Nach Angriff auf die Städte
Giacobbo schlägt gegen SVP zurück

Die SVP hat ein neues Feindbild: die Städter. Mit einer aggressiven Rhetorik gegen die links-grüne Stadtbevölkerung will die Partei die eigene Basis mobilisieren. Satiriker Viktor Giacobbo schlägt zurück.
Publiziert: 02.08.2021 um 15:28 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2021 um 07:13 Uhr
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«Städter schlitzen Landbevölkerung auf!»: Satiriker Viktor Giacobbo lässt die Chance nicht ungenutzt und nimmt die SVP auf Twitter aufs Korn.
Foto: Philippe Rossier

Satiriker Viktor Giacobbo (69) nimmt selten ein Blatt vor den Mund – vor allem nicht, wenn es gegen die politisch Rechte geht. Auch dieses Mal nicht.

Immerhin hat die SVP ausgerechnet zum 1. August einen Grossangriff auf die Städte lanciert. Parteichef Marco Chiesa (46) schimpft zum Nationalfeiertag über deren «Schmarotzer-Politik», spricht von «Luxus-Linken und Bevormunder-Grünen», die der Landbevölkerung vorschreiben wollen, wie diese zu denken und zu leben habe. Nach den Ausländern hat die SVP ein neues Feindbild.

«Die Linken gefährden unsere Souveränität»
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Chiesa schiesst gegen Städter:«Die Linken gefährden unsere Souveränität»

Seitenhieb gegen SVP

Das hat der Winterthurer Giacobbo aufgenommen – und versucht, die Volkspartei satirisch mit den eigenen Waffen zu schlagen: «Städter schlitzen Landbevölkerung auf!», scheint er sich auf Twitter zu empören. Die Empörung ist natürlich sarkastisch gemeint.

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Satiriker Giacobbo spielt damit auf ein SVP-Inserat von 2011 an. «Kosovaren schlitzen Schweizer auf», hatte die Volkspartei damals getitelt. Der Titel hatte sich auf einen konkreten Fall bezogen, den Angriff auf einen Schweizer in Interlaken BE, hatten die SVP-Kader damals beteuert.

Wegen Rassendiskriminierung verurteilt

Genützt hat das wenig: Das Berner Obergericht hatte den damaligen Generalsekretär der SVP Schweiz und seine Stellvertreterin 2016 wegen Rassendiskriminierung verurteilt. Die beiden wurden zu einer bedingten Geldstrafe von je 45 Tagessätzen verdonnert.

Wurde von der «NZZ» 2011 abgedruckt: Schlitzer-Inserat der SVP.
Foto: Blick

Mit dem Slogan «Kosovaren schlitzen Schweizer auf!», warb die SVP für ihre Masseneinwanderungsinitiative. Das Inserat erschien im Spätsommer 2011 in verschiedenen Printmedien und löste landesweit heftige Reaktionen aus. Einige Medien lehnten die Veröffentlichung des umstrittenen Inserats ab, weil es diskriminierend wirke.

Stadt/Land – Geteilte Schweiz?

Die Schweiz versteht sich nicht mehr so richtig. Warum? Und wie kann man das ändern? Die grosse Blick-Sommerserie zum Stadt-Land-Graben geht diesen Fragen aus verschiedenen Perspektiven auf den Grund.

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Das Inserat war bis Ende 2013 auf der Webseite der SVP Schweiz sowie auf jener der SVP-Initiative «gegen Masseneinwanderung» aufgeschaltet. Die Initiative wurde schliesslich am 9. Februar 2014 vom Volk knapp mit 50,3 Prozent Ja-Stimmen angenommen.

Die beiden SVP-Strategen Martin Baltisser und Silvia Bär wurden allerdings damals verurteilt. Laut Bundesgericht verstiessen die gegen die Rassismus-Strafnorm. (dba)

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