Mehrheit der Versicherten will eine Ausweitung der Prämienverbilligung
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Repräsentative Umfrage zeigt:Mehrheit der Versicherten will mehr Prämienverbilligung

Medikamente, freie Arztwahl, teure Spezialisten
Wo Patienten bei den Gesundheitskosten sparen würden

Die Krankenkassenprämien steigen und steigen. Der Druck ist mittlerweile so hoch, dass die Patienten einst unpopuläre Massnahmen befürworten. Beispielsweise bei der freien Wahl des Arztes.
Publiziert: 07.11.2022 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2022 um 08:59 Uhr
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Die Krankenkassenprämien steigen und steigen. Sie bereiten der Bevölkerung am meisten Sorgen.
Foto: Keystone
Sermîn Faki

In diesen Tagen flattern die neuen Krankenkassen-Policen in die Haushalte. Für viele ein Schock, denn es wird noch teurer – im Schnitt um 6,6 Prozent. Am besten kommen die Basler weg, deren Prämien zwar auch um knapp vier Prozent steigen. Doch die Neuenburger müssen fast zehn Prozent verkraften.

Kein Wunder, machen die Gesundheitskosten der Bevölkerung am meisten Sorgen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage, die das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag des Krankenkassenverbands Santésuisse erstellt hat.

Hier steigen die Prämien am meisten
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Kantonsübersicht:Hier steigen die Prämien am meisten

Prämien schmerzen mehr als Energiekosten

Vor die Wahl gestellt, welche Kosten ihnen mehr Kopfzerbrechen bereiten, nannten 59 Prozent der Befragten die Prämien, 41 Prozent die Energiekosten. Zum Teil fiel die Antwort so klar aus, weil die Befragung gestartet wurde, kurz nachdem Gesundheitsminister Alain Berset (50) die Prämien für das kommende Jahr bekannt gegeben hatte.

Aber auch, wie Sotomo schreibt, weil bei den Gesundheitskosten ein weiterer Anstieg erwartet werde, während die Energiekosten als Folge des Ukraine-Kriegs als zeitlich begrenzt wahrgenommen würden.

Angesichts dieser Aussichten sieht eine überwältigende Mehrheit von 88 Prozent dringenden politischen Handlungsbedarf bei den Prämien. Bei den Strompreisen ist es nur jeder zweite und bei den Treibstoffkosten will gar nur ein Drittel ansetzen.

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Deutliche Mehrheit für Kosteneinsparungen

Bei den Prämien ist der Druck unterdessen so gross, dass auch Massnahmen Anklang finden, die früher dezidiert abgelehnt wurden. «Es gibt deutliche Mehrheiten dafür, bei den Kosten zu sparen», so Sotomo-Chef Michael Hermann (51).

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Grössten Zuspruch mit 94 Prozent findet die Idee, dass Ärzte und Apotheker zwingend nur noch günstigere Generika abgeben sollen statt teurer Originalmedikamente. 88 Prozent fordern, dass Ärzte, die wiederholt durch hohe Abrechnungen aufgefallen sind, aus der Finanzierung durch die Grundversorgung ausgeschlossen werden, was faktisch ein Ende der freien Arztwahl bedeuten würde. Doch die scheint ohnehin passé: 71 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, Patienten zu verpflichten, zuerst den Hausarzt oder das immer gleiche Ärztenetzwerk aufzusuchen.

Vor zehn Jahren war das noch undenkbar: Damals stimmten knapp 69 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer gegen die sogenannte Managed-Care-Reform, die genau das vorsah. «Seit der Abstimmung ist extrem viel passiert», sagt Hermann. Das sehe man schon daran, dass heute 75 Prozent aller Versicherten ein Hausarzt- oder HMO-Modell wählten. «Eine solche Abstimmung würde jetzt wohl anders ausgehen.»

