Es war eine bittere Niederlage: 671 Stimmen haben Meret Schneider (31) am Ende zur Wiederwahl in den Nationalrat gefehlt. Das war letzten Oktober. «Im Moment möchte ich einfach nur im Boden versinken», twitterte sie am Tag der Abwahl.
Wenige Tage danach traf sie Blick zu einem Gespräch. Sie erzählte, wie sie sich nach dem Tiefschlag aufgerappelt hat, welche Pläne sie verfolgt und dass auch das Kapitel Politik für sie nicht abgeschlossen ist. Sie könne sich durchaus vorstellen, 2027 erneut zu kandidieren, sagte sie damals. Und betonte, dass sie bei den Grünen aktiv bleibe und sich weiterhin für eine nachhaltige Landwirtschaft einsetze. «Es gibt noch viel Arbeit zu erledigen», so Schneider.
«Mir gehts total gut»
Nun, ein halbes Jahr später, hat sie die Niederlage einigermassen verdaut. «Mir gehts total gut», erzähl sie in der «Sonntagszeitung». So hat sie einen neuen «megaspannenden Job» als Projektleiterin in einer Kampagnen-Agentur gefunden. Dort verdiene sie zwar wesentlich weniger als früher als Nationalrätin – Ratsmitglieder erhalten gegen 120'000 Franken im Jahr –, doch das nimmt sie gelassen.
In ihrem neuen Job ist sie für landwirtschaftliche Themen zuständig, etwa zur Frage der Direktvermarktung. Bereits im Nationalrat lag einer ihrer Schwerpunkte auf der Landwirtschaft. Und ihre zahlreichen Vorstösse für mehr Tierwohl hallen noch immer nach. So wurde in der Sondersession im April eine ihrer Motionen angenommen, welche eine Deklarationspflicht für ausländisches Fleisch verlangt. Künftig sollen Konsumenten auf der Verpackung sehen, ob die Tiere vor der Schlachtung tagelang zum Schlachthof transportiert wurden.
Zwei Comeback-Varianten
Auch wenn sie es geniesse, keine öffentliche Person mehr zu sein – denn damit gingen auch Hasstiraden bis hin zu Morddrohungen einher –, werden die Pläne für ein Polit-Comeback konkreter. Von den Hatern will sie sich nicht einschüchtern lassen. Sie will zurück ins Bundeshaus.
Dafür kommen zwei Varianten infrage: Tritt einer der heutigen vier grünen Zürcher Nationalräte während der Legislatur zurück, könnte Schneider als erster Ersatz nachrutschen. Ansonsten muss sie einen neuen Versuch bei den nächsten Nationalratswahlen 2027 wagen. (rus)