#MeToo am Matterhorn
«Boys Club» entscheidet über Zukunft von Ex-Nationalrat Buttet

Kann sich der wegen sexueller Belästigung verurteilte Ex-Nationalrat Yannick Buttet halten? Am Dienstag gibts eine Krisensitzung. 12 von 13 Vorstandsmitgliedern sind Männer.
Publiziert: 29.07.2024 um 21:08 Uhr
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Aktualisiert: 31.07.2024 um 19:55 Uhr
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Es kriselt am Matterhorn.
Foto: keystone-sda.ch
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Raphael RauchBundeshausredaktor

#MeToo am Matterhorn: Das Image des Walliser Tourismus leidet unter der Affäre Yannick Buttet (47)! Der ehemalige CVP-Nationalrat wurde zweimal rechtskräftig verurteilt – einmal wegen sexueller Belästigung, einmal wegen Nötigung. Trotzdem wählte ihn die Walliser Tourismuskammer zum Präsidenten. Besonders pikant: Sein Opfer arbeitet bei Wallis Promotion. Indirekt hat der Täter von einst künftig mit seinem Opfer zu tun, denn er ist kraft seines Amtes Vorstandsmitglied bei Wallis Promotion.

Am Dienstag (30. Juli) gibt es eine Krisensitzung. Geht es nach einer Onlinepetition und vielen SP- und Mitte-Politikerinnen, ist Buttet bald Geschichte. «Wenn ich Yannick Buttet wäre, würde ich zurücktreten. Er hat dem Image des Walliser Tourismus geschadet», sagt die Walliser SP-Politikerin Sarah Constantin (33). «Wir brauchen einen Neuanfang und keine Tourismuskammer, die mit sich selbst beschäftigt ist. Ich erwarte, dass Buttet Verantwortung übernimmt und seine Demission anbietet.»

Kritik am Walliser «Boys Club»

Sollte Buttet dazu nicht bereit sein, müssten die Vorstandsmitglieder handeln. «Es kann nicht sein, dass ein Boys Club Buttet weiterhin als Präsident stützt», sagt Constantin. Unter den 13 Vorstandsmitgliedern ist nur eine Frau. «Das ist ein Skandal! Ich werde die Vorgänge in der Tourismuskammer und die geringe Repräsentation von Frauen im September im Parlament zum Thema machen», kündigt Constantin an.

Auch vonseiten der Opferhilfe gibt es Kritik an der Personalie Yannick Buttet. «Bei sexualisierter Gewalt geht es um Macht, Kontrolle und Erniedrigung», sagt Beat John (58), Geschäftsleiter der Opferhilfe beider Basel. «In der Arbeitswelt kann ein Chef – wenn er das will und braucht – problemlos Macht und Kontrolle ausüben und dafür sorgen, dass ein Mensch sich unwohl und erniedrigt fühlt. Für die gewaltbetroffene Person ist dies eine untragbare Situation, die retraumatisierend wirken kann.»

Buttet war im Vorstand umstritten

Von der Walliser Regierung äusserte sich der zuständige Staatsrat Christophe Darbellay (53) gegenüber Blick: «Herr Buttet verfügt über die Kompetenzen, um diesen Posten zu besetzen. Die Walliser Tourismuskammer ist eine vom Staat völlig unabhängige Einheit und hat ihre Entscheidung einstimmig und in voller Kenntnis der Sachlage getroffen.»

Was Darbellay verschweigt: Die Personalie Buttet war durchaus umstritten. Wie Blick weiss, hat sich nur eine knappe Mehrheit im Vorstand für Yannick Buttet ausgesprochen. Dieser wurde dann der Generalversammlung zur Wahl empfohlen – als einziger Kandidat. Zum Zeitpunkt des Auswahlverfahrens war den wenigsten im Vorstand der Tourismuskammer bekannt, dass Yannick indirekter Chef seines einstigen Opfers würde. «Wäre das bekannt gewesen, hätte Buttet die Wahl nicht gewonnen», sagt ein Insider.

Buttet und die Tourismuskammer möchten sich erst nach der Krisensitzung am Dienstag äussern. In Schweigen hüllen sich auch die Walliser National- und Ständeräte aus Buttets ehemaliger Partei Die Mitte. Der «Boys Club» scheint zu funktionieren. Noch.

31.07.2024, 19.30 Uhr: Christophe Darbellay legt Wert auf die Feststellung, dass seine Äusserung nicht als Parteinahme pro Yannick Buttet gemeint sei. Wir haben den Abschnitt oben entsprechend angepasst.

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