Mehr als doppelt so viel wie im EU-Durchschnitt
Schweiz steht an der Teilzeit-Spitze

Immer mehr Menschen arbeiten mit reduziertem Pensum. Heute sind es 40 Prozent aller Erwerbstätigen in der Schweiz. Das ist mehr als doppelt so viel wie im EU-Durchschnitt.
Publiziert: 19.05.2023 um 12:19 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2023 um 14:30 Uhr
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40 Prozent aller Erwerbstätigen in der Schweiz arbeiten mit reduziertem Pensum.
Foto: Keystone

Der Teilzeit-Trend hält an. In der Schweiz arbeiten mittlerweile 40 Prozent aller Erwerbstätigen nicht mehr mit einem 100-Prozent-Pensum. Mehr als doppelt so viel wie im EU-Durchschnitt, wie die «NZZ» schreibt. Nur in der Niederlande liegt die Teilzeitquote in Europa noch höher. Sie liegt dort im Schnitt bei 44 Prozent.

Daten vom Bundesamt für Statistik (BfS) zeigen: Der Hauptgrund für eine Teilzeittätigkeit hat nichts mit fehlender Lust oder Faulheit zu tun. Vielmehr mit der Betreuung von Kindern. Teilzeitarbeit ermögliche Personen mit kleinen Kindern, überhaupt am Arbeitsmarkt teilzunehmen. Viele von ihnen wären ohne diese Option womöglich überhaupt nicht erwerbstätig.

Flexibler Arbeitsmarkt

Silja Häusermann, Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Zürich, begründet in der «NZZ» die Beliebtheit der Teilzeitarbeit in der Schweiz und den Niederlanden folgendermassen: Beide Länder hätten einen sehr flexiblen Arbeitsmarkt. Heisst: Es sind viele unterschiedliche Arbeitszeitmodelle möglich – darunter auch Teilzeitarbeit, und zwar in den verschiedensten Pensen. «Das Teilzeitmodell hat sich in der Schweiz eingependelt, weil es für Familien machbar ist», so Häusermann.

In Skandinavien sei dies anders. Nur ein Viertel der Norweger, Dänen und Schweden arbeiteten mit reduziertem Pensum, heisst es in dem Artikel. Die Gründe: Erstens arbeiteten Skandinavierinnen und Skandinavier weniger Stunden für eine Vollzeitstelle. In Norwegen etwa beträgt ein Vollzeitpensum 37,5 Stunden. In der Schweiz entspräche das einem 85-Prozent-Pensum.

Oft kümmern sich Mütter um Betreuung

Zweitens seien die Normen in skandinavischen Länder egalitärer als hierzulande, sagt Häusermann der «NZZ». Denn: Frauen und Männer kümmerten sich öfter gleichermassen um die Kinderbetreuung. Auch, weil in Skandinavien die Gesellschaft eher auf Familien mit zwei Erwerbstätigen ausgerichtet sei und die Kinderbetreuung erheblich günstiger sei. Dies führe dazu, dass Frauen öfter Vollzeitpensen hätten.

Kinder in die Kita zu bringen, lohne sich hingegen in der Schweiz kaum, so die Politologin. Darum betreuten viele Familien ihren Nachwuchs zum Teil selbst. Oft seien es die Mütter, die schauten – wegen der gesellschaftlich breit verankerten Normen. Aber auch, weil es vor allem in Berufen mit hohem Frauenanteil ein entsprechendes Angebot an Teilzeitstellen gebe. (oco)


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