Auf einen Blick
- Die Grüne Meret Schneider kehrt in Nationalrat zurück und spricht über Essstörung
- Schneider liess sich in Zürcher Klinik behandeln, fühlt mehr Energie
- 32-jährige Umweltwissenschaftlerin will Registrations- und Kastrationspflicht für Freigängerkatzen einführen
Ab Montag ist sie zurück in Bundesbern: Die Grüne Meret Schneider (32) nimmt mit dem Rücktritt von Parteikollege Bastien Girod (43) mit dem Beginn der Wintersession wieder Einsitz in den Nationalrat. Zu ihrem Wiederantritt spricht die studierte Umweltwissenschaftlerin und beherzte Tierschützerin in einem Interview nun erstmals offen über ihre Essstörung.
«Ich leide schon seit meiner Kindheit unter Anorexie, das heisst, ich habe einfach nichts gegessen», sagt Schneider im Gespräch mit der «SonntagsZeitung». Dabei hätten sich seither gute und schlechte Phasen immer wieder abgewechselt.
Behandlung in Zürcher Klinik
«Ich dachte immer, ich schaffe das schon allein», sagt die Zürcherin. Ein Trugschluss, wie sie heute zugeben muss. Ihre zweite Chance im Nationalrat habe sie nun dazu motiviert, Hilfe von aussen zu holen: In den fünf Wochen vor der Session liess sie sich im Zentrum für Essstörungen der Uni Zürich behandeln.
In der Klinik habe sie gelernt, regelmässig und ausgewogen zu essen – und so wöchentlich an Gewicht zuzulegen. «Ohne dass ich zuvor dies und das erledigt, das Sportprogramm absolviert und alle Vorsätze des Tages bewältigt habe», sagt Schneider.
Dafür habe sie mit einer Ernährungsberaterin einen Zeitplan erstellt und gehe auch zukünftig einmal pro Woche zur Therapie inklusive Gewichtskontrolle. Mittlerweile spüre sie dank der Behandlung einen positiven Wandel: «Ich habe schon sehr viel mehr Energie. Das wird mir erst jetzt bewusst.» Wenn sie dadurch fortan in ihrer politischen Arbeit weniger zerbrechlich wirke, sei das ein willkommener Nebeneffekt.
Katzenvorstoss als erstes Projekt
Sowieso würde Schneider weiterhin «alles mit vollem Einsatz» anpacken. Mit Vorstössen möchte sich die Nationalrätin in dieser Legislatur jedoch für einmal zurückhalten. «Heute weiss ich, wie man etwas sinnvoll aufgleist. Falls ich merken sollte, dass bei anderen Fraktionen zu wenig zu holen ist, reiche ich die Motion gar nicht erst ein», sagt Schneider.
Neben Agrarthemen will sich Schneider unter anderem für einen respektvollen Umgang mit Tieren starkmachen. «Während meiner Abwesenheit herrschte da ein Vakuum», sagt sie. Mit ihrem ersten Vorstoss wolle sie eine schweizweite Registrations- und Kastrationspflicht für Katzen, die ins Freie dürfen, erreichen. Nur so könne die «massive Überpopulation» eingeschränkt werden. Denn unter den fast zwei Millionen Katzen, die in der Schweiz leben, befänden sich «unzählige verwahrloste».