Ist der Graben wirklich so gross?
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Stadt vs. Land:Ist der Graben wirklich so gross?

Wohnen, Bildung, Verkehr – Zahlen zeigen, was uns trennt
Das Land besitzt, die Stadt zahlt Miete

Land- und Stadtbewohner stimmen nicht nur anders, sie leben auch anders. Zum Auftakt der grossen Stadt-Land-Serie zeigt Blick einige der grössten Unterschiede auf.
Publiziert: 02.08.2021 um 12:44 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2021 um 09:21 Uhr
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Bei den Umwelt-Abstimmungen im Juni zeigte sich der Stadt-Land-Graben.
Foto: Keystone
Lea Hartmann (Text) und Priska Wallimann (Grafiken)

Längst ist es nicht mehr der Röstigraben, der nach einem Abstimmungssonntag zu reden gibt, sondern der Stadt-Land-Graben. Nach den jüngsten Abstimmungen über das CO2-Gesetz und die Pestizid-Initiativen ist er besonders in den Fokus gerückt.

Doch wie tief ist der Graben? Was trennt Stadt und Land – und was vereint? Dem geht Blick in den nächsten Tagen auf die Spur.

Wo hört das Land auf, wo fängt die Stadt an?

Dabei stellt sich zuerst die Frage, wo der Graben überhaupt verläuft. So wohnen gemäss Bund 63 Prozent der Menschen – über fünf Millionen – im städtischen Raum. Die zehn grössten Städte der Schweiz kommen zusammen aber gerade einmal auf knapp 1,5 Millionen Einwohner. Wie das? In der Statistik des Bundes zählen auch Gemeinden wie Altdorf UR, Suhr AG oder Grabs SG als Stadt, die man gemeinhin nicht als solche bezeichnen würde. Auch wenn Werdenberg SG, das zur Gemeinde Grabs gehört und keine 60 Einwohner zählt, das historische Stadtrecht besitzt.

Das zeigt: Stadt und Land – das ist nicht Schwarz und Weiss, sondern hat einen grossen Graubereich. Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat deshalb nebst städtischen und ländlichen Gebieten noch eine dritte Kategorie dazwischen definiert.

Und doch zeigen sich markante Unterschiede in den Lebenswelten von Städten und Landbevölkerung.

Stadt/Land – Geteilte Schweiz?

Die Schweiz versteht sich nicht mehr so richtig. Warum? Und wie kann man das ändern? Die grosse Blick-Sommerserie zum Stadt-Land-Graben geht diesen Fragen aus verschiedenen Perspektiven auf den Grund.

Die Schweiz versteht sich nicht mehr so richtig. Warum? Und wie kann man das ändern? Die grosse Blick-Sommerserie zum Stadt-Land-Graben geht diesen Fragen aus verschiedenen Perspektiven auf den Grund.

Wohnen

Die Schweiz, ein Land von Mietern? Das gilt nur für die Stadt. Dort gehört nur knapp einem Drittel das Haus oder die Wohnung, in dem sie leben. Auf dem Land ist die Eigentümerquote fast doppelt so hoch. Die Wohnungen der Städterinnen und Städter sind zudem kleiner: Pro Person stehen im Schnitt 44 Quadratmeter zur Verfügung, auf dem Land sind es 50.

Arbeitsweg

Nach BFS-Definition wohnen zwar etwas mehr als 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung im städtischen Raum. Aber ganze 75 Prozent arbeiten dort. Während auf dem Land nur jeder Zehnte mit dem Bus oder der Bahn zur Arbeit fährt, nutzt in der Stadt knapp jede vierte Person den öffentlichen Verkehr. Der Arbeitsweg von Städterinnen und Städtern beträgt im Schnitt 32, jener von Landbewohnern 23 Minuten.

Familie

Nicht ins Bild des hippen Städters, der ein Singledasein führt und Karriere- statt Familienplanung macht, passen die folgenden Fakten: Die Hochzeitsglocken läuten in der Stadt etwas häufiger als auf dem Land: Pro 1000 Einwohner werden in der Stadt im Jahr 4,6 Ehen geschlossen. Auf dem Land sind es 4,2. In ländlichen Gebieten gibt es zudem etwas weniger Nachwuchs: Auf 1000 Einwohner werden auf dem Land 9,4 Kinder geboren, in der Stadt 10,2.

Bildung

Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Nachbarin einen Doktortitel hat, ist in der Stadt deutlich höher als auf dem Land. Die Quote der Hochschulabsolventen liegt dort fast zehn Prozent höher. Umgekehrt ist in der Stadt aber auch der Anteil derjenigen grösser, die nach der obligatorischen Schule nie mehr die Schulbank gedrückt haben: Auf dem Land sind dies 13 Prozent, in der Stadt 17.

Ausländeranteil

Hochdeutsch, Spanisch oder Albanisch: Wer in einer Stadt Bus fährt, hört diverse Sprachen. 30 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner haben keinen Schweizer Pass. Auf dem Land beträgt die Ausländerquote hingegen lediglich 15 Prozent. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Das sankt-gallische St. Margrethen mit nicht einmal 6000 Einwohnern hat einen Ausländeranteil von 49,6 Prozent.

Gesundheit

Geplante oder bereits beschlossene Spitalschliessungen auf dem Land sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Schon jetzt gibt es auf dem Land im Verhältnis zur Bevölkerung viel weniger Ärzte als in der Stadt: Auf 1000 Einwohner kommt im ländlichen Raum nur gut eine Ärztin, in der Stadt sind es sechs.

Doch die blanken Statistiken allein sagen noch wenig über die Unterschiede zwischen Stadt und Land – und den Orten dazwischen – aus. Blick bringt diese Woche Stadtfuchs und Landei an einen Tisch, berichtet von der Agglo – und zeigt auf, was Stadt und Land trotz aller Differenzen verbindet.

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