Michèle Blöchliger will Bundesrätin werden
Sie mag die Queen, Zigarren und Whisky

Wer ist Michèle Blöchliger, die sich für den SVP-Sitz im Bundesrat in Stellung bringt? Die Juristin und Regierungsrätin ist gut vernetzt in der Partei und sagt selbstbewusst über sich, dass sie die Voraussetzungen als Bundesrätin mitbringe.
Publiziert: 17.10.2022 um 19:37 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2022 um 22:06 Uhr
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«Ich bin bereit für eine Kandidatur als Bundesrätin», sagt SVP-Regierungsrätin Michèle Blöchliger.
Foto: keystone-sda.ch
Sophie Reinhardt

Ihre Vorbilder sind SVP-Bundesrat Ueli Maurer (71) und die Queen (†96). Während Michèle Blöchliger (55) trotz einer englischen Mutter keine familiären Beziehungen zur britischen Krone pflegt, könnte sie durchaus Nachfolgerin ihres Parteifreunds Maurer werden. Dafür bewirbt sich die Juristin jedenfalls, wie sie am Montagnachmittag bekannt gab: «Ich bin bereit für eine Kandidatur als Bundesrätin», sagt sie vor den Medien.

Die Nidwaldner Finanzdirektorin begründete ihre Kandidatur damit, dass die Schweiz ein wunderbares Land mit einer einzigartigen Demokratie sei, die es zu bewahren gelte. Das will sie tun. Und auch ihre drei Kinder hätten sie motiviert, sich dafür einzusetzen und zu kandidieren.

Gründerin SVP-Nidwalden

Bisher dürfte Blöchliger ausserhalb von Nidwalden und der SVP kaum jemandem ein Begriff sein. Im Innerschweizer Kanton gilt sie aber bereits als Urgestein. Sie gründete 1999 die SVP Nidwalden mit und stand der Partei bis 2005 als Kantonalpräsidentin vor. Von 2002 bis 2018 war sie Mitglied des kantonalen Parlaments, bevor sie in den Regierungsrat gewählt wurde.

In ihrer ersten Amtszeit übernahm die Hergiswilerin die Leitung der Gesundheits- und Sozialdirektion. Diese war in den letzten beiden Jahren stark gefordert mit der Bewältigung der Corona-Pandemie. Blöchliger setzte als Gesundheitsdirektorin die Schutzmassnahmen konsequent durch, bis sie beim «Terrassenstreit» anderer Meinung als Gesundheitsminister Alain Berset (50) war. Blöchliger liess die Terrassen in den Skigebieten offen, doch am Schluss musste sie klein beigeben, weil Berset das Sagen hatte in der Pandemie. Nach den letzten Wahlen übernahm die SVPlerin dann die Finanzdirektion.

Blöchliger ist bislang die einzige Frau, die in der SVP Interesse geäussert hat, die Nachfolge des abtretenden Ueli Maurer in der Landesregierung anzutreten. Ihre Chancen, von der Bundesversammlung gewählt zu werden, sind dennoch gering. Da sie nie im eidgenössischen Parlament sass, kennt man sie ausserhalb der SVP-Fraktion kaum. Das sagen auch Parteikollegen über sie.

In der Vergangenheit hatten es Regierungsräte immer wieder schwer damit, von den National- und Ständeräten in den Bundesrat gewählt zu werden. Nur bei aussergewöhnlichen Konstellationen schafften es die Mitglieder einer Kantonsregierung in die Landesregierung. Und selbst Karin Keller-Sutter (58) schaffte den Sprung aus St. Gallen nicht direkt in die Landesregierung. Sie musste erst Ständerätin werden, um im zweiten Anlauf dann aber problemlos zur Bundesrätin aufzusteigen.

«Bringe viele Voraussetzungen mit»

Das aber schreckt Blöchliger nicht ab. «In aller Bescheidenheit darf ich sagen, dass ich durch meinen privaten, beruflichen und politischen Werdegang viele Voraussetzungen mitbringe für dieses anspruchsvolle Amt», so die Bewerberin. Neben ihrer politischen Karriere ist sie von Beruf Rechtsanwältin, hat Führungserfahrung bei einer Grossbank gesammelt und war Geschäftsführerin eines KMU. Als Hobbys nennt sie auf ihrer Website «Wein & Käse, Whisky & Zigarren».

Was man mitbringen muss, um einen Spitzenposten bei der SVP zu besetzen, weiss Blöchliger genau. Wenn die SVP in den letzten Jahren einen Spitzenposten zu vergeben hatte, sass sie oft in der Findungskommission. 2015 prüfte sie mit dem damaligen SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz (68) Kandidaten für den Bundesratssitz auf Herz und Nieren. So wurde damals Guy Parmelin (62) von ihr als «wählbar» befunden.

«Ich bin bereit für eine Kandidatur als Bundesrätin»
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Blöchliger will nach Bern:«Ich bin bereit für eine Kandidatur als Bundesrätin»

Aus Findungskommission ausgetreten

Vor zwei Jahren war sie Mitglied der Kommission, die die Bewerber für das Präsidium der SVP Schweiz prüfte. Und auch jetzt war sie wieder dafür vorgesehen, die möglichen Nachfolger von Ueli Maurer auszuleuchten. Mit dem nun angekündigten Interesse am Amt sei sie selbstverständlich nicht mehr Mitglied der aktuellen Findungskommission, sagt Kaspar Baader (69), der der Gruppe vorsteht.

Auch wenn Blöchliger es kaum in den Bundesrat schafft. Aufs Ticket ihrer Partei dürfte sie aber kommen: Die Rufe nach einer SVP-Kandidatin auf einem Zweier- oder Dreierticket werden immer lauter.

Ihr Geschlecht spiele bei ihrer Bewerbung keine Rolle, sagt Blöchliger aber selbst: «Dass ich eine Frau bin, ist eine Eigenschaft, die einfach gegeben ist.» Wichtiger für sie sei die Vertretung der Region Zentralschweiz in der Landesregierung.

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