Die Losung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) an die Kantone ist klar: Impfen, was das Zeug hält, und so schnell wie möglich. Das BAG empfiehlt den Kantonen daher auch, keine Reserven mehr für die Corona-Zweitimpfungen zurückzubehalten und diese Dosen aus künftigen Lieferungen einzuplanen.
Nur müssen diese Lieferungen auch kommen – und nun verzögert sich eine Ladung des Impfstoff-Herstellers Moderna. Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP, 58) ist deswegen nun stocksauer. Auf Twitter macht er seinem Ärger Luft: Nachdem am Donnerstag Druck aufs Tempo gemacht wurde, seien die Kantone keine 24 Stunden später informiert worden, dass eine Lieferung ausbleibt. «Der Bundesrat muss dem BAG das Dossier entziehen und es Profis der Industrie übergeben!», schreibt Schnegg.
«Das ist unseriös», sagt Schnegg zu Blick. «Es geht nicht, die Kantone zu kritisieren, dass sie zu langsam impfen und gleichzeitig die Lieferungen nicht sicherstellen zu können», kritisiert er. Die Kompetenzen in der Beschaffung seien ungenügend. «Das muss man Fachleuten aus der Wirtschaft übergeben, da der Bund offensichtlich die nötigen Fachkompetenzen nicht hat.»
Lévy schiesst zurück
BAG-Chefin Anne Lévy (49) wehrt sich gegenüber Blick gegen die Kritik. «Es treffen regelmässig Lieferungen ein, daher ist es nicht so dramatisch, wenn einmal eine etwas kleiner ausfällt», sagt sie. Schliesslich seien in der Schweiz immer noch hunderttausende unverimpfte Dosen an Lager – und der Kanton Bern habe entsprechende Reserven. «Wichtig ist, dass die Dosen rasch verimpft werden.»
Die Verspätung aktuellen Lieferung sei ärgerlich, so Lévy, das BAG habe sofort bei Moderna interveniert. So treffe zwar nicht die ganze Lieferung, aber immerhin ein Teil davon heute ein. Laut BAG sind es heute Samstag deren 70'000, die restlichen 280'000 folgen aber erst nächste Woche. Lévy weist auch darauf hin, dass laut neuesten Impfempfehlungen ausnahmsweise auch bis zu acht Wochen bis zur Zweitimpfung gewartet werden könne. Man bemühe sich nun mit den Kantonen um Lösungen, damit keine Termine verschoben werden müssten.
In Bern ist das laut Schnegg auch nicht der Fall – weil der Kanton zurückhaltend geplant habe und Reserven zurückgelegt habe, hält der Regierungsrat fest. «Aber das Aufschalten neuer Termine und die Öffnung für weitere Alterskategorien müssen nun verschoben werden.»