«Lage hat sich in den letzten Wochen verschärft»
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Bundesrat zur Energiekrise:«Lage hat sich in den letzten Wochen verschärft»

Bundesrat verkündet Massnahmen
Gas-Knappheit – müssen wir im Winter frieren?

Russland droht Europa den Gashahn zuzudrehen. Das könnte auch die Schweiz hart treffen. Der Bundesrat trifft daher Vorbereitungen, um eine Gas-Knappheit möglichst zu verhindern.
Publiziert: 29.06.2022 um 15:16 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2022 um 07:41 Uhr
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Die Fronten zum Westen sind verhärtet: Russlands Präsident Wladimir Putin könnte den Gashahn zudrehen.
Foto: IMAGO/SNA
Daniel Ballmer

Es herrscht Krieg und die Welt steckt in einer Energiekrise. «Und Europa ist mittendrin», mahnte Energieministerin Simonetta Sommaruga (62) am Mittwoch vor den Medien. So bekommt Deutschland den Zorn von Wladimir Putin (69) bereits zu spüren. Russlands Präsident hat den Gasfluss gedrosselt. Die deutsche Regierung ruft zum Gassparen auf, um den Verbrauch im Land zu drosseln.

Derweil verhärten sich die Fronten im Ukraine-Krieg weiter. Damit steigt auch das Risiko, dass Russland Europa den Gashahn ganz abdreht. Das würde auch die Schweiz hart treffen – obwohl der Gas-Anteil am gesamten Energieverbrauch nur 11 Prozent beträgt.

«Es geht jetzt ums Ganze»

Zusammen mit den Branchenverbänden ist der Bundesrat deshalb daran, sich auf eine drohende Mangellage vorzubereiten. Um die Gasversorgung zu stärken, hat die Regierung die Branche bereits Mitte Mai dazu verpflichtet, Speicherkapazitäten in den Nachbarländern und Optionen für zusätzliche nichtrussische Gaslieferungen zu sichern. Denn die Schweiz hat keine eigenen Gasspeicher und ist daher vollständig auf Importe angewiesen. «Es geht jetzt ums Ganze», mahnte Sommaruga.

Doch selbst wenn zusätzliche Gaslieferungen und Reserven vorgängig vertraglich abgesichert werden: «In einer Krise gibt es allerdings keine Garantie, dass sich die Vertragspartner auch daran halten», gab Sommaruga zu bedenken. Das habe sich in der Corona-Pandemie gezeigt. Die Schweiz habe Masken bestellt und bereits bezahlt – sie seien dann aber zeitweise dennoch nicht geliefert worden.

Wir alle sollen Gas sparen

Wirtschaftsminister Guy Parmelin (62) ging daher so weit, dass er die Bevölkerung wie auch die Wirtschaft zum Gassparen aufrief. Wenn wir jetzt Strom und Gas sparten, helfe das, eine Mangellage im kommenden Winter zu verhindern.

Das war nicht der erste Sparappell: «Ein Grad weniger heizen kann den Verbrauch schon stark senken», hatte Wirtschaftsminister Guy Parmelin (62) kürzlich bereits erklärt. Nun rief er auch die Industrie dazu auf, «alle Möglichkeiten zur Reduktion des Gasverbrauchs auszunutzen». Auch Liegenschaftsverwalter sollten sich daran halten.

Gleichzeitig weist der Bund diejenigen Unternehmen an, ihre Öltanks zu füllen, die ihre Anlagen sowohl mit Gas wie mit Öl betreiben können – auch wenn Öl zurzeit teuer ist. Bei Bedarf würde das Öl-Pflichtlager dafür freigegeben werden. Und wenn das nicht reicht, müsste das Gas für Grossverbraucher wohl kontingentiert werden.

Bis zu 800 Millionen Franken aufgeworfen

Noch seien die Gaslieferungen sicher. Aber die Lage sei angespannt. Die Schweiz müsse sich auf eine allfällige Mangellage vorbereiten. Und das tue sie, wie Ständerat Martin Schmid (53), Präsident des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie, versicherte. Es würden erhebliche Summen investiert, um einen Winter-Engpass zu vermeiden. Schmid sprach von Investitionen zwischen 500 und 800 Millionen Franken in Absicherungsverträge.

Es müssten nun alle am selben Strick ziehen, meinte Bundesrat Parmelin beschwörend. Nur so könne die Schweiz die Krise bewältigen. Doch: «Ob sie unbeschadet durch diese Krise kommt, kann heute noch niemand sagen», stellte Sommaruga klar.

Gas-Mangellage, PK vom 29.6.2022

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