVP-Kader damals beteuert.
Wegen Rassendiskriminierung verurteilt
Genützt hat das wenig: Das Berner Obergericht hatte den damaligen Generalsekretär der SVP Schweiz und seine Stellvertreterin 2016 wegen Rassendiskriminierung verurteilt. Die beiden wurden zu einer bedingten Geldstrafe von je 45 Tagessätzen verdonnert.
Mit dem Slogan «Kosovaren schlitzen Schweizer auf!», warb die SVP für ihre Masseneinwanderungsinitiative. Das Inserat erschien im Spätsommer 2011 in verschiedenen Printmedien und löste landesweit heftige Reaktionen aus. Einige Medien lehnten die Veröffentlichung des umstrittenen Inserats ab, weil es diskriminierend wirke.
Die Schweiz versteht sich nicht mehr so richtig. Warum? Und wie kann man das ändern? Die grosse Blick-Sommerserie zum Stadt-Land-Graben geht diesen Fragen aus verschiedenen Perspektiven auf den Grund.
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Das Inserat war bis Ende 2013 auf der Webseite der SVP Schweiz sowie auf jener der SVP-Initiative «gegen Masseneinwanderung» aufgeschaltet. Die Initiative wurde schliesslich am 9. Februar 2014 vom Volk knapp mit 50,3 Prozent Ja-Stimmen angenommen.
Die beiden SVP-Strategen Martin Baltisser und Silvia Bär wurden allerdings damals verurteilt. Laut Bundesgericht verstiessen die gegen die Rassismus-Strafnorm. (dba)