Seit wenigen Tagen prangt über dem Bundeshaus West eine ungewöhnliche Installation an der Fassade. Erst eine Anfrage beim Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) bringt Klarheit, um was es sich hier handelt. Was hier etwas unbedarft wirkend am Bürogebäude von Bundesrätin Karin-Keller Sutter (58) angebracht wurde, ist Kunst am Bau.
Die sandsteinfarbene Installation ist ein Muster für das Kunstwerk «Tilo» der Künstlerin Renée Levi. Dieses soll nächstes Jahr im Giebelfeld über dem Haupteingang des Parlaments angebracht werden. Es besteht aus 256 gerillten Keramikplatten in Sandsteinfarbe, die das Licht je nach Perspektive unterschiedlich brechen.
Warum aber wurden die Kacheln am westlichen Flügel des Parlaments montiert? «Um die gewünschte Wirkung zu überprüfen, wurde ein Muster in Originalgrösse am Bundeshaus West angebracht, das sich als vergleichbarer Standort anbot», sagt eine Sprecherin. Das Muster bleibt dort bis voraussichtlich Ende Oktober.
SVP wollte Kunst verhindern
Anlass für ein neues Kunstwerk am Bundeshaus ist die nächstes Jahr stattfindende 175-Jahr-Feier für die erste Bundesverfassung von 1848. Im Februar dieses Jahres hat eine Jury das Kunstwerk ausgewählt, das das Giebelfeld des Bundeshauses künftig zieren soll.
«Tilo» nennt die Künstlerin ihr Werk, im Sinne einer Hommage an Tilo Frey (1923–2008), eine der ersten Nationalrätinnen der Schweiz. Die Neuenburger FDP-Politikerin hatte eine Mutter aus Kamerun und war damit auch die erste dunkelhäutige Parlamentarierin. Frey wurde 1971, direkt nach Inkrafttreten des Frauenstimm- und Wahlrechts, in den Nationalrat gewählt.
Das 500’000 Franken teure Kunst-Vorhaben wurde letztes Jahr von der SVP im Nationalrat torpediert. So hatte Lukas Reimann (40) eine Motion eingereicht, um den Kunst-Wettbewerb abzubrechen. Jedoch vergeblich. (sie)