Rund 4000 Algerier, Marokkaner und Tunesier stellten im vergangenen Jahr ein Asylgesuch in der Schweiz – ohne grosse Chancen auf Erfolg. Hier sorgen sie dann für Probleme: So ist gemäss Kriminalitätsstatistik der Anstieg bei den Auto-Einbruchdiebstählen fast vollständig auf Maghrebiner zurückzuführen.
Zwar werden seit April alle diese Gesuche in sogenannten 24-Stunden-Verfahren behandelt, damit die meist jungen Männer schnell wieder in ihre Heimatstaaten zurückgeführt werden können. Doch ganz so einfach ist das nicht. Denn, wie das Staatssekretariat für Migration gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagt, hätten über 90 Prozent der Asylsuchenden aus dem Maghreb keine Identitätsnachweise, also Pässe, Ausweise oder andere Dokumente.
Sie verbrannten ihre Papiere
Für sie gibt es sogar eine eigene Bezeichnung: Die Migranten werden in Nordafrika «Harraga» genannt. Der Name leitet sich gemäss dem tunesischen Forscher Wael Garnaoui vom arabischen Wort für «verbrennen» ab: «Man nennt sie so, weil sie früher nach der Ankunft auf dem europäischen Festland oft ihre Papiere verbrannten», so Garnaoui gegenüber der Zeitung. Heute würden sie die Papiere gar nicht mehr mit auf die Reise nehmen.
So ihre Herkunft verschleiernd, würden sie dann behaupten, sie stammten aus einem Land, bei dem die Asyl-Anerkennungsquote höher ist. Die Schweizer Behörden würden das jedoch recht schnell durchschauen, etwa, weil sie einen anderen Dialekt des Arabischen sprechen. Nur: Eine Rückführung verzögert sich, weil es dazu offizielle Identitätsnachweise braucht. Diese kann das SEM in den Herkunftsländern beschaffen – aber das dauert.
Visa-Regime wurde verschärft
Gemäss Garnaoui ist auch eine verfehlte europäische Politik dafür verantwortlich: Früher hätten etwa Tunesier relativ einfach mit einem Visum nach Europa reisen und dort für ein paar Monate arbeiten können. «Unter dem gegenwärtigen Visa-Regime ist das nicht möglich», sagt Garnaoui. Die jungen Leute müssten sich auf illegalem Weg nach Europa kämpfen. «Dort angekommen, werden sie auf keinen Fall nach Tunesien zurückwollen. Denn sie wissen: Ein zweites Mal werden sie diese beschwerliche Reise nicht schaffen.»
Von den Rückkehrprogrammen, die die Schweiz beispielsweise in Tunesien anbietet, hält Garnaoui nicht viel. Dabei wird Rückkehrwilligen eine finanzielle Unterstützung angeboten, um sich in der Heimat eine eigene Existenz aufzubauen. Das sei aber mit jahrelanger Bürokratie verbunden. «Ich habe in Tunesien noch nie einen abgeschobenen Migranten getroffen, der ein solches Projekt verwirklicht hat», so der Experte. «Mein Eindruck ist, dass das Geld aus Europa eher bei den NGO landet als bei den abgeschobenen Migranten.»