Telemedizin hat zu kämpfen

Sind die Menschen wegen der steigenden Prämien bereit, auf die freie Wahl ihres Arztes zu verzichten? Ganz so einfach ist es nicht. Auf die Frage, wie gross die Zufriedenheit mit ihrem Versicherungsmodell ist, waren jene am zufriedensten, die die freie Arztwahl in ihrer Police haben. 53 Prozent mit diesem Modell bezeichnen sich als sehr zufrieden. Das Hausarztmodell kommt nur auf 38 Prozent. Besser schneiden HMO-Modelle ab. Dahinter verbergen sich Gruppenpraxen und Ärztenetzwerke.

Ebenfalls auffällig: Die Telemedizin, bei der man zuerst digitalen oder telefonischen Kontakt mit den Medizinern aufnimmt, hat noch zu kämpfen. Zwar sind die meisten, die dieses Versicherungsmodell gewählt haben, zufrieden. Doch der Prozentsatz derer, die eher oder sehr unzufrieden sind, ist mit 15 Prozent höher als bei den anderen Modellen.

Sind die Menschen wegen der steigenden Prämien bereit, auf die freie Wahl ihres Arztes zu verzichten? Ganz so einfach ist es nicht. Auf die Frage, wie gross die Zufriedenheit mit ihrem Versicherungsmodell ist, waren jene am zufriedensten, die die freie Arztwahl in ihrer Police haben. 53 Prozent mit diesem Modell bezeichnen sich als sehr zufrieden. Das Hausarztmodell kommt nur auf 38 Prozent. Besser schneiden HMO-Modelle ab. Dahinter verbergen sich Gruppenpraxen und Ärztenetzwerke.

Ebenfalls auffällig: Die Telemedizin, bei der man zuerst digitalen oder telefonischen Kontakt mit den Medizinern aufnimmt, hat noch zu kämpfen. Zwar sind die meisten, die dieses Versicherungsmodell gewählt haben, zufrieden. Doch der Prozentsatz derer, die eher oder sehr unzufrieden sind, ist mit 15 Prozent höher als bei den anderen Modellen.

Kopfprämien schröpfen die Armen besonders

Besonders dramatisch leiden Geringverdiener unter den Prämien. Anders Haushalte mit einem Einkommen von über 10'000 Franken im Monat. Diese machen sich mehr Sorgen wegen der Energiepreise. Keine Überraschung: Während die Krankenkassenprämien Kopfprämien sind – also jeder gleich viel zahlen muss, egal, wie viel er verdient –, sind die Energiekosten verbrauchsabhängig. Gutverdiener leben in grösseren Wohnungen oder Häusern, entsprechend fallen die Energiekosten mehr ins Gewicht.

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Ebenso wenig erstaunt, dass 80 Prozent der reichen Haushalte nicht davon ausgehen, sich wegen der Krankenkassenprämien finanziell einschränken zu müssen. Ganz im Gegenteil zu Menschen, die in Haushalten mit einem monatlichen Einkommen unter 4000 Franken leben: Von diesen gehen 81 Prozent davon aus, dass sie sich künftig nicht mehr den gewohnten Lebensstandard leisten können. Doch auch der Mittelstand bereitet sich darauf vor, den Gürtel enger zu schnallen.

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Sparen, wo es die Qualität nicht berührt

Vor diesem Hintergrund spricht sich eine deutliche Mehrheit für die Ausweitung der Prämienverbilligungen aus. 64 Prozent wollen, dass der Zustupf erhöht wird und dass mehr Leute davon profitieren. 66 Prozent fordern, dass die Kriterien, die zum Bezug vom Prämienverbilligung berechtigen, schweizweit vereinheitlicht werden. Heute gibt es 26 unterschiedliche Systeme.

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Für Auftraggeberin Santésuisse ist die Hauptaussage der Umfrage klar: «Der Grundversicherung dürfen nicht immer neue Leistungen aufgebürdet werden», so Chefökonom Christoph Kilchenmann (49). Stattdessen, das zeige die Umfrage, sollten unwirksame Leistungen gestrichen werden. «Die Politik muss das ernst nehmen und dort sparen, wo das ohne Qualitätseinbussen möglich ist. Beispielsweise bei Medikamenten, für die in der Schweiz viel höhere Preise bezahlt werden als im Ausland.»

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