Glosse
So schön soll das Bundeshaus werden!

Das Geheimnis ist gelüftet: Das Werk «Tilo» soll die schmucklose Fassade des Bundeshauses zieren. Ein überfälliger Entscheid.
Publiziert: 04.03.2022 um 18:50 Uhr
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Das Geheimnis ist gelüftet: Das Werk «Tilo» der Basler Künstlerin Renée Levi soll das Bundeshaus schon bald vollenden.
Foto: zVg

Das Warten hat ein Ende. Das Geheimnis ist gelüftet. 120 lange Jahre musste sich die Schweiz gedulden. Nun endlich wird das schmucklose Giebelfeld über dem Eingang des Bundeshauses mit zeitgenössischer Kunst geziert. Überfällig! Schliesslich hatte schon Erbauer Hans Wilhelm Auer in diesem Dreieck Kunst vorgesehen. Doch der Bau, er blieb unvollendet.

Hat die Bundespolitik in diesen schweren Stunden wirklich nichts Besseres zu tun?, mag sich der geneigte Lesende fragen. Ringt die Schweiz nicht noch immer mit den Nachwehen der Corona-Pandemie und wieder ansteigenden Fallzahlen? Herrscht in Osteuropa nicht Krieg – mit unmittelbaren Auswirkungen auch auf unser Land?

Papperlapapp! Wir sprechen hier immerhin von nicht weniger als einem architektonischen Verbrechen. Von einem Missstand, mit dem das Schweizer Volk schon viel zu lange leben muss!

Auch Ständeratspräsident Thomas Hefti (62, FDP) ist das ein Dorn im Auge. An der Spitze der Verwaltungsdelegation des Parlaments hat er deshalb das Heft in die Hand genommen. Das Ergebnis darf sich sehen lassen: Das Werk «Tilo» der Basler Künstlerin Renée Levi soll das triste Bundeshaus endlich in neuem Glanz erstrahlen lassen.

Es ist als Hommage gedacht an Tilo Frey, die als eine der ersten zwölf Frauen und als erste schwarze Frau 1971 in den Nationalrat gewählt wurde, direkt nach Inkrafttreten des Frauenstimmrechts.

Mit 246 dreieckigen Keramikplatten soll das Giebelfeld vollständig ausgekleidet werden. Sie sollen nahe am Farbton des Baus sein. Doch durch unterschiedliche Rillen und eine feine Glasur breche sich das Licht immer wieder neu, stellt die Verwaltungsdelegation zufrieden fest und wirbt gleich weiter: Damit entstehe optisch eine leichte Bewegung in der statischen Fassade.

Der Bedeutung des Projekts entsprechend hat die Verwaltungsdelegation mit der grossen Kelle angerührt. 15 Künstlerinnen und Künstler waren für den Kunstwettbewerb eingeladen worden. Mehr als ein Jahr hat der Prozess gedauert.

Nun aber soll es rasch gehen. Noch im Frühling sollen die Arbeiten starten, mit dem Ziel, das Werk im kommenden Jahr zu enthüllen. Rechtzeitig zum 175. Geburtstag der modernen Schweiz.

Schlappe 500'000 Franken wird das den Steuerzahler kosten. Ein Klacks verglichen mit den Milliarden, die zur Bewältigung der Corona-Krise aufgeworfen werden. (dba)

